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Als ich am Hochhaus, in dem die Duponts wohnten, ankam, war die ganze Straße durch Polizeiautos und Absperrband gesperrt. Davor drängten sich, auch noch um diese späte Uhrzeit, einige Schaulustige und natürlich die Presse. Ich stellte meinen Wagen ab und eilte zum Hauptkommandowagen, einem großen Van, der bei Geiselnahmen immer dabei war. Terry wartete schon auf mich.

„Hey, wie sieht's aus?"

„Jason Parker ist im Appartement der Duponts zusammen mit Mrs. Dupont. Er hält sie seit knapp einer Stunde fest. Mrs. Dupont war schon früher zu Hause als ihr Mann, weil..."

„Weil Sie noch zu ihrem Atelier gefahren ist, wo sie ein Treffen mit Timothy Crowl hatte", unterbrach ich ihn. „Ich hab die beiden gesehen."

„Genau. Mr. Dupont kam um kurz nach zehn nach Hause und wollte die Türe aufschließen, da hat Parker wohl einen Schuss abgefeuert."

„Er hat eine Pistole?"

„Ja. Und er hat kein Problem sie zu benutzen. Laut Marley hat der Junge eine Waffenlizenz für eine Fünfundvierziger. Er kann damit umgehen."

„Das ist schlecht. Weiß man schon, was er will?"

„Gerechtigkeit für Page. Er denkt, ihre Eltern sind schuld an ihrem Tod." Das war keine geplante Geiselnahme gewesen. Das sah ich sofort. Wahrscheinlich wollte der Junge die beiden nur zur Rede stellen.

„Hm. Ist schon jemand reingegangen?"

„Nein, er lässt partout keinen in die Nähe. Er sagt, sonst tötet er Mrs. Dupont."

Ich überlegte gar nicht erst.

„Ich gehe rein."

„Nein, das ist zu gefährlich.", widersprach Terry.

Ich sah ihn vorwurfsvoll an. Wir hatten schon viele anspruchsvolle Geiselnahmen erlebt und sie waren immer gut ausgegangen.

Zusammen kletterten wir in den schwarzen Van.

„Guten Abend, Homewood", begrüßte ich den Hauptkommissar. „Ich leite den Fall, Jason Parker ist einer der Verdächtigen. Ich gehe jetzt rein und beruhige ihn."

Homewood sah mich zweifelnd an. Er wollte gerade etwas sagen, aber ich fiel ihm ins Wort.

„Homewood, Sie kennen mich doch. Das klappt. Geben Sie mir einfach nur eine Weste." Meine eigene Weste lag in meinem Auto, doch ich hatte jetzt nicht die Zeit, sie zu holen. Eine Weste war wie die andere. Ich sah da keinen großen Unterschied.

Er zögerte immer noch. Ich sah ihn bittend an. Er konnte mir vertrauen. Schließlich griff er hinter sich und gab mir eine schusssichere Weste. Ich dankte ihm und zog meine Jacke aus. Während ich die Weste anlegte, erklärte ich: „Ich werde unbewaffnet rein gehen. Dann sieht er mich nicht als Gefahr."

„Hältst du das für sicher?"

„Sicher nicht, aber sonst komme ich nicht an ihn ran."

„Wir verkabeln dich aber noch, dann können wir eingreifen, falls etwas schief geht."

„Alles klar." Als ich fertig war, begleitete mich ein Trupp hochbewaffneter Polizisten in das Gebäude und in den zwölften Stock. Danach stellten sie sich hinter mich an die Flurwand. Ich atmete noch einmal tief durch, dann klopfte ich laut an. „Jason Parker? Mein Name ist Anna Striker. Ich möchte mich gerne mit Ihnen unterhalten."

„Verschwinden Sie. Ich will keine Polizei.", klang es gedämpft von drinnen. Er musste in dem großen Flur stehen, von dem die Treppe nach oben führte. Die Spurensicherung hatte den Tatort heute Mittag wieder freigegeben, sodass das Reinigungsteam alles sauber machen konnte. Ich hörte ein leises Wimmern. „Maul halten", rief Jason aufgebracht.

The death comes on High-HeelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt