Jeon Jeong-guk

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Bloß nicht auffallen, das war mein Plan im neuen Schuljahr der Middle School Busan. Ich senkte den Kopf, zog mir meine schwarze Cap noch tiefer ins Gesicht und trottete langsam Richtung Klassenraum. 

»Kim Yuna .. bist du das etwa?«, ertönte eine gedehnte Stimme vor mir. Ich blickte weiterhin auf den Boden. Oh nein. Weiße Nike Airs. Ich rückte mir meine Brille gerade und versuchte, an ihr vorbeizulaufen, als hätte ich sie nicht bemerkt, doch sie hielt mich am Saum meiner Schulbluse fest. »Lass mich bitte los«, wimmerte ich. »Heul doch«, zischte sie.

Leider hatte es im Gegensatz zu den Klischees einen guten Grund, warum Saelin es auf mich abgesehen hatte. Früher, in der Grundschule hatten wir uns recht gut verstanden, doch dann hatte ich ihr alles genommen. Ihren Crush, der sich mehr für mich interessiert hatte-aber vorallem ihre langjährige beste Freundin. 

»Es tut mir leid, okay? Ich wollte das nicht«, flüsterte ich mit weinerlicher Stimme und versuchte mich vergeblich loszureißen. Saelin lachte gehässigt. »Oh, es geht schon lange nicht mehr um meinen Crush aus der fünften Klasse oder um meine angebliche beste Freundin Sung Yumin. Allein deine Existenz ist es. Und das wird wohl nie zu Ende gehen, bevor du selber merkst, wie es ist, alles zu verlieren!«

 Als der Schulgong ertönte, rammte sie mich zur Seite, sodass ich mich auf dem Boden wieder fand und die Schuhe der anderen Schüler an mir zu spüren bekam. Ohne mich weiter zu beachten, rannten alle vorbei. Sie wollten nur pünktlich im Unterricht sein. 

»Hey, alles in Ordnung?«, hörte ich auf einmal. Moment, war ich gemeint?  Dann beugte sich plötzlich ein fremdes Gesicht eines Jungen zu mir hinunter. »Sehe ich so aus?", keuchte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Der Junge lachte leise. »Ich bin übrigens Jeong-guk. Jeon Jeong-guk«, sagte er, während er mir aufhalf. »Kim Yuna«, krächzte ich und klopfte mir den Dreck aus der Schuluniform. Ich betrachtete den Jungen. Warum half er mir? Mir, dem unscheinbarem Mädchen, mit der großen Brille und dem Cap?

»Danke«, nuschelte ich. Er reichte mir meine Brille. »Die ist aber ziemlich kaputt«, bemerkte er. »Ist egal«, meinte ich rasch. »Ich brauche eigendlich sowieso keine Brille.«

»Tut das nicht weh?«, er zeigte auf die aufgeschürften Stellen von all den Tritten. Auf einmal bildeten sich Tränen in meinen Augen und ich konnte nicht verhindern, dass sie herunterliefen. Nein. Die Verletzungen taten nicht weh. Alles andere schon. Jeong-guk rückte näher an mich heran. Mit der einen Hand berührte er mich sanft an der Schulter und mit der Anderen wischte er mir vorsichtig die Tränen weg. »Tut mir leid«, ich wandte den Kopf ab. »Kommst du nicht zu spät zum Unterricht?«
»Ist egal«, plötzlich grinste er. »Die Lehrer lieben mich auch so.«

»Bist du eine von den neuen Erstklässlern?« Ich wurde rot. Tatschächlich war ich die Jüngste aus unserem Jahrgang und auch noch recht klein. »Nein, ich bin in der Zweiten.«

»Ich auch!«, stieß er aus.  »Warum habe ich dich nur noch nie bemerkt?« Als ich nichts darauf erwiderte, schien ihm klar zu werden, was er eben damit angedeutet hatte. »Oh, tut mir leid. Das war nicht so gemeint.«

»Alles gut«, ich winkte ab. Das war ich schon gewohnt, aber warum verletzte mich das aus Jeong-guks Mund mehr als die Wörter der Anderen? Ich ignorierte das Gefühl und stand auf. »Danke«, ich räusperte mich. »Für heute mein ich. Ähm-ich sollte jetzt gehen.« Da Jeong-guk nichts mehr sagte, drehte ich mich um und war schon am Ende des Ganges. »Yuna!«, rief er plötzlich. Ich blieb verdattert stehen und drehte mich um. 

»Lass uns nach der Schule etwas zusammen machen«, schlug er vor. Ich hoffte verlegen, dass die Hitze in meinem Gesicht nicht allzu gut zu sehen war. »Wann hast du heute Schulschluss?«, fragte ich so lässig, wie ich nur konnte. »Halb drei, du?«

»Viertel nach drei.«
»Ich warte dann auf dich«, Jeong-guk zwinkerte mir zu. Er schien zu versuchen, mich aus der Fassung zu bringe. So musste es sein. Wenn er nur wüsste, dass er es bereits getan hatte ...


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