Big Hit

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Umarmen war nicht erlaubt. Was Berührungen anging, höchstens ein Händereichen. Nicht, dasss es mir was ausmachte. Ich hasste Berührungen und mied sie so gut ich konnte. Vor dem Aufbruch reichte ich mehreren Leuten die Hand. Dad, anderen wichtigen Agenten, Three.

»Denk dran, du bist Park Ruby-21 Jahre alt, hast eine fünfjährige Ausbildung hinter dir, schon mehrere Stipendien und Preise gewonnen und bist in New Jersey mit deinen koreanischen Eltern ausgewachsen und zur Schule gegangen«, schärfte mir Dad nochmals ein. Ich nickte immer wieder.

Als ich meiner Schwester die Hand reichte, spürte ich etwas in meinen schwarzen Lederhandschuhen. Ich nickte ihr zu, ballte meine Hände zu einer Faust und ließ mir von dem Chauffeur beim Einsteigen in die schwarze Limousine helfen.

Die Fahrt dauerte nicht allzu lange, da das Big Hit Gebäude ebenfalls in Seoul war. Ich öffnete die Faust und blickte auf einen zusammengeknüllten Zettel. Nervös warf ich einen Blick auf den Chauffeuer. Er konnte sich jeder Zeit umdrehen. Ich griff nach einen Sandwitch aus der Mini Bar und stopfte mir den in den Mund. Die dickflüssige Thunfisch-Mayo-Mischung lief mir über das Kinn, doch das Wichtige war eigendlich die Verpackung. Ich hielt mir das alufolienartige Ding über den Zettel und faltete diesen unauffällig auf.

Hör bloß nich auf deinen sturen Kopf, Yuna

Genervt stopfte ich den zerknüllten Zettel in meine Jackentasche. Meine Schwester schien sich ja richtig toll zu fühlen, mit ihren Waissagungen.

Der Chauffeur hielt mir noch ein Mal die Limousinentür auf und half mir raus. Ich zog eine Grimasse, die ein dankbares Lächeln darstellen sollte, und stolzierte ins Big Hit Gebäude. Zu spät fiel mir auf, dass ich mich hier überhaupt nicht auskannte. Ich fluchte leise und mir blieb nichts anderes übrig, als zur Rezeption zu gehen.

Ich warf meine beerenroten Divahaare nach hinten und lächelte zuckersüß. »Guten Tag«, flötete ich. »Ich bin die neue Stylistin für BTS-Lee Ruby. Könnten Sie mit sagen, wo sie zu finden sind?« Ich blinzelte ein paar Mal mit meinen ungewohnt langen Wimpern

»Ihr Ausweis, bitte«, auffordernt streckte die Pute an der Rezeption die Hand nach mir aus. Heiße Wut kochte in mir hoch. Die fühlte sich anscheinend viel zu cool. Ich setzte ein Lächeln auf, funkelte die Frau jedoch so an, sodass sie es kaum übersehen konnte. Mit meinen langen roten Fingernägeln reichte ich ihr meinen perfekt gefaketen Ausweis. Sie verglich das Foto nur mit meinem Gesicht, tippte auf der Tastatur herum und gestattete mir zu gehen. »7. Stock, Raum 215«, sagte sie gelangweilt und wandte sich dann wieder ihrem Computer zu. »Diva«, knurrte ich kaum hörbar und stapfte zum Aufzug.

»Was ist das hier?«, fluchte ich noch einmal, als die Aufzugstür nicht zugehen wollte und mich die Pute schadenfroh anglotzte und hinter vorgehaltener Hand herumkicherte. »MOMENT!«, keuchte eine männliche Stimme. Eine schwarze Kameratasche schnellte zwischen die Türhälften und kurz darauf betrat ein ebenfalls schwarzgekleideter Typ den Aufzug. »Danke«, er schnappte laut nach Luft und hielt sich am Geländer fest. »Ich bin tot«, krächzte er. »Was machst du da? Warum machst du nicht die Tür zu?«

»Was kann ich dafür, wenn es das Ding nicht funktioniert?«, schnauzte ich zurück. Jetzt war er es, der mich verständnislos anstarrte. Dann prustete er los und beugte sich zu den Schaltern. Sofort schlossen sich die Türhälften. »Tür zu, bedeutete das praktische Ding hier«, erklärte er belustigt. Ich verfluchte mich innerlich und räusperte mich. »Ähm-ja.« Ich drehte mich weg, damit er die Hitze in meinem Gesicht nicht bemerkte, die langsam, aber sichbar hervorkroch. »Bist du nicht aus Korea? Man könnte meinen, du wärst noch nie in einem koreanischen Aufzug gewesen«, redete der Typ weiter. »USA«, erwiderte ich. »Ich bin in Seoul geboren, bin aber in den US Amerikanischen Staaten zur Schule gegangen und habe eine Ausbildung zur Stylistin bekommen«, fügte ich noch hinzu. In Wirklichkeit hatte es ind er Mafia nie Aufzüge gegeben, weil sonst die Gefahr bestand, dass jemand anderes diese manipulierte.

Damit war alles gesagt und ich hoffte, dass ich nie mehr in meiner Zeit als Stylistin bei Big Hit so lange Sätze hervorwürgen musste. Überhaupt hatte es hier nicht besonders gut angefangen. Ich fuhr mir mit der Hand durch meine fremden Haare und seufzte kaum hörbar. Die beste Möglichkeit würde es sein, mich so unauffällig wie möglich zu verhalten und den Auftrag innerhalb von wenigen Tagen zu erledigen. Woher hätte ich wissen sollen, dass das Töten diesmal nicht so einfach werden würde, wie in den letzten Jahren?



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