In dieser Nacht hatte ich keine einzige ruhige Minute. Mein ganzer Körper war von blauen Flecken geziert und ich konnte mich kaum bewegen. Ich hatte natürlich sofort eine Crème drauf gemacht, die hat aber leider herzlich wenig geholfen.
Es war schon 4 Uhr, als ich mich erneut verzweifelt in meinem Bett wälzte. Liegen konnte ich nicht wirklich, weil ich Schmerzen hatte, Schlafen konnte ich nicht, weil ich jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sein verdammtes Gesicht sah.
Ich konnte einfach nicht mehr. Gegen 4:30 brach der größte Heulkrampf meines Lebens über mich und ich konnte nur noch weinen. Ich hätte am liebsten in mein Kissen geschrien, aber dann wäre mein Onkel wieder wach geworden. Worst case!!!
Ich saß also alleine in meinem Bett und weinte stille Tränen, die schier unendlich schienen. Der Schultag würde definitiv lustig werden, stellte ich verbittert fest, als ich aus dem Fenster sah und die Sonne schon aufging. Hoffentlich bemerkte keiner was davon. Ich war ja heute noch mit den Jungs verabredet.
Mein Blick viel bei diesem Gedanken auf meine Uhr. Verdammt, es war schon um 5 Uhr. Meinte Daichi nicht, dass sie um 6 Uhr anfangen wollten zu trainieren? Schnell packte ich meine Sachen, schloss meine Tür auf und tapste leise ins Bad.
Als ich in den Spiegel sah, bekam ich einen Schreck. Ich sah offiziell aus, wie eine Leiche. Herzlichen Grlückunsch an mich selbst. Das war aber zum Glück nichts, was man nicht doch mit Make up beheben könnte. Das tat ich dann auch und rannte auch schon aus der Wohnung. Lieber schnell weg!
Auf der Hälfte des Weges vergewisserte ich mich, nicht doch etwas vergessen zu haben. Ich durchsuchte meine Tasche nach all meinen wichtigen Dingen, hatte aber etwas essentielles vergessen. Mein Pausenbrot und meinen Geldbeutel. Da viel es mir wieder ein, der Abend...
Mein Onkel...
Er meinte ja, dass ich die nächsten Tage erstmal nur vom Essen träumen kann. Also hatte er mir auch meinen Geldbeutel abgenommen. Aber wie sollte ich mir nun meine Sachen kaufen? Ich hatte ja noch nicht einmal mein Busticket oder den Schülerausweis. Also raste ich schnell wieder nach Hause, um mir mein Fahrrad zu schnappen.
Hoch ging ich nicht noch einmal, da es schon 5:25 war und ich befürchtete, dass mein Onkel schon wach sein könnte. Ich werde mir ein wenig Geld beschaffen, wenn er mal wieder bei seinen Pokertreffen ist.Also schwang ich mich auf mein Rad und fuhr in Windeseile los. Ich hatte noch knapp eine halbe Stunde um über den Berg zur Karasuno zu fahren. Eigentlich wollte ich meine Hausaufgaben noch im Bus erledigen, aber das konnte ich nun auch vergessen. Und das auch noch an meinem zweiten Tag. Ich muss nachher schleunigst schauen, dass ich die noch auf der Toilette machen kann, ohne erwischt zu werden.
Zum Glück haben wir zwischen dem Training der Jungs und meiner ersten Stunde noch 15 Minuten Zeit. Das sollte ja bestimmt reichen, um mit den Stochastik Aufgaben fertig zu werden.
Vollkommen aus der Puste und mit leerem Magen kam ich endlich an der Sporthalle an. Es war 5:52, also hatte ich noch Zit mich schnell umzuziehen.Als ich nach den Mädchenumkleiden suchte, stieß ich mit jemandem zusammen, ein bildhaft schönes Mädchen. Sie hatte lange schwarze Harre, die sie aber in einem Zopf trug und eine zarte Brille, die ihr Gesicht perfekt umspielte.
Ich saß auf dem Boden und versuchte mich zu sammeln, als eine Hand in mein Sichtfeld trat. Es war ihre. Schnell stand ich auf, ohne ihre Hand zu ergreifen, entschuldigte mich und rannte schnell weiter.
Halleluja, wer war das denn? Sie war wunderhübsch...Kurz darauf hatte ich auch schon meine Umkleide gefunden und zog mich schnell um. Ich trug ein langärmliges Unterziehshirt, ein Trikot von meinem alten Verein aus Deutschland und kurze Shorts.
Kaum sah ich in den Spiegel, wurde ich wehmütig. Wie gern ich doch wieder spielen wollte, aber das ging gesundheitlich leider nicht mehr so wie früher. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und das erste Hilfe Paket, in der Hoffnung nicht zu spät zu kommen
So sprintete ich im schnellsten Tempo zur Turnhalle, nur um festzustellen, dass noch keiner da war.
Na wundervoll, dachte ich mir. Warum habe ich mich denn jetzt so abgehetzt?„Guten Tag, wer sind sie, wenn ich Fragen darf?", ertönte eine Stimme hinter mir. Sie war rau, dunkel und eiskalt. Sie erinnerte mich an meinen Onkel, aber ich wusste, dass er es nicht sein konnte. Also drehte ich mich um und starrte gegen eine muskulöse Brust.
Nicht, dass ich sehr klein wäre, 1.68 m ist relativer Durchschnitt für mein Alter, aber der Typ vor mir war mindestens 1.90m.Langsam sah ich an ihm hoch und fragte mich, ob das womöglich der Trainer dieser Mannschaft ist, als jedoch mein Blick auf sein Namensschild fiel.
‚Dr. Med. Hoshino Noriko, leitender medizinischer Leiter des Volleyballclubs, Schulmediziner'
Ahh, das war also mein neuer Mentor. er sah zwar mit seinen blonden Locken aus wie ein Bodybuilder, aber sonst scheint er recht okay.
Als mir auffällt, dass wir uns jetzt schon seit einer Minute schweigend anstarren und ich ihn von oben bis unten gemustert habe, drehe ich beschämt den Kopf zur Seite und entschuldige mich.„Mein Name ist Akita Yori, ich bin 16 Jahre alt und wollte mich hier um die Stelle der medizinischen Assistentin bewerben.", sagte ich leise und blickte ihm dann wieder in seine eisblauen Saphire.
Er sah mich auf einmal ganz anders an, gar nicht mehr abwertend, sondern freundlich. Ich glaube sogar ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht gesehen zu haben.„Freut mich dich kennen zu lernen, Yori! Ich bin Dr. Noriko und werde wohl in der nächsten Zeit dein Mentor sein", sagte er nun etwas wärmer, wollte mich an der Schulter fassen, aber ich wich zurück. Das waren nun einmal meine Reflexe, dafür konnte ich nichts. Mein Onkel macht mich kaputt, aber das muss ich mir jetzt nicht anmerken lassen.
Auf den verdutzten Blick von Dr. Noriko lächelte ich nur, kratze mich leicht am Kopf und ging in die Halle. Er schaute mich noch ein wenig an, ging dann aber hinter mir auch hinein.„Die Jungs müssten auch bald kommen", sagte er und ich nickte nur, die Sporthalle 3 war wirklich riesig und ich fühlte mich wie in der Mittelstufe, als ich noch selbst gespielt hatte.
Hinter mir hörte ich Stimmen und wendete mich sofort. Da kamen also die Spieler. Daichi hatte mir gestern schon eine Liste mit den Namen von den Spielern gegeben, so konnte ich zumindest ein paar davon erkennen.
Ich sah Daichi ganz vorne, der mir freudig zuwinkte, Sugawara dicht hinter ihm, Nishinoya, Tsukishima, Tanaka, Asahi, der anscheinend einer der größten hier war.
Vollzählig waren die noch lange nicht, aber für den Anfang waren mir das schon genug Menschen. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen kam Daichi auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Kurz verkrampfte ich mich, da meine Rippen auch nicht mehr so ganz tau frisch waren, nach den gestrigen Erlebnissen mit meinem Onkel, er merkte es aber offensichtlich nicht.Kurz darauf stellte er mich der fast vollen Mannschaft vor. Es war mir etwas unangenehm, aber offensichtlich schienen sie mich zu mögen. Dieser Tanaka hatte regelrecht Herzen in den Augen und auch Yamaguchi wurde etwas nervös. Das ich nicht hässlich war, wusste ich, aber mussten die so einen Wirbel machen?
Ich war froh, als Daichi die Ansprache beendete und sie endlich anfingen zu trainieren. So wie ich das vorhin mitbekommen habe steht ein großes Spiel gegen die Aobajosai an. Krass, auf die geht mein Bruder, dann spielen wir also gegen die Mannschaft vor seinem besten Freund. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber mein Bruder nennt ihn immer den großen König. Scheint so, als hätten alle hier sehr viel Respekt vor dieser Mannschaft.
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The day we've met
FanfictionLest selbst! Eine kleine Fanfiction mit 10.000 Wörtern über das Leben der jungen Akita Yori und ihr neues Leben auf der Karasuno