Die Wahrheit.

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Der Regen prasselte und prasselte.
Tropf. Tropf. Tropf.
Einer nach dem anderen.

Wie viele waren es? Alle zusammen? Jeder Einzelne?

Hunderte?
Tausende?
Oder doch Millionen?

Es waren jedoch zu viele,
um sie alle einzeln zu ertragen.

Ein trauriger Anblick war das.
Als würde die gesamte Stadt in Trauer verfallen. Der ganze Himmel war von dunklen Wolken umgeben und zeichnete die Landschaft als ein hoffnungsloses, dunkles Reich, getränkt mit Kummer und Leid.

Ein schrecklicher Monat war der März.

Der Winter war vorbei, doch der Frühling war noch nicht in Sicht.
Mit ihren wunderschönen Blüten in allen Regenbogenfarben und ebenso mit ihren warmen Sonnenstrahlen.
Es war mal Regen, mal Wind und mal hatte der Winter etwas vergessen und kam mit einer Prise Schnee nochmal zurück.
Und obwohl der Schnee wunderschön war und alle sich eigentlich freuten ihn zu sehen, war jedoch niemand froh ihn wieder anzutreffen zu dieser Zeit.
Die hatten genug von ihm.
Genug vom kalten, nassen und bitteren Wetter, sie wollten einfach nur Wärme und Sonne in ihrem Leben.

Und das Gleiche dachte sich auch Martín, als er vor dem Fenster stand und die Traurigkeit der Natur betrachtete.

Allein war er in seinem Zimmer.

Weinte leise.

Wieso nochmal weinte er?!

Er war ein erwachsener Mann und verhielt sich wie eine jugendliche Göre, die Liebeskummer hatte,
nur, weil ihr Freund ihr nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

Aber hatte je ein Mensch das gespürt, was er gerade spürte?

Diese Verlorenheit?

Dass er versagt hatte in seinem Leben?

So viel hatte er selbst erreicht.
Er war der Beste in seinem Gebiet.
So viel hatte er in dieser Welt geschafft.
Ganz alleine.
Ohne jegliche Unterstützung.
Aber Liebe hatte er nie in sein Leben bringen können.
Er war ja tatsächlich noch nie geliebt worden.
Er war auch nie das Lieblingskind seiner Eltern gewesen.
Ebenso auch später.
Während alle im Studium ihr Leben genossen hatten, mit Partys, um dabei Kontakte zu knüpfen, so viel wie möglich, war er zu dieser Zeit allein in seiner Wohnung geblieben und hatte sich Pläne ausgedacht,
mit denen er Großes geschaffen hat.
Aber wenn er es dann versuchte, Kontakte zu knüpfen, mit einer gewissen Vorstellung von glücklicher Liebe, endete es immer gleich:

Er war eine Puppe.

Anscheinend eine ziemlich billige
für diese Gesellschaft.

Die man sexualisieren konnte,
mit der man kurz spielte und dann in der dunkelsten Ecke des Zimmers vergaß.

Immer. Das Gleiche.

Er verstand nie, wieso.
Er war nicht auffällig angezogen,
er machte keine falschen Andeutungen. Er war einfach nur er selbst.
Einfach nur Martín.
Doch er verstand diese Strafe nicht, wieso alle so mit ihm umgingen.
War das seine Bestrafung?
Hatte er das alles verdient?
Was hatte er für eine schlimme Sünde getan, dass er solch ein Leid ertragen musste? Was verdammt nochmal nur?!

Ab einem bestimmten Zeitpunkt,
gab er diesen Menschen ihren Willen, trotz des Wissens, wie das enden würde.

Er war so am Ende,
dass es ihm so egal war.

Er wollte einfach nur noch für einige Minuten etwas spüren.
Irgendetwas.

Das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein. Das Gefühl von Liebe.

Berlermo IllusionenꨄWo Geschichten leben. Entdecke jetzt