2 - Jagd nach meinem Herzen

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Hier war ich also. Mit meinem Koffer und meinem Rucksack im Schlepptau betrat ich den riesigen Flughafen und sah mich nach dem richtigen Schalter um. Als ich ihn entdeckte, kam ich am Security-Check vorbei. „Legen sie bitte all ihr Gepäck dort hin und-", begann der Mann zu sprechen, jedoch hielt ich ihm meinen FBI Ausweis unter die Nase und meinte grinsend: „Hab nen Auftrag hier, das hat alles seine Ordnung." Er musterte Stirnrunzelnd den Ausweis und schaute anschließend auf seinem Computer nach. „Aha... da steht's... gut, dann gehen sie einfach weiter..." Ihm missfiel dies offensichtlich sehr, dennoch konnte er nichts dagegen tun und so ging ich zufrieden weiter. Ich zog mein Handy hervor um es bereits jetzt in den Flugmodus zu stellen, ich wollte nicht riskieren, es später zu vergessen. Es würde zwar nochmal explizit erwähnt werden, aber wer wusste schon was alles passieren konnte? Das Leben war doch nur ein vergängliches Konstrukt des Zufalles - oder ein unvorhersehbarer Wille des Schicksals, wie mann es eben sehen wollte - und so konnte man nie sicher sein. Mein Kollege sagte immer: „Vergiss deine Planung und rechne immer mit dem Unerwarteten, manchmal ist das, was am unwahrscheinlichsten klingt das plausibelste." Dies war sein zweitliebster Spruch, direkt nach: „Glaub nichts was du hörst und nur die Hälfte von dem was du siehst. Manchmal kannst du nich mal deinem Verstand glauben, also hör einfach auf dein Herz." Er liebte solche Sprüche und äußerte sie am laufenden Band. Anfangs nervte es mich, doch mittlerweile fand ich gefallen daran.

So in Gedanken wie ich war, bemerkte ich das Kind nicht, welches an mir vorbeirannte und mich durch die Unaufmerksamkeit anrempelte. „Scheiße!", fluchte ich, als ich dadurch mein Handy fallen ließ. Verärgert blickte ich dem lachenden Kind hinterher und bückte mich gleichzeitig um mein Telefon wieder aufzuheben. Doch statt den technischen Gerät traf meine Hand auf eine andere. Erschrocken zog ich sie wieder zurück und drehte meinen Kopf nach vorne. Vor mir war ein Mann - etwa in meinem Alter - und nahm gerade mein Handy. Er hielt es mir lächelnd hin und meinte mit einer wunderschönen Stimme: „Hier bitte."

„Manchmal entscheidet das Herz schon nach dem ersten Blick jemanden zu lieben." - Das hatte ebenfalls mein Kollege gesagt. „Äh... Was?", fragte der Mann ziemlich verwirrt von meiner Aussage. „H...hab ich das etwa laut gesagt?! Ich... ich meinte d...danke... ähm...", stotterte ich und riss ihm regelrecht mein Smartphone aus der Hand. So schnell ich konnte richtete ich mich wieder auf und starrte den Fremden nervös an. Er hatte schulterlanges, weißes Haar, welches zu einem lockeren Zopf zusammen gebunden war. Besonders auffällig war eine hübsche, rot gefärbte Strähne darin, welche die Farbe seiner Augen hatte. Ich starrte ihn intensiv an, während er ebenfalls aufstand und mich schief angrinste. „Alles gut bei dir?", wollte er höflich wissen und ich nickte einfach nur hektisch. Ich musste mich beruhigen, immerhin war ich zum töten und nicht zum verlieben hier. „Kaedehara Kazuha." „Wie bitte?", murmelte ich irritiert und blickte auf seine ausgestreckte Hand. „Das ist mein Name. Und du bist?" „Heizou... Shikanoin Heizou", nach kurzem zögern nahm ich die Geste an und schüttelte seine Hand. Ein Stoß von wärme durchflutete mich und ich blickte verträumt in seine funkelnden Augen. Er lachte etwas verlegen und meinte, er müsse jetzt zu seinem Flug, darum ließ er meine Hand los. Mein Blick richtete sich nach unten und ich rang mit mir, ob ich ihn nach seiner Nummer fragen sollte, doch als ich den Kopf wieder hob, war er bereits weg. „Verflucht nochmal! Das gibts doch nicht!", fauchte ich wütend auf mich selbst und sah mich hektisch nach dem Weißhaarigen um, leider war er nirgendwo zu sehen.

Trauer erfüllte mich, dennoch musste ich jetzt los, damit ich meinen Flug nicht verpasste. Mit eiligen Schritten meldete ich mich, brachte meinen Koffer dort hin, von wo aus er eingeladen werden würde und betrat anschließend das Flugzeug. Groß war es nicht, es bestand aus nur einem Abteil. Links und rechts waren jeweils drei Sitze nebeneinander, von denen alle - bis auf einen - bereist besetzt waren. Ich war offensichtlich wirklich spät dran und beeilte mich, mein Handgepäck in die Ablage zu stopfen. Anschließend ließ ich mich in meinen Sitz fallen, der am Gang lag. Als ich meinen Blick nach rechts schweifen ließ, um zu sehen, wer neben mir saß, erschrak ich innerlich. Direkt neben mir saß meine Zielperson. Der, der die Sicherheit des gesamten Landes gefährden sollte. Der Balladeer. Ich schluckte und ärgerte mich über meine im Moment fehlende Fassung. Kazuha hatte mich wirklich aus dem Konzept gebracht. „Was schaust du denn so?", fragte er, „Oh warte! Ich weiß es!", er grinste pervers, „Du bist so geschockt über meine Attraktivität, dass du dich zurückhalten musst, um dich nicht hier und jetzt auf mich zu stürzen." Ich hatte alles erwartet, aber nicht das. „Häh?", keuchte ich überrumpelt, was ihn zum Lachen brachte. „Du bist ja niedlich, darf man denn deinen Namen erfahren?" Ich schüttelte einfach den Kopf und wandte mich schnell von ihm ab um die restlichen Passagiere zu mustern. Es war eine Angewohnheit von mir, ich beruhigte mich, indem ich mich auf Menschen konzentrierte und anhand von kleinen Details etwas über ihren Tag oder ihr Leben herausfand.

Somit wusste ich, dass die Frau am Sitz auf der anderen Seite des Ganges rauchte, verheiratet war und ein Problem mit trockener Haut hatte. Der Mann neben mit fürchtete sich offensichtlich vor dem Fliegen und kaute auf seinen Fingernägeln herum. Eine schlechte Angewohnheit von ihm, er tat es scheinbar öfter und kaute zusätzlich auf seiner Lippe herum. Irgendwann wurden mir die beiden dann genug und ich wandte meinen Blick weiter nach hinten und wären sie nicht fest, dann wären meine Augen jetzt aus meinem Kopf gefallen. Denn dort, einige Reihe weiter hinten saß er. Kaedehara Kazuha. Ich konnte das Lächeln auf meinen Lippen nicht zurückhalten und wurde von einer unglaublichen Wärme erfüllt. Das bedeutete, ich hatte doch noch die Chance seine Nummer zu bekommen! Er schien mein auffälliges Starren zu bemerken und erwiderte das Lächeln, was mein Herz zum schneller schlagen brachte. „Wen starrst du denn so an?", raunte mein Sitznachbar aus dem Nichts in mein Ohr und lehnte sich über mich um meinem Blick folgen zu können. „Lassen sie das und duzen sie mich gefälligst nicht", entgegnete ich und schob ihn verärgert von mir. Ich wollte diesem Terroristen auf keinen Fall zu nahe kommen.

„Sehr geehrte Passagiere, das Flugzeug wird in Kürze starten, wir bitten sie nun, sich auf ihre Plätze zu begeben und den Anweisungen des Personals Folge zu leisten", ertönte es aus den Lautsprechern und sofort waren alle Blicke aufmerksam nach vorne gerichtet. In kürze würde der Flug starten, in kürze müsste ich meinen Plan umsetzten und in kürze würde sich entscheiden, wie mein Leben nun verlaufen würde. Doch wie recht mein Kollege hatte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

„Vergiss deine Planung und rechne immer mit dem Unerwarteten, manchmal ist das, was am unwahrscheinlichsten klingt das plausibelste."

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