Den ganzen Tag schon kann sich Peter nicht auf den Unterricht konzentrieren. Viel zu aufgeregt ist er vor dem heutigen Arbeitstag. Zum Glück hat er gerade die letzte Stunde, er schafft es nämlich nicht mehr still auf seinem Stuhl zu sitzen. Ned hat er bereits während der Mittagspause alles von den gestrigen Ereignissen erzählt und auch er ist völlig aus dem Häuschen, dass Peter endlich etwas anderes macht, als nur Kaffeeboten zu spielen.Pünktlich zur Klingel springt Peter auf und sprintet förmlich zu seinem Spind, um seine Schulbücher, die er nicht für die Hausaufgaben am Abend brauchen wird, reinzulegen. Kaum macht er seinen Spind wieder zu, packt ihn eine kräftige Hand am Hinterkopf und schlägt sein Gesicht in die geschlossene Tür des Spindes, sodass Peters Nase zu bluten beginnt. Doch statt von ihm abzulassen, verpasst Flash ihm noch einen Hieb mit der Faust ins Gesicht und schubst Peter auf den Boden. "Na, Penis Parker, wo soll's denn so schnell hingehen?", Peter versucht sich wieder aufzustellen, als Flash ihn nochmals zurück auf den Boden drückt. "Du bist ein Schwächling. Kein Wunder, dass deine Eltern dich loshaben wollten, sind extra dafür gestorben, um dich nicht länger ertragen zu müssen." Peter weiß, dass das nicht stimmt, dennoch treffen ihn seine Worte hart. Peter spürt die Tränen wieder aufsteigen und auch Flash sieht das verräterische Schimmern. "Muss da Baby Parker etwa weinen?", Peter stößt Flash mit all seiner Kraft weg und rennt aus dem Haupteingang in Richtung Stark Industries davon. Auf dem Weg lässt Peter den Tränen freien Lauf. Normalerweise treffen ihn Flashs Worte nicht so sehr, die Suns sagen ja auch sehr viel schlimmere Dinge zu Peter. Doch gerade in den letzten Wochen, mit dem Tod von Tante May, dem ständigen Hunger und den vielen Bestrafungen, vermisst er sein altes Leben mit einer richtigen, sich liebenden Familie sehr.
Vor dem Tower angekommen hat Peter Seitenstechen. Die letzten zwei Blocks ist Peter gerannt, um irgendwie einen freien Kopf zu bekommen oder zumindest zu erschöpft zu sein, um noch weiter über Flash' Worte nachzudenken. Stattdessen ist Peter jetzt außer Atem, verschwitzt und noch weiterhin den Tränen nahe. Er hofft inständig, dass Rosa am Empfang sitzt, er könnte jetzt wirklich ein freundliches Gesicht vertragen und vielleicht auch eine Umarmung. Doch als Peter durch die Eingangstür tritt, sieht er auf den ersten Blick, dass statt Rosa ein gelangweilt aussehender Mann am Tresen sitzt. Niedergeschlagen lässt Peter den Kopf hängen und eilt auf die Männertoilette gegenüber vom Aufzug. Er kann gerade nicht unter Menschen sein.
Du bist ein Nichtsnutz, nur eine Verschwendung von Platz und Sauerstoff. Alles, was dir passiert, hast du verdient. Für all das bist du selbst verantwortlich. Peter spürt, wie sein Atem schneller und flacher geht, er hat das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Mit letzter Kraft schleppt er sich in eine freie Kabine, schließt die Tür hinter sich ab und rollt sich auf dem Boden zusammen. Der schwere Uringeruch und der Schmutz sind ihm in dem Moment egal, er möchte nur, dass diese Stimme endlich verstummt. Mit aller Kraft zieht er sich an den Haaren, um mit dem Schmerz irgendwie die Stimme zum Verstummen zu bringen. Doch die Stimme bleibt. Niemand braucht dich, du bist nur Ballast. Die Tränen laufen mittlerweile in Strömen über Peters Wange und er versucht alles, um die Schluchzer so lautlos wie möglich seinen Mund entkommen zu lassen. Es würde ihm gerade noch fehlen, wenn ihn ausgerechnet so am Boden einer Toilette liegend jemand sehen würde. Wacklig versucht Peter sich aufzusetzen und krampfhaft Luft einzusaugen, es wird immer schwieriger zu atmen. Seine Lungen fühlen sich an, als würden sie brennen. Seine Sicht beginnt vor seinen Augen zu verschwimmen und mit zittrigen Fingern versucht er seinen Rucksack zu öffnen. Mit fahrigen Bewegungen kramt er darin herum, bis er schließlich mit einem erleichterten Seufzer findet, was er sucht. Er zieht eine rostige Rasierklinge aus dem Rucksack, er hatte wirklich gehofft, die Stimme würde ohne verstummen, aber es funktioniert nicht. Peter zieht den Ärmel an seinem linken Arm hoch und entblößt die weißen, rosa und pinken Linien, die sich seinem gesamten Unterarm entlang ziehen. Du bist nichts wert. Eins. Niemand liebt dich. Zwei. Du wirst nie eine Familie haben. Drei... Mit jedem Schnitt wird die Stimme leiser und Peter lässt sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Kabinentür lehnend, weiterhin auf dem Toilettenboden sitzend, zurücksinken und versucht das warme Blut, welches über seinen Arm langsam auf den Boden tropft, zu ignorieren.
Nach zwei tiefen Atemzügen stemmt sich Peter vorsichtig auf die Beine, schließt die Kabinentür wieder auf und macht wacklige Schritte auf die Waschbecken zu. Sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzend, schaut er sich im Spiegel an und erkennt sich selbst kaum, in dem, was er sieht. Rot geränderte und verquollene Augen, das linke beginnt sich lila zu verfärben und beide haben dunkle Schatten unter sich. Auch sonst ist sein Gesicht ungesund eingefallen und blass, als wäre er ein Gespenst und kein Mensch aus Fleisch und Blut. Bevor Peter die Toilette verlässt, wischt er noch das schnell das getrocknete Blut von seinem Arm und vom Boden und wirft die Tücher in den Mülleimer. Tief durchatmend öffnet er die Tür zurück in die Empfangshalle und schaut auf die Uhr, 14:03 Uhr. Mist, er ist zu spät. Mit schnellen Schritten geht er auf den Aufzug zu und sagt der KI, in welche Etage er möchte. Heute folgt sie mit einem freundlich klingenden "Natürlich, Peter Parker. Herzlich willkommen". Peter ist froh, dass es heute keine Probleme mit seiner Autorisierungsstufe gibt. Gleichzeitig ist Peter aber verwundert darüber, dass die KI plötzlich mit ihm spricht und das sogar mit Namen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt der Aufzug endlich auf Etage 52 zum Halten und Peter stürmt nach draußen: "Es tut mir so leid, Entschuldigung, Sir. Ich habe die Zeit vergessen, ich wollte nicht zu spät kommen. Verzeihung. Bitte bestrafen Sie mich nicht. Ich kann verstehen, dass Sie mich hinausschmeißen möchten. Am besten ich gehe gleich wieder.", Peter ist schon dabei sich wieder umzudrehen, um in den Aufzug zu steigen, als er plötzlich ein amüsiertes Lachen hinter sich hört: "Rauschmeißen. Jetzt mach mal halb lang, Kiddo. Ich bin auch nur pünktlich hier, weil ich seit gestern nicht gegangen bin. Also jetzt atme erstmal tief durch und komm her." Verunsichert macht Peter mit gesenkten Kopf vorsichtige Schritte in Richtung der Stimme und stößt dabei unsanft gegen einen Tisch, was dem Mann noch mehr Gelächter entlockt. "Nimm den Kopf hoch, dann lässt es sich besser laufen.", Peter tut wie geheißen und bleibt wie vom Blitz getroffen auf Ort und Stelle stehen. Vor ihm steht kein beliebiger Mensch, vor ihm steht der Tony Stark. Peter macht den Mund auf, um sich zu entschuldigen, bekommt aber vor seinem Idol keinen Ton raus. Tony lächelt den Jungen herzlich an: "Kein Grund, den Mund offen hängenzulassen. Mach ihn zu, bevor die Fliegen reinfliegen.", schnell schließt Peter seinen Mund wieder: "Natürlich, Mr. Stark. Verzeihung Mr. Stark". "Bitte, hör auf dich zu entschuldigen, du hast nichts falsch gemacht. Und mein Name ist Tony, Mr. Stark war mein Vater.","Verz-", Tony sieht ihn mit strengem Blick an und Peter verstummt augenblicklich.
"Du bist also Peter Parker. Du siehst gar nicht aus, wie ein Student. Wie alt bist du?", Tony geht mit langsamen Schritten auf ihn zu und beobachtet ihn aufmerksam. "Nein, Sir. Ich gehe noch zur Highschool. Ich bin 15, Mr. Stark." Es fällt Peter sichtlich schwer, in Tonys Augen zu schauen, die aussehen, als würde er auf Peters Seele schauen können. "Du scheinst ein kluger junger Mensch zu sein. Ich war gestern beeindruckt, dass du den Fehler in meiner Formel gefunden hast. Weißt du wofür die Formel war?", während Peter kurz nachdenkt, lässt ihn Tony nicht aus den Augen, auch wenn, es so aussieht, als würde er aufmerksam ein Blatt Papier beobachten. "Die Formel war für die Leistungsfähigkeit der Booster der Iron Man Anzüge. Ich habe davon in einem Buch gelesen. Wenn die Variabel xy größer ist, als die Variabel vw, die nicht größer sein darf als 24, dann kann die Leistung um bis zu 75% gesteigert werden, wenn uz genau die Hälfte des Werts von xy beträgt.", als Peter auffällt, dass er wieder zu schwafeln anfängt, stoppt er abrupt und schaut beschämt seine Schuhspitzen an, "Entschuldigung, ich wollte nicht schwafeln." "Kiddo, schau mich an. Hör auf mit dem Entschuldigen, du hast nichts falsch gemacht. Ich bin beeindruckt, dass du die Technik hinter meinen Boostern allein aus Büchern verstanden hast. Bruce hat sie bis heute nicht richtig verstanden. Lust, mir zu helfen, meine Booster zu verbessern. Nach dem Kampf gestern brauchen die dringend mehr Power." Bei dem Gedanken, mit Tony Stark an seinen Iron Man Anzug zu arbeiten, beginnt Peter zu strahlen. Er kann kaum erwarten, alles Ned morgen zu erzählen.
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Hilf mir - Irondad & Spiderson ff
FanfictionNiemand weiß, dass der schwächliche Peter Parker hinter der Maske von Spiderman steckt, dem Helden, der immer zur Stelle ist, um zu helfen. Doch als Tante May überraschend stirbt und Peter im Waisenhaus misshandelt wird, werden Tony und die Avenge...