Kapitel 1

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Harry stand in der in der grossen Halle, ihm gegenüber Voldemort. Die Zuschauer standen um  sie herum wie in einem Ring. Sie umkreisten sich, lauerten beide darauf, was der andere tun würde. Dann passierte es.

"Avada Kedavra", rief Voldemort.

"Expelliarmus", rief Harry. Doch es war schon zu spät. Er hatte zu spät reagiert. Er hatte Unrecht damit, dass er der wahre Herr des Elderstabs war. Harry war sich sicher, dass er sich geirrt hatte. Das wurde ihm in diesem Moment, in dem alles endete, bewusst. Da traf ihn Lord Voldemorts tödlicher Fluch und alles wurde schwarz.

Schweissgebadet und schwer atmend schreckte Harry hoch. Seit Wochen hatte er jede Nacht den selben Traum. Scheinbar hatte er wieder laut geschrien, denn die gesamte Familie Weasley hatte sich in Ron's Zimmer versammelt. Arthur und Molly, Percy, George, Ginny, Bill und Fleur, die für ein paar Tage zu Besuch waren und Ron, der kerzengerade im Bett sass.

Molly kam auf ihn zu und legte einen Arm um seine Schultern.

"War es wieder dieser Traum?", fragte sie besorgt.

Harry konnte nur nicken.

Sie sah ihn mitleidig an und fragte: "Soll ich dir eine heisse Milch mit Honig machen? Danach kannst du sicher besser wieder einschlafen."

Harry nickte abermals, froh darüber, dass er hier so liebevoll umsorgt wurde. Früher bei den Dursleys hätte er für seinen Schrei nur verachtende Blicke bekommen. Molly schickte die restliche Familie wieder ins Bett und machte sich dann auf den Weg in die Küche. Nach einigen Minuten kam sie mit der Milch zurück, strich Harry noch einmal tröstend über den Kopf und ging wieder ins Bett.

"Ist wirklich alles klar bei dir? Du siehst ziemlich mitgenommen aus", erkundigte sich Ron, als sie wieder alleine waren. Er hielt seinen leuchtenden Zauberstab in der Hand, wodurch sein Gesicht in der Dunkelheit aufleuchtete. Harry lachte trocken. Er sah wirklich zum fürchten aus. Verstrubbelte Haare und dunkle Augenringe. Dazu hatte er wegen der Träume meistens schlechte Laune. Er bemühte sich diese nicht an seinen Mitmenschen auszulassen, was sich allerdings ziemlich schwierig gestaltete.

"Es geht. Im Vergleich zu den Träumen, die ich früher hatte, ist dieser vergleichsweise harmlos. Ich träume einfach immer wieder davon, dass Voldemort mich umbringt, weil ich mich in Sachen Elderstab geirrt habe. Ich frage mich wann diese Träume wieder aufhören. Diese Frage hält mich ewig wach. Und wenn ich es dann endlich mal schaffe einzuschlafen, habe ich wieder diesen Traum."

Ron nickte verständnisvoll, sagte jedoch nichts mehr. Er wusste wohl auch nicht, wie er Harry helfen sollte. Das kam Harry gerade recht, denn Ron erwies sich dadurch als guter Zuhörer. Den konnte Harry in diesen Zeiten gut gebrauchen. Sie hatten in den letzten Wochen viel über die Bewerbung gesprochen, die sie vor drei Tagen gemeinsam abgeschickt hatten. Sie hatten sich beide auf einen Ausbildungsplatz an der Schule zur Aurorenausbildung beworben, in der Hoffnung, dass sie auch ohne UTZ-Abschlüsse angenommen wurden. Schliesslich hatten sie Lord Voldemort besiegt. Die Antwort sollte in den nächsten Tagen eintreffen.

Nachdem Harry seine Milch getrunken hatte, löschte Ron den Zauberstab und sie legten sich wieder schlafen. Harry konnte jedoch nicht einschlafen. Seine Gedanken drehten sich um Ginny. Vorhin im Nachthemd hatte sie unwiderstehlich ausgesehen. Harry nahm sich vor in den nächsten Tagen mit ihr zu sprechen. Seit er vor zwei Wochen gemeinsam mit den Weasleys zum Fuchsbau zurückgekehrt war, hatten sie nur das Nötigste miteinander gesprochen. Harry wollte sie in Ruhe um Fred trauern lassen. Er fühlte sich schuldig an Fred's Tod und wollte sie nicht auch noch mit seinen Problemen belasten. Gleich morgen nach dem Frühstück würde er mit ihr sprechen. Nach diesem Gedanken fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Harry Potter (Danach)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt