Kapitel 10

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28. Juni 1998 (nachmittags)

Währenddessen führte Andromeda Ginny ins Wohnzimmer. Ginny sah sich in dem gemütlich eingerichteten Raum um. An der gegenüberliegenden Wand lag ein Kamin davor waren zwei gemütlich aussehende Sessel und eine kleine Couch um einen Couchtisch gruppiert. Rechts davon stand ein massiver Eichenholztisch mit sechs Stühlen. An der dahinterliegenden Wand gab es einen offenen Durchgang in die Küche. Auf der anderen Seite führte eine zweite Treppe in das obere Stockwerk. An den Wänden hingen Familienbilder aber auch einige Aquarelle und Ölgemälde. Durch eine Schiebetür konnte Ginny in den Garten sehen. Er sah gepflegt aus mit seinen Rosenbüschen und dem kleinen efeuumrankte Pavillon. In einer lauen Sommernacht konnte man von da aus sicher die Sternschnuppen beobachten. Augenblicklich stellte sich vor wie sie und Harry dort sassen und einfach nur ihr Zusammensein genossen. Sie würde ihren Kopf auf seine Schultern legen, er würde seinen Arm um ihre Schultern legen und dann...

"Setz dich doch", riss Andromeda sie aus ihren Gedanken. Ginny schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben.

"Ich bin schnell in der Küche", meinte Andromeda und verschwand. Ginny setzte sich in einen der Sessel und legte sich ein paar Sätze zurecht mit denen sie Andromeda ihr spätes Auftauchen erklären konnte. In diesem Moment kam Andromeda zurück und setzte sich gegenüber von ihr in den anderen Sessel. Sie goss ihnen beiden eine Tasse Pfefferminztee ein und meinte dann mit einem traurigen Blick auf den Sessel, in dem Ginny sass:

"In diesem Sessel hat Ted immer gesessen nachdem er von der Arbeit zurückgekommen ist."

Ihr Gesicht nahm einen wehmütigen Ausdruck an.

"Vermisst du ihn, Tonks und Remus sehr?", fragte Ginny und schlug sich gleich darauf innerlich gegen die Stirn. 'Natürlich vermisst sie sie, immerhin waren sie ihre Familie', macht sich ihre innere Stimme bemerkbar. Doch die Frage schien Andromeda nicht zu stören. Im Gegenteil sie wirkte als wäre sie froh mit jemanden darüber sprechen zu können.

"Wie verrückt. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl Dora würde jeden Moment zur Tür reinkommen um Teddy abzuholen, oder um auf einen Tee vorbeizukommen, doch dann überrollt mich die Realität wie eine Welle, die alles mit sich reisst und ein schreckliches Gefühl zurücklässt. Als Ted vor einem halben Jahr gestorben ist, habe ich drei Tage durchgeheult. Zum Glück hatte ich da noch Dora. Der Schmerz über Teds Tod ist ein anderer als der, den ich bei Dora und auch bei Remus empfinde. Er ist immer da und wird auch immer da sein, doch ich werde mich daran gewöhnen. Und Teddy hält mich auch ziemlich auf Trab." Ginny nickte zustimmend.

"Ich weiss was du meinst. Mir geht es mit Fred ähnlich. Es ist genauso, wie du es beschrieben hast. Dauernd habe ich den Eindruck, er und George kommen gleich in mein Zimmer geplatzt und reissen irgendeinen Witz. Dann wird mir bewusst, dass er tot ist und zurück bleibt nur diese schreckliche Leere, die einen von innen zerfrisst. Zum Glück habe ich Harry und meine Familie, mit denen ich darüber sprechen kann. Das ist übrigens auch einer der Gründe warum wir hier sind. Wir wollen uns aber auch entschuldigen, dass wir erst jetzt kommen. Ich vermute durch die vielen Dinge die in den letzten Wochen geschehen sind, haben wir dich und Teddy völlig vergessen. Das soll jetzt keineswegs eine Ausrede sein. Wir möchten uns entschuldigen und versuchen es wieder gutzumachen."

Andromeda hatte Ginny aufmerksam gelauscht und räusperte sich nun.

"Du musst dich nicht entschuldigen Ginny", entgegnete sie und drückte kurz ihre Hand.

"Zugegeben, am Anfang habe ich mich im Stich gelassen gefühlt, immerhin ist Harry ja Teddys Pate. Doch dann ist mir klar geworden, dass ein einziger Mensch sich nicht immer um alle kümmern kann. Immerhin hat er die gesamte Zauberergemeinschaft gerettet."

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