Kapitel 12

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28. Juni 1998 (abends)

Nachdem Andromeda und Teddy wieder gegangen waren, nahm Molly Ginny beiseite und schaute ihr eindringlich in die Augen. Ginny war immer noch genervt, konnte aber auch verstehen, dass sich ihre Mutter Sorgen um sie machte. Deshalb versuchte sie sich zusammenzureissen und nicht vor Peinlichkeit im Boden zu versinken. Mit ihrer Mutter über ihr Liebesleben zu sprechen war wirklich das letzte was sie im Moment  und für den Rest ihres Lebens wollte. Viel lieber würde sie sich mit einem gewissen jungen Helden aufs Bett kuscheln und herum knutschen. Sie versuchte widerwillig den Gedanken zu vertreiben und sah ihre Mutter an, der das Ganze auch etwas peinlich zu sein schien.

"Ja, also..", begann sie, doch Ginny schnitt ihr das Wort ab.

"Harry und ich hatten noch keinen Sex miteinander. Auch nicht während unserer ersten Beziehung", beantwortete sie die unausgesprochene Frage, die im Raum stand.

"Ich möchte mich eigentlich auch gar nicht in eure Angelegenheiten einmischen, es ist nur so, dass ich indirekt auch davon betroffen wäre, wenn du schwanger werden würdest. Nicht dass ich mich nicht darüber freuen würde, nur seid ihr noch so jung", antwortete Molly.

"Ich kann dich verstehen. Ich möchte aber sowieso keine Kinder bekommen bevor ich nicht mindestens 30 bin. Harry und ich haben zwar noch nicht darüber gesprochen, aber ich bin mir sicher, dass wir gleicher Meinung sind", versuchte Ginny ihre Mutter zu beschwichtigen. Es wirkte, denn ihre Miene wurde etwas weicher und sie zog Ginny in eine typisch, erdrückende Molly-Weasley-Umarmung. Da fiel Ginny noch etwas ein. Etwas dass sie unbedingt jetzt loswerden wollte.

"Mum?"

"Ja Ginny-Schätzchen?"

"Dürfen Harry und ich im selben Zimmer übernachten?", fragte Ginny vorsichtig. Molly liess sie los und schaute ihr entgeistert in die Augen.

"Es ist nur so, dass ich dann besser schlafen könnte, wenn ich Harry neben mir hätte. In den letzten Nächten hatte ich immer mal wieder Albträume. Ausserdem würden sich Ron und Hermine sicher auch darüber freuen, wenn Harry und Hermine das Zimmer tauschen könnten", versuchte Ginny ihr Anliegen zu erklären.

"Wenn das so ist und du mir versprichst mit Du-weisst-schon-was", bei diesen Worten wurde sie doch tatsächlich etwas rot, "zu warten, bis ich den Verhütungstrank besorgt habe, könnt ihr von mir aus das Zimmer tauschen", stimmte Molly zu. Ginny fiel ihr überglücklich um den Hals. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Mutter so schnell einlenken würde. 

"Danke Mum!", rief sie überschwänglich und stürmte dann davon um Harry von der Neuigkeit zu berichten. 


Molly sah ihrer Tochter kopfschüttelnd nach und lächelte dann in sich hinein. Sie gönnte es Ginny nach all den schlimmen Dingen, die sich in den letzten Jahren ereignet hatten, auch wenn das hiess, dass sie loslassen und ihre Tochter gehen lassen musste. Sie war schon lange nicht mehr ihr kleines Mädchen sondern eine eigenständige junge Frau, die ihre eigenen Entscheidungen traf. Bei diesem Gedanken erinnerte Molly sich an eines der vielen Streitgespräche, die sie im Laufe der Jahre gehabt hatten. Nachdem Ginny in die Gryffindor-Quidditchmannschaft aufgenommen worden war, hatte sie den Wunsch geäussert, professionelle Quidditchspielerin zu werden. Molly vermutete, dass sie schon länger davon geträumt hatte, irgendwann professionell zu spielen, doch erst ihre Aufnahme ins Team hatte diesen Traum zu einem Wunsch werden lassen. Sie und Arthur waren von Anfang an skeptisch gewesen, denn sie wollten Ginny eine sichere Zukunft ermöglichen und hatten sie dazu überreden wollen lieber etwas anderes machen zu wollen. Doch Ginny war stur geblieben. Irgendwann war das Thema dann in Vergessenheit geraten, doch jetzt erinnerte sich Molly daran und begriff, dass es Ginnys Entscheidung war wie sie ihre Zukunft gestaltete. Sie beschloss mal mit Arthur zu reden, falls Ginny irgendwann nochmal damit ankommen würde. Die Frage war nur wann sie damit kommen würde. Denn dass Ginny dieses Thema nochmal anschneiden würde, dessen war sich Molly absolut sicher.


"Ich habe Neuigkeiten!"

Mit diesen Worten platzte Ginny in Rons Zimmer, wo Ron, Hermine und Harry auf dem Bett sassen und redeten. Vermutlich sprachen sie über Australien. Ginny nahm sich vor Hermine später auszuquetschen wie es gewesen war und wie ihre Eltern reagiert hatten. Harry stand auf, zog sie in seine Arme und küsste sie stürmisch, worauf die Schokofrösche in Ginnys Bauch mit wildem Herumgehüpfe reagierten.

"Muss das sein?", unterbrach Ron sie mit genervter Stimmen. Er würde sich vermutlich nie daran gewöhnen, dass seine kleine Schwester mit seinem besten Freund zusammen war. Aber das war Ginny ziemlich egal. Sie würde sich von Ron nicht in ihr Leben reinreden lassen, deshalb ignorierte sie ihn und küsste Harry genauso stürmisch zurück. Dann löste sie sich von ihm und setzte sich demonstrativ auf Harry Schoss, was sich dieser nur allzu gerne gefallen liess. Er schlang beide Arme um sie und zog sie eng an sich heran.

"Mannomann ihr seid ja noch schlimmer als Ron und ich", kommentierte Hermine schmunzelnd. Dann wandte sie sich an Ginny.

"Was für Neuigkeiten hast du denn nun?", fragte sie neugierig.

"Dreimal dürft ihr raten", meinte Ginny mit einem überlegenen Grinsen.

"Keine Ahnung. Hat es was mit dem Gespräch mit deiner Mutter vorhin zu tun?", wollte Harry wissen, während er sich eine von Ginnys Haarsträhnen um den Finger wickelte.

"In gewisser Weise ja."

"Nun sag schon und spann uns nicht auf die Folter", drängte Ron ungeduldig.

"Also", begann Ginny und genoss die ungeduldigen Gesichter von Harry, Ron und Hermine.

"Ich habe Mum überredet, dass Harry und Hermine das Zimmer tauschen können", verkündete sie dann. Hermine verstand wie immer als Erste, während Ron gar nichts kapierte.

"Und was ist daran so toll?", fragte er verwirrt. Ginny stöhnte genervt.

"Oh Mann Ron. Das bedeutet, dass du und Hermine im selben Zimmer schlafen könnt, genauso wie Harry und ich", klärte sie ihren Bruder auf.

"Das ist ja toll. Wie hast du das denn geschafft?", fragte Harry und schaffte es gleichzeitig begeistert und verwundert auszusehen.

"Das war gar nicht so schwierig. Es hat mich auch überrascht wie schnell Mum eingelenkt hat. Vermutlich hat sie endlich kapiert, dass ich nicht mehr ihr kleines Mädchen bin, das von allen  beschützt werden muss", sagte Ginny und wuschelte Harry durchs Haar. Danach war es nur noch zerzauster als ohnehin schon. Hermine war ebenfalls begeistert von dem Vorschlag.  Nur Ron war etwas skeptisch.

"Bist du dir sicher, dass du das möchtest Ginny? Ich jedenfalls finde die Vorstellung von dir und Harry im selben Bett nicht sehr prickelnd", tat er seine Meinung kund.

"Weisst du was Ron. Deine Meinung dazu ist mir scheissegal. Ich möchte nicht, dass du mir in mein Leben reinredest, genauso wenig wie ich dir in deins reinrede. Wenn du nicht mit Hermine in einem Zimmer schlafen möchtest, kannst du ja Bills und Charlies benutzten. Ich jedenfalls habe mich entschieden. Ausserdem hat Mum es sowieso nur unter der Bedingung erlaubt, dass wir mit Du-weisst-schon-was mindestens warten bis sie morgen den Verhütungstrank in der Winkelgasse geholt hat." 

Mit diesen Worten stand sie auf und zog Harry, der seinen Freunden einen entschuldigenden Blick zuwarf, an der Hand nach draussen und den Flur runter in ihr eigenes Zimmer. Bevor sie die Tür schloss hörte sie noch wie Hermine zu Ron sagte:

"Musste das jetzt sein?"

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