„Lucy, darf ich reinkommen?", fragte Pedri. Er hatte geklopft.
„Ja", sagte ich.
Ich lag im Bett, meine Mascara war komplett verlaufen und ich weinte. Ich war enttäuscht von mir, enttäuscht über die Menschen, die diese Kommentare geschrieben hatten, enttäuscht über die Presse. Und ich fühlte mich schlecht. Ich hatte meinen Freunden den Tag versaut. Wir waren in Los Angeles, einer der schönsten und größten Städte Amerikas, in einer riesigen Villa, doch konnten es nicht genießen. Alles wegen mir.
Pedri hatte sich zu mir neben das Bett gesetzt. Ich war froh, dass er gekommen war. Mit ihm konnte ich am offensten Reden. Sicherlich könnte ich das auch mit Pablo und Anna. Aber Pablo hatte selbst Probleme und Anna war nicht besonders gut im Zuhören.„Hey", sagte ich.
Er umarmte mich.
„Pedri ihr könnt ruhig in die Stadt gehen, habt ruhig Spaß zusammen."
„Lucy, wir lassen dich doch jetzt nicht einfach allein.", sagte Pedri.
„Gavi gehts jetzt auch richtig schlecht, er hat das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben."
Das zu hören machte mich unfassbar traurig. Schließlich war ich die, die einen Fehler begangen hatte.
„Lucy, wenn du willst dann geh ich mit Anna. Pablo wird dich bestimmt nicht alleine lassen. Und ein wenig Zweisamkeit tut euch bestimmt gut. Er liebt dich Lucy! Und du ihn auch."
Ich grinste.
„Gerne, geht ruhig, habt Spaß- Bis später.", sagte ich. Ich wollte, dass sie Spaß hatten und nachdem ich Pedri und Anna noch unzählige Male versichert hatte, dass es in Ordnung für mich wäre, gingen sie.Also waren es wie so oft schon nur noch Pablo und ich.
„Lucy, möchtest du raus kommen? Sonne wird dir bestimmt gut tun.", fragte er.
Langsam trottete ich nach draußen und direkt umarmte er mich. Ich lächelte. Er war der Einzige, der mich in so einer Situation zum Lachen bringen konnte. Bei ihm fühlte ich mich anders.
„Lucy, du weißt so viel über meine Gefühle, ich will wissen wie es dir geht. Ganz tief da unten in deinem Herzen.", flüsterte er.
Und da begann ich zu erzählen. Pablo war der Mensch, dem ich am Meisten vertraute und er sollte der Erste meiner neuen Freunde aus Barcelona sein, dem ich davon erzähle.„Na gut Pablo, du wolltest es so. Was soll ich sagen, mein Leben war schon immer kompliziert. Nach außen schien es perfekt, doch was in mir drinnen geschah, wusste nur ich. Ich weiß nicht, wann es anfing, vermutlich als ich noch ein Kleinkind war. Meine Eltern hatten immer viel Geld, sie besitzen eine große Immobilienfirma. Wir verreisten viel, lebten in einem großen Haus, ich hatte immer die neuesten Klamotten...
Alles fing so richtig im Kindergarten an. Ich hatte viele Freunde, aber da war ein Mädchen, das hat mich gehasst. Schon im Kindergarten. Es tat alles, um mich bloßzustellen. Nie hatte jemand was gesagt. Meine „Freunde" hatten immer mitbekommen, was passiert, doch gesagt hat niemand was. Ich nehm es ihnen nicht übel. Sie waren kleine Kinder. Im Kindergarten war ich bald nur noch eine Lachnummer. Jeder kannte mich nur durch die dummen Streiche, die dieses Mädchen mir gespielt hatte. Also taten meine Eltern etwas, was sie bis heute bereuen. Sie schickten mich mit 6 Jahren auf ein Internat. Meine Eltern verreisten aufgrund der Arbeit oft und hatten nicht viel Zeit, es schien perfekt für sie. Jedes Wochenende durften wir nach Hause. Da waren meine Eltern zum Glück meistens da. Aber die Bindung zu ihnen fehlte. Die einzigen Menschen, die in dieser Zeit für mich da waren, waren meine Oma und mein Bruder. Mein Bruder war mit mir auf dem Internat und meine Oma lebte in der Nähe des Internats, weshalb wir sie auch oft an den Nachmittagen besuchten. Die Schule war nach außen ein Traum. Doch was sich innerhalb abspielte war schrecklich. Die meisten Lehrer waren gut. Sehr streng, aber man lernte viel bei ihnen. Aber da war dieser eine Lehrer, der ekelhafteste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. Er unterrichtete Mathe und Sport. Du musst wissen, er war schon etwas älter. Ich weiß bis heute nicht, was ihn dazu gebracht hat, aber... er hat uns missbraucht. Alle Mädchen aus meiner Klasse. Er hat blöde Sprüche gemacht, uns angefasst und manche sogar... vergewaltigt. Mich eingeschlossen. Wir redeten nicht darüber, du musst wissen wir waren sechs Jahre alt. Nichtmal meinem Bruder erzählte ich davon. Aber da gab es Laura, sie ging mit ihren sechs Jahren zur Schulleiterin und erzählte ihr alles. Aber sie glaubte uns nicht. 4 Jahre lang belästigte er alle aus unserer Klasse. Und Laura gab nie auf und kam immer wieder mit neuen Beweisen gegen diesen Lehrer. Ich teilte mir mit ihr ein Zimmer. Wir waren beste Freunde. Nach vier Jahren schafften wir es und er wurde gefeuert. Laura und ich schafften es, unsere Eltern dazu zu überreden, die Schule zu wechseln. Viele andere, unter anderem mein Bruder, auch. Jetzt gingen wir auf ein Privatgymnasium, welches auch viel näher an unseren Heimatstädten war. Von da an wendete sich alles zum Guten, aber dieser Lehrer... er hat bis heute Spuren hinterlassen. Manchmal träume ich immer noch von ihm. Ich höre meine Schreie, sein lautes Lachen, meine Hilferufe...
Das nächste Jahr war toll. Ich hatte meine beste Freundin, meinen Bruder, meine Oma und meine Eltern, die in diesem Jahr ihre Arbeit reduzierten. Mit 13 passierte dann aber etwas, an das ich mich erinnern kann, als wäre es erst gestern gewesen. Ich saß zu Hause auf dem Sofa und schaute fern. Mein Bruder saß neben mir. Ich hörte ein Schluchzen aus dem Keller und kurze Zeit später kamen meine heulende Mutter und mein Vater aus dem Keller. Direkt kamen Felix, also mein Bruder, und ich auf die beiden zu. Ich fragte was los sei und meine Mutter sagte mir, dass bei Oma einen Hirntumor habe und sie nur noch wenige Tage leben würde. Ich weiß es noch ganz genau. Daraufhin bin ich auf dem Boden zusammengesackt und weinte. Jeder weinte, meine Mutter, mein Vater und mein Bruder. Ich weinte Tag und Nacht, aß kaum noch und schlief nur wenig. Wenn ich schlief, dann hatte ich Albträume. Zwei Tage nachdem meine Mutter es uns erzählt hatte passierte es dann: Meine Oma starb. Wir waren im Krankenhaus und hielten ihre Hand, als sich ihre Augen ein letztes Mal schlossen. Nach einer Zeit gingen meine Eltern, doch mein Bruder und ich konnten nicht. Sie war wie eine Ersatzmutter für uns gewesen. Sie war für uns da, als unsere Eltern es nicht waren. Stundenlang blieben wir noch bei ihr und hielten ihre Hand. Laura, meine beste Freundin, war in der Zeit danach immer für mich da und mein Bruder hatte auch so einen Freund: Finn.
Ich verbrachte viel Zeit mit Laura und mit der Zeit ließ der Schmerz nach. Doch abends hatte ich die schlimmsten Albträume, mal mein Lehrer, der mich vergewaltigte, dann meine Oma, die vor meinen Augen starb. Meine Mutter hatte zu der Zeit ihren Job pausiert, sie war genauso traurig wie wir. Aber der Schmerz verging und ich wurde älter. Das war auch die Zeit, in der ich angefangen habe, mich für Jungs zu interessieren. Es gab immer viele Jungs, die mich süß fanden, aber in mein Leben davor war kein Platz für Jungs. Dann war mein 15.Geburtstag. Ich feierte eine riesige Poolparty in unserem Garten, bei der ich alle meine Freunde eingeladen hatte. Und ja, wir waren im Bikini, wie es eben bei einer Poolparty normal ist. Auch wenn ich seit meiner Vergewaltigung viele Unsicherheiten mit meinem Körper hatte, war es mir vor meinen Freunden nicht unangenehm. Aber dann kam Felix und mitgebracht hatte er drei Freunde. Mein Bruder ist zwei Jahre älter als ich und manche von seinen Freunden waren sogar vier Jahre älter. Das mich das alles unsicher machte, ließ ich mir nicht anmerken, aber als ich merkte, dass mich die Freunde meines Bruders die ganze Zeit anschauten, wurde es mir zu viel. Ich rannte ins Haus und hatte mitten im Flur eine Panikattacke. Seit meiner Vergewaltigung hatte ich das öfters, aber in der Regel konnte ich sie kontrollieren. Als ich gerade dabei war mich zu beruhigen, stand Finn vor mir, der beste Freund meines Bruders. Er sagte, dass er mich gesehen hat und fragte, ob er mir irgendwie helfen könne. Er war der beste Freund meines Bruders, also vertraute ich ihm schnell, auch wenn ich bis zu dem Zeitpunkt nichts mit ihm zu tun hatte. Eine Woche nach der Party, da kam Finn wieder zu uns. Da mein Bruder noch nicht da war, redeten wir viel. Ich begann, Gefühle für ihn zu entwickeln. Wir redeten nun auch in der Schule und trafen uns auch ohne meinen Bruder bei mir zu Hause. Naja, irgendwann waren wir zusammen. Und das ziemlich lang. Mit ihm hatte ich meinen ersten Kuss und mein erstes Mal. Aber nach eineinhalb Jahren passierte etwas, dass ich ihm nie verzeihen werde. Er hat mich betrogen. Auf einer Party hat er zu viel getrunken und hat dann mit einem Mädchen rumgemacht. Und drei Mal darfst du raten mit wem. Natürlich mit Laura-meiner besten Freundin. Ich machte sofort Schluss und auch mit Laura habe ich seitdem keinen Kontakt mehr. Finn hat mir danach noch oft geschrieben und sich entschuldigt, erst vor ein paar Wochen nochmal. Er liebt mich immer noch, davon bin ich fest überzeugt, aber ich werde ihm nicht vergeben. Dafür hat er mein Herz viel zu sehr gebrochen. Mein Bruder und er sind immer noch beste Freunde, auch wenn es durch unsere Trennung für ihn schwer war. Unsere Beziehung hat er aber immer unterstützt. Er will das Beste für uns beide.
Die Zeit nach der Trennung war echt schwer, aber ich konnte mich mit dem Lernen ablenken, weil ich mein Abitur in der Zeit hatte. Bis heute habe ich noch Depressionen, warum kann ich so gar nicht sagen. Weil mein Lehrer mich mit sechs Jahren vergewaltigt hat? Weil meine Oma vor meinen Augen gestorben ist? Weil mein Freund mich mit meiner besten Freundin betrogen hat? Weil meine Eltern kaum Zeit für uns hatten? Ich weiß es nicht, wahrscheinlich ist es alles zusammen. Aber es wird besser und mittlerweile bin ich auch in Therapie. Jetzt habe ich auch eine neue beste Freundin, Lilly. Und hier in Barcelona mit Anna, Pedri und dir habe ich auch neue Freunde gefunden... "Ich schaute zu Pablo.
„Wow Lucy, ich weiß nicht was ich sagen soll. Du bist so ein starker Mensch."
Er nahm mich in den Arm.
„Und ich dachte, ich hätte Probleme", sagte Pablo.
„Hast du auch", antwortete ich. „Aber ich hatte schon so viele, da lerne ich mit ihnen umzugehen"
„Lucy, du hast so viel erreicht, du wirst es auch dieses Mal schaffen, da bin ich mir sicher.", sagte er.Arm in Arm lagen wir auf dem Outdoorsofa und schauten den Sonnenuntergang an. Ich musste es jetzt tun. Es war der richtige Zeitpunkt.
„Pablo, da ist noch etwas was du wissen musst..."
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Ups, Cuts müssen sein. Dieses Mal ging es etwas mehr um Lucys Vergangenheit. Mich hat das beim Schreiben echt traurig gemacht aber solche Kapitel müssen eben auch mal sein. Ich will euch nicht auf die Folter spannen und deswegen kommen heute sogar zwei Kapitel raus.
Danke für eure Kommentare und Votes und viel Spaß beim Lesen<3
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GOLDEN | Pablo Gavi
FanfictionDer Tiktok Account, der zu der Story gehört heißt @gavixpedriwp - Als Lucy Heger nach Barcelona zog, um dort als Social Media Beauftragte beim FC Barcelona zu arbeiten, hat sie mit vielem gerechnet. Aber nicht mit ihm... Pablo Gavi. Doch sie hätte n...