Pokemon Dead Channel 2

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Normalerweise bin ich nicht der Typ Mutter, der in den Angelegenheiten seiner Tochter herumschnüffelt, aber wenn sie nun schon seit weit über zwölf Stunden ihr Zimmer nicht verlassen hat mache ich da eine Ausnahme.

Es war zirka 20 Uhr am Abend, und seit um 8 Uhr morgens spielt meine Tochter Videospiele. Ich hatte sie im Laufe des Tages einige Male schreien hören, aber sie hatte vor kurzem ein neues Horror-Spiel bekommen. So was war völlig normal dachte ich mir, nichts besonderes. Aber sie sitzt dort nun schon buchstäblich den ganzen Tag ohne sich auch nur einmal gesehen lassen zu haben oder etwas anderes gemacht als zu spielen.

Ich öffnete langsam die Tür und rief ihren Namen. Das sie mir nicht antwortete war für mich der erste Anhaltspunkt, dass etwas nicht stimmte. Ich schaute überall – auf und unter ihrem Bett, im Schrank, ja sogar in den Regalen suchte ich nach Hinweisen wo sie sein könnte. Aber ich fand nichts, keinen Hinweis. Langsam überkam mich das furchtbare Gefühl, dass sie vielleicht entführt worden war, oder gar noch schlimmer! Aber ich schüttelte diesen Gedanken schnell wieder ab, sie war sicher in irgendeinem anderen Zimmer, oder auch raus ins Freie gegangen.

Bevor ich ging, kam ich nicht umhin den GameCube zu bemerken. Der Controller lag immer noch auf dem Bett, als hätte sie nur darauf gespielt. Hinterhältig wie ich war, schaltete ich die Konsole ein, nur um zu sehen welches Spiel man spielen muss um sich zwölf Stunden ununterbrochen damit beschäftigen zu können.

Ich fühlte wie eine Welle der Nostalgie meinen Körper durchströmte als das Spiel begann. Nachdem ich das Spiel ausgetestet haben würde, was auch immer das für eines war, schwor ich mir ein wenig mit meiner Tochter zu spielen. Sie brauchte jemanden der mit ihr spielt, es würde sie ablenken. Sie machte in letzter Zeit nämlich auf mich einen recht deprimierten Eindruck.

Ich war so in Gedanken versunken, dass der plötzlich aufploppende Titelbildschirm mich etwas überraschte. Nach einem kurzen Moment realisierte ich, dass es "Pokemon-Channel" gewesen ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie sehr meine Tochter dieses Spiel liebte, vielleicht ist sie wieder süchtig geworden, wie damals schon. Was auch immer der Fall war, es gab nur eine Option – "Neues Spiel". Ich wählte diese aus.

Ich fand mich an einem Ort wieder, der aussah wie ein Schlafzimmer, nur waren die Wände mit Blut getränkt und einige morbide Pikachu-Puppen im Raum verteilt gewesen. Ebenfalls befand sich dort ein nicht sehr anprechend aussehender Pikachu-Kopf als Fernsehgerät. Kein Wunder das meine Tochter immer wieder geschrien hatte.

Nachdem ich meinen anfänglichen Brechreiz überwunden hatte, sah ich mich im Raum genauer um. Nach einer Weile ließen diese grausigen Blut- und Horroreffekte nach und ich konnte mich nun um einiges leichter dort umschauen, ohne jedes Mal meinen Würgereflex unter Kontrolle halten zu müssen. Ich sah ein Bild eines Jirachi an einer Wand hängen. Es war eines der wenigen Pokémon, dass ich ohne große Probleme benennen konnte, denn es war eines der Lieblingspokémon meiner Tochter. Das Bild wäre sicherlich schön anzusehen, wären dort nicht diese großen, blutigen Kratzspuren über dem Bild die ein "X" bildeten. Ich hatte ein wenig Angst den Rest dieser virtuellen Spielwelt zu untersuchen, stattdessen öffnete ich das Startmenü und fand etwas das aussah wie ein Tagebuch oder eine Zeitschrift. Es schienen mehrere Einträge zu enthalten, so begann ich zu lesen.

Ich kam nicht sehr weit, denn das Menü schloss ohne das ich einen Befehl dazu gab. Ich stand plötzlich Angesicht zu Angesicht vor einem Pikachu, dass nicht sonderlich glücklich aussah. Es funkelte mich an, und der GameCube schaltete sich von selbst aus. Nun ja, ich war ein wenig beleidigt wegen all dieser Dinge und schaltete die Konsole wieder ein.

Schon bald war ich wieder im Spiel und befand mich erneut in diesem makaberen Raum. Das Zimmer sah immer noch gleich aus, Pikachupuppen starrten mich ununterbrochen an. Ich musste eine Weile den Bildschirm herum zur Rückseite des Raumes drehen, weil ich vor Angst sonst womöglich erstarrt wäre.

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