Hope

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Panisch sieht sich Ellie um.
Der Mann, welcher ihr etwas über Abby verraten hat, hebt wieder seine Waffe auf und zielt unsicher auf sie.
Langsam bewegt sie sich weg von der Leiche weg und sucht eine Möglichkeit, um zu fliehen. Jedoch muss Ellie mit Entsetzen feststellen, dass mittlerweile andere Wolfs von der vorherigen Konversation mitbekommen haben. Der Mann, welchen sie versuchte zu erwürgen, hat sich jetzt am einzigen offenen Ausgang positioniert.
Nun ist sie vollkommen umstellt von Menschen, die ihr eine Pistole vors Gesicht halten. Mit einem Mal rennt Ellie ruckartig auf eine Frau zu und will sie zu Boden reißen, doch die Frau ist schneller. Mit einem heftigen Knietritt stößt sie Ellie zurück in die Mitte, wieder hin zu der Leiche des Mannes.
Ohne Aufforderung hebt sie ihre Arme und bleibt wie erstarrt stehen.
'Fuck, ich hätte es mit ihm allein aufnehmen können. Scheiße, ich hatte die Chance dazu' ,flucht Ellie innerlich.
„Wer bist du? Und was hast du hier zu suchen?
Sag schon du Miststück! Du hast einen von uns ge-"
„Viv es reicht, lass sie! Ich kenne sie, nun ja aus zweiter Hand, durch Abby. Aber ich kenne sie. Waffen runter! Das ist ein Befehl", raunt der mysteriöse Mann und lässt seine Pistole wieder fallen.
„Also Sie sind sowas wie der Chef hier, oder wie soll ich das jetzt verstehen?", raunt Ellie spöttisch.
„So in der Art. Früher war es einmal Abby, aber sie hat jetzt die Seiten gewechselt."
„Hm", skeptisch beobachtet Ellie die um sie herum stehenden Menschen, welche mittlerweile ihre Waffe gesenkt haben.
„Tut mir leid für den groben Start, wir wollten uns nur schützen. Fühl dich willkommen und übrigens kannst du mich Leo nennen", redet der Mann auf sie ein.
Ellie betrachtet das Schauspiel skeptisch.
'Seit wann sind Wolfs so nett? Ich meine ich habe hunderte von ihnen getötet. Vielleicht liegt es ja auch an ihren neuen Feinden, den Scars. Naja ich traue ihnen nicht. Ich mach mich so bald wie möglich aus dem Staub.'

Als Ellie dem Mann, welcher sich als Leo vorstelle folgt, bemerkt sie, dass die Wolfs immer wieder ‚Dein Überleben sei lang und dein Tod sei kurz' sagen.
Das klingt für sie wie eine Art eigener Sekten-Slogan, doch sie lässt den Gedanken außen vor und nutzt die Gastfreundschaft aus.
Während sie durch die Ortschaft laufen, merkt Ellie immer wieder seltsame Blicke auf ihr, doch sie weiß, sie bedeuten nichts böses.
Die Wolfs haben sich schon längst von ihnen als Feind distanziert und sich stattdessen den Scars als Feind zugewandt.
Gemeinsam laufen die beiden in eines der Häuser, welche schräg am Hang liegt und eins der Hauptsitz des Ortes zu sein scheint.
Es ist ein einfaches Gebäude, nicht gerade sicher vor Naturkatastrophen oder Clickern. Doch es reicht für Wolfs, welche sich dort ansiedelten.

Als sie am Haus ankommen, öffnet Leo ihr die Tür und lässt sie eintreten.
„Also wieso seid ihr Wolfs ausgerechnet hier, mitten im Nirgendwo?", fragt Ellie nicht gerade vorsichtig.
„Wir haben uns aufgeteilt. Einige von uns, die Schwächeren, bleiben hier auf dem Land, während die Stärkeren in die Städte ziehen", erklärt der Mann, während er auf seine Pläne und Karten auf dem Tisch zeigt.
„Okay, interessant. Aber hmm wieso seid ihr so -nett- zu mir? Ich meine ich bin auch nicht die Freundlichste"
„Hmm Ellie, lass es mich so erklären.
Du hast Hunderte unserer Leute auf brutalste Art und Weise abgeschlachtet, wieso sollten wir genau dir vertrauen?
Genau das tun wir nicht. Niemand der schwachen Leute hier, möchte in deine Nähe gelangen und deshalb müssen wir sie vor dir schützen. Du bist die Gefahr und du willst uns alle umbringen. Ich musste nur sicher gehen, dass du mit mir kommt, egal ob du uns vertraust."

In diesem Moment öffnet sich wie auf Knopfdruck hinter Ellie eine Tür, nach der sich nichts weiter als eine kläffende Leere befindet. Mit einem kurzen Ruck nimmt der Mann Anlauf und stößt Ellie, mit seinem Fuß, in die schwarze Dunkelheit.
Ein dumpfer Knall ertönt und er nimmt an, Ellie sei in die Tiefe gestürzt.
Leo leckt sich zufrieden über die Lippen.
Er hat erreicht, was er wollte.
Ellie in einen Hinterhalt zu locken, um sie anschließend einzusperren, war alles Teil seines Planes. Er will Rache.
Rache an dem, was man deiner Gruppe angetan hat. Rache an Jackson.

Was er jedoch nicht weiß ist, dass Ellie sich am Rand eines hervorragenden Steines festklammert und sich langsam wieder nach oben bewegt. Er hat anstelle von Ellie, ihre Axt gehört, welche weit in die Tiefe gefallen ist.
Vorsichtig und mit viel Bedacht klettert sie von Stein zu Stein, während ein ekelhaft beißender Geruch ihre Atemwege kreuzt.
Der Gestank verwester Leichen lässt dafür sprechen, dass Ellie nicht Leos erstes oder letztes Opfer sein sollte.

„Tja Ellie, wenn du nur nicht so leichtgläubig gewesen wärst ahahaha. Was ist Wahrheit, was ist gelogen? Hmm schwer herausfinden was?
Aber jetzt hast du alle Zeit darüber nachzudenken. Oder vielleicht auch nicht, weiß ja nicht, ob du schon tot bist!", gibt Leo in einem bissigen und überlegenen Ton preis.
Doch er sollte sich nicht zu früh freuen.
Während der Mann weiter über seine Tat prahlt, steigt Ellie weiter die Wand hinauf, bis sie endlich an der Tür angelangt ist.
Leo hat es in dem Moment nicht für notwendig gehalten, diese zu schließen, da er zu selbstüberzeugt von sich ist.
Dies wird ihm noch zum Verhängnis, als die junge Frau sich von hinten an den Mann heran schleicht.
Mit einem Mal schreit Leo auf, als Ellie ihn mit einem spitzen Gegenstand verletzt und er will sich wehren, doch er hat keine Chance gegen sie. Ellie hält ihm den Mund zu, während sie langsam ihr Messer in seinem Bauch herumbewegt. Durch das Bewegen fließt Blut aus seiner großen Wunde und tropft auf den Boden, sowie auf Ellies Shirt.
„Sag mir wo Abby ist, sofort. Oder ich töte dich und all deine Freunde und Familie", raunt Ellie bedrohlich.
„Fick dich du Schlampe. Du kannst mich mal", stöhnt Leo vor Schmerz und spuckt Ellie ins Gesicht.
Das ist ihr zu viel, sie muss umgehend Informationen aus ihm herausbekommen.
Mit einem Ruck reißt sie das Messer aus seinem Bauch heraus und hält es vor sein linkes Auge, während sie ihn an der Wand behält, damit er sich nicht losreißen kann.
Dabei bemerkt sie den Verlobungsring, den er an seinem linken Ringfinger trägt.
„Sag schon, oder dieses Auge ist nicht das einzige, was du heute mit deinen Freunden verlierst. Ich werde dich verstümmeln, gerade noch so am Leben lassen, damit du höchstpersönlich bei der Ermordung deiner Verlobten und der anderen zusehen kannst! Na, wie wäre es?
Redest du und ich lasse dich danach gehen, oder du wirst die schlimmsten Qualen erleben, die man sich je vorstellen kann", droht Ellie dem Mann, während sie ihn mit finsterer Mine entgegen blickt.
„Bitte, tu ihr ja nichts. Ich- ich sagte schon, Abby hat sich den Saraphiten angeschlossen und sie könnte überall sein", stottert Leo.
Ellie sieht sich um und greift sich die Karte, die immer noch auf dem Schreibtisch des Hauses liegt. Darauf zu sehen ist die ganze USA und verschiedene Standpunkte, die auf dieser Karte markiert sind.
„Was bedeuten diese Einkreisungen? Sind das eure Territorien oder sind das Scar-Gebiete?", schreit Ellie schon fast.
„D-das das sind Territorien, in denen wir Einheiten der Scars vermuten. U-und das lilane Feld ist der Bereich, in welchem ich denke, dass Abby lebt, oder sich bewegt.
Bevor sie uns verließ, faselte sie nur von diesem Gebiet und den Scars.
Ich wusste schon, dass sie uns verlassen wird und Abby hat mir vertraut, sowie ich ihr.
Die anderen wollten und wollen sie töten, doch ich nicht. Deshalb habe ich diese Pläne für mich behalten und so getan als ob-"
„Als ob du mich verstehst und leiden kannst, damit die anderen dich nicht verdächtigen. Schon klar. Ihr seid doch alle gleich", beendet Ellie den Satz des Mannes und tritt ihm anschließend gezielt zwischen seine Beine.
„Waffen habt ihr sicher auch, oder?
Sag mir wo, oder du weißt was passiert!"
„Wir haben ein Waffenlager, nördlich dieses Dorfes. Ich schwörs. Auf der linken Seite des Highways steht ein Baum, neben dem ein Busch zu sehen ist.
Darunter ist eine Tür im Boden, die zu unserer Vorratskammer führt", beichtet Leo.

Ellie sieht den Mann an, dass er nicht lügt und deshalb sagt sie nichts weiter.
Alles, was sie wissen wollte, wurde gesagt und sie muss nur noch hier raus.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren nimmt Ellie ihr Messer und sticht es in Leos Kopf hinein, um keine weitere unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
Schnell untersucht sie ihn noch auf Waffen und Munition, nimmt ihren Rucksack, sowie die verzeichneten Karten und Pläne und schreitet zur Tür hinaus.

The last of us - no chance of revengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt