Kapitel 1

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Ich fiel vor Schreck fast aus meinem Bett, als ich von lauter Musik geweckt wurde. Ich musste mich erst einmal orientieren bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte. Jetzt dämmerte es mir langsam. Das war bestimmt mal wieder Adrian. Sein Zimmer lag direkt neben meinem und er hörte gerne sehr laut Musik. Aber das ging jetzt zu weit. Er konnte doch nicht so früh- ich sah auf meinen Wecker, 6:50 Uhr- so laut Musik hören. Ich schlug die Decke zurück und stürmte in Adrians Zimmer. Ich schnappte mir die Musikbox und machte sie aus. 

„Hey! Was soll das?", rief Adrian empört. 

„Es ist 6:50 Uhr in der früh. Es mag sein das du heute Arbeiten musst aber ich nicht. Also wag es nicht noch einmal mich so früh aus meinem Bett zu werfen mit deiner Höllenmusik. Ich wette bald kommen die Nachbarn und beschweren sich über den Krach", erwiderte ich aufgebracht. 

„Aber da du jetzt wach bist kannst du auch gleich etwas zu Essen kochen für heute Mittag", ertönte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Fabi im Türrahmen stehen. Ich seufzte. Es war ein Fluch das keiner von ihnen Kochen konnte. Nicht einmal Lisa konnte Kochen. Aber dafür übernahmen die anderen andere Aufgaben. So war das nun mal in einer WG. Ohne den einen konnte das andere nicht funktionieren. Ich nickte, ging in mein Zimmer und zog mich an. Die Musikbox nahm ich gleich mit in die Küche. Jetzt war ich dran mit Musikhören. Ich verband mein Handy mit der Box und machte Musik an. Deutsche und Englische Musik tönte bald durch das ganze Haus. Natürlich verstanden die anderen die Deutsche Musik nicht. Denn wir waren ja schließlich in England. Meine Eltern hatten mich dazu überredet für eine Weile nach England zu ziehen und wenn es mir gefiel durfte ich auch länger bleiben. Die Idee war ihnen wahrscheinlich gekommen als sie mein Englisch gehört hatten. Am Anfang war es eine Katastrophe weil ich viele Englische Wörter nicht wusste aber mit der Zeit wurde mein Englisch besser. Manchmal hatte ich zwar immer noch Schwierigkeiten aber ich lernte ja auch noch.

Bald hatte meine Laune sich verbessert und ich fing an mit zu singen. Musik verbesserte meine Laune meistens. Die anderen waren alle Arbeiten. Ich war froh das ich im Moment nicht Arbeiten gehen musste. Das lag an meiner Herkunft und an meinem Englisch. Ich hatte schon mehrere Bewerbungsgespräche aber ich wurde bis jetzt nicht genommen. Gerade tönte das Lied „Lila Wolken" aus meiner Musikbox. Ich bekam sofort eine Gänsehaut. Ein älteres Lied mit vielen Erinnerungen. Als nächstes kam „Hey Brother" und ich dachte an meinen kleinen Bruder. Ich vermisste ihn schrecklich. Meinen großen Bruder vermisste ich ein wenig. Okay das war gelogen ich vermisste auch ihn sehr. Aber am schlimmsten vermisste ich meine kleine Schwester. Sie und ich waren immer schon beste Freundinnen gewesen. Egal was, wir hatten fast immer alles zusammen gemacht. Seit ich nach London gezogen war ging das nicht mehr. Aber immerhin sah ich sie über Videotelefonie. Mein großer Bruder war 26, meine kleine Schwester war 15 und mein kleiner Bruder war 10. Ich war 22 Jahre alt. Jetzt ertönte der Anfang des Liedes „No" aus meiner Musikbox. Ich konzentrierte mich wieder aufs Kochen. Nachdem ich mit Kochen fertig war hörte ich noch ein bisschen Fußball. Ich liebte Fußball aber ich konnte mich noch nicht für einen Verein entscheiden der mir gefiel. Aus Deutschland gab es gute Mannschaften wie BVB oder Bayern München aber irgendwas gefiel mir an den Mannschaften nicht. Sie hatten nicht das gewisse etwas. Sie waren toll und spielten auch gut aber irgendwas gefiel mir einfach nicht. Hier in London wusste ich noch gar nicht wer wo spielte und wen ich von der WM 2022 kannte. Es gibt bestimmt einige aber da musste ich mich mal schlau machen wenn ich Zeit hatte. Bald fanden die ersten EM-Qualifikationsspiele statt. Aber jetzt musste ich erst einmal mich um das Haus kümmern. Das zählte zwar nicht meinen Aufgaben aber ich machte es trotzdem weil ich sowieso nicht viel anderes zu tun hatte und Lisa dann eine Menge Arbeit erspare. Lisa musste meistens von 4-15 Uhr Arbeiten. Und ich mag es wenn sie sich dann ausruhen kann und sich nicht sofort um den Haushalt kümmern musste damit sie bis zum Abend fertig war. Sie war mir meistens sehr Dankbar aber sie sagte auch immer wieder das ich das nicht machen musste weil das ja nicht meine Aufgabe war. Und immer wieder aufs neue sagte ich ihr das es für mich in Ordnung war. Lisa war wirklich nett. Aber dadurch das sie immer so lange arbeiten musste und so früh schlafen gehen musste, konnten wir nur wenig Zeit zusammen verbringen. Trotzdem waren wir gute Freundinnen geworden.

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