Invisible - Ich sehe deine Geheimnisse

Chapter 3

Schlagartig drehe ich mich um.

Ich muss zurück! 

Sofort!

Das Problem: Ich bin die einzige, die in den immer noch zu vollen Speisesaal zurückkehren will. Ich wünschte ich wäre nicht als eine der ersten aus dem Raum geflüchtet. Das kommt wohl davon, wenn man sich für überlegen hält, nur weil man schon alles kennt. Dummes Ich! Wie kann ich nur so blöd sein und meinen Rucksack, gemeinsam mit meinem Heiligtum einfach dort vergessen?! Ich mein jetzt mal Wirklich. Heute Mittag hab ich ja auch dran gedacht es vom Baum mitzunehmen. Aber ist ja klar, dass wenn ich es sicher in meinem Rucksack verstaue, wo die Gefahr eines Diebstahls super gering ist, ich es einfach vergesse. Dummes dummes Ich!

Meine Versuche durch die Menge an Schüler/innen zu kommen, gleichen dem Schwimmen stromaufwärts. Nur dass ich kleiner Kieselstein dabei durch Steine schwimmen muss. Und diese Steine mich auch noch blöd anmaulen. Großartig. Schaffe ich einen Schritt vor, werde ich sogleich zwei wieder zurückgestoßen. Also lasse ich mich kurzzeitig vom Strom mitreißen und versuche währenddessen an die seitlichen Ausläufe zu gelangen, nur, um dann wieder gegen den Strom zu kämpfen. Als endlich der Türrahmen in Sicht kommt, greife ich danach und versuche mich zwischen ihm und den Schülern durchzuquetschen. Autsch! Natürlich muss mir auch nich ein Idiot seinen Ellenbogen zwischen die Rippen rammen. Blödmann! 

Konzentrier dich!

Stimmt. Ich darf nicht wieder zurück gerissen werden. Glücklicherweise nimmt endlich der Sog ab, sodass ich wenige Sekunden später die Letzte im Speisesaal bin. Das Personal, welches die Tische und Stühle wieder richtig drapieren soll, schaut mich komisch an. 

Na toll.

Ich nicke ihnen mit einem kurzen Lächeln zu, ehe ich zu den Stühlen in der Mitte des Raums husche.
In welcher Reihe bin ich nochmal gesessen? Wars die Dritte? Oder doch die Vierte?

Egal!

Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, beginne ich durch die Reihen zu Joggen. Der Rucksack sollte mir ja wohl schnell ins Auge stechen. Ist ja nicht so, dass noch jemand so blöd gewesen ist und sein Zeug hier liegen gelassen hat. Denke ich.
Die erste Reihe hab ich durch. Es folgen die Zweite und Dritte. Vier. Fünf. Noch immer keine Spur von meinem Rucksack. 

Soll ich mich auf einen Stuhl stellen, um mir einen Überblick zu verschaffen? Das könnte mir einiges an Zeit einsparen. Jedoch würden die Leute bestimmt noch mehr denken, dass ich Spinne. Und mich anschnauzen, dass ich nicht mit Schuhen auf den Stühlen rumturnen soll. Außerdem sähe es mir ähnlich, wenn ich das Gleichgewicht verlieren und durch die Stühle knallen würde. Dann breche ich mir wahrscheinlich das Bein, vielleicht sogar ein zwei Rippen und müsste ins Krankenhaus. Die Schmerzen wären unerträglich, jeder würde mitbekommen, wie ich transportiert werden würde und am Ende dürfte ich mich noch mit Krücken durchs Gebäude schleppen dürfen. Würde doch zu meinem Karma heute passen, oder? Nein. Lieber laufe ich hier weiter und durchforste die Reihen. Abwechselnd schaue ich Links und Rechts. Das dürfte genug Zeit einsparen. 

Hoffentlich finde ich bald meinen Rucksack. 

Und wenn nicht, dann soll der Finder ihn einfach abgeben, ohne einen Blick ins Innere geworfen zu haben. Oder wenigstens bestechlich sein.

Bitte Gott, lass den Finder bestechlich sein.

*  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *  *

Ich werde nicht ausflippen. Ich bleibe ganz ruhig. Alles ist gut. Bis auf die Tatsache, dass ich immer noch nicht meinen Rucksack gefunden habe. Aber hey! Abgesehen davon weiß ich auch nicht wo Cassy ist. Aber es ist alles gut. Super gut.