Chapter 8

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Angespannt überkreuze ich meine Finger, nehme einen kurzen, flachen Atemzug und bete, dass das jetzt funktioniert.

Bitte, bitte, bitte!

"Oh Hey, könntet ihr mir schnell helfen?", fragt Tiffany, leicht nervös und außer Atem.

Einer der Jungs aus "Jaxons-Clipue" tritt hervor und verschränkt abschätzend die Arme vor der Brust. "Wobei denn?"

Schnell beiße ich mir auf die Zunge, als ich die Stimme erkenne. Natürlich muss Jaxon ausgerechnet mit Tylor Manson, dem Zwillingsbruder von Bethany, abhängen. Schei...benkleister!! Wenn er von meinem Spyary weiß, kann ich gleich die ganze Aktion hier abblasen und mir mein eigenes Grab schaufeln gehen.
Tyler ist nämlich einer - wenn nicht sogar der - beliebteste Schüler der gesamten Schule. Und das nicht weil ihn alle wegen seiner Schwester anhimmeln. Ganz im Gegenteil. Er unterscheidet sich einfach sehr stark von ihr. Er spielt nicht Football wie man es von ihm erwartet hätte sondern ist im Bogenschützen-Club. Darüber hinaus ist er der Leiter der Schülerverwaltung und gibt sogar Nachhilfe. Jeder kennt ihn. Was vermutlich auch an seinem nahezu Makellosen Aussehen liegt. Seine Haut ist immer sonnengebräunt, die Haare rot-braun und auch sonst gibt es nichts an seinem Körper zu beklagen. Immerhin ist Bethany seine Schwester. Doch leider schreckt er nicht davor zurück Leute öffentlich nieder zumachen. Und seine Schwester schon dreimal nicht.

So viel zu meinem Gebet. 

"Oh naja, also..." Nervös spielt Tiffany mit einer ihrer kurzen Haarsträhnen und schaut verlegen auf den Boden. "Ich bräuchte jemanden, der mir hilft, die Getränkekisten an die jeweiligen Stände und Spielfelder zu tragen. Leider hab ich heute den Getränkedienst bekommen und die Dinger sind einfach ziemlich schwer." 

"Und warum sollte uns das interessieren?", nörgelt die Stimme von Charlie Harris, dem Ekelpaket hoch zehn. Bei dem Typen hab ich das Gefühl, dass seine Haare vom ganzen Haargel das er immer reinschmiert, nur noch eine einzige schmuddlige Maße sind. Iugh! Würde er von seiner morgendlichen Packung mal loskommen, würde er vielleicht nicht ganz so schnöselig arrogant wirken. Immerhin trägt er auch noch Chinos. Warum hängt Jaxon denn nur mit den beiden Typen ab? Und warum hängen die beiden anderen überhaupt miteinander ab? Sie alle passen so gut zusammen wie Vanille-Eis, Lakritz und Krautsalat. Alleine lecker zusammen abartig.

"Weil ich euch sehr dankbar wäre und mich bei euch auch entsprechend erkenntlich zeigen würde.", schnurrt Tiffany so überzeugend, dass selbst ich glaube, dass sie dieses Angebot ernst meint. Sie sollte aufhören eine Zeitmaschine erfinden zu wollen und lieber nach Hollywood gehen!
Die entscheidende Frage ist jetzt nur: Sind die Jungs interessiert oder wird alles nach Hinten losgehen?

Vorsichtig luge ich hinter meinem Baumversteck hervor.
Der Plan, den ich mit Tiffany ausgetüftelt habe, sieht so aus, dass Tiffany die Jungs ablenken und wenn möglich von ihrem Zeug weglocken soll, während ich mich hinter der Buche, vor der die Rucksäcke und Taschen sich befinden, verstecke. Wenn der richtige Zeitpunkt dann gekommen ist, werde ich schnell in Jaxons Tasche nach meinem Spyary suchen und dann einfach wieder verschwinden, bevor er Wind von der Sache bekommt. Eigentlich recht simpel.

Hmm..ob ich auch gleich seinen Zimmerschlüssel stibitzen sollte, wenn ich es nicht in der Tasche finde?
Darüber mach ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.
Oh Gott, ich bete, dass es funktioniert!

Charlies Miene entnehme ich, dass er nicht abgetan von diesem Deal zu sein scheint. Wen wunderts? Der Typ sabbert allem hinterher, was zwei Arme und Beine hat. Zumindest habe ich aber dadurch Hoffnung, dass auch die anderen beiden nicht abgeneigt sind, auch, wenn ich leider keine eindeutige Aussage machen kann, da sie mit dem Rücken zu mir bzw. zum Baum stehen. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe.

Invisible - Ich sehe deine GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt