kurze anmerkung: ich habe die story letzten dezember geschrieben aber noch nicht veröffentlicht. ich hoffe, ich kann dem einen oder anderen eine freude machen, wenn ich sie jetzt veröffentliche:)
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Der Vater schenkte seiner Tochter ein müdes Lächeln und löschte die kleine Lampe aus. Es war ein anstrengender Arbeitstag gewesen und er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich ins Bett gehen zu können. Sofie lag im Bett. Ihr Blick war durchdringend und der Vater wusste, was sie wollte. Trotzdem beugte er sich zu ihr herunter und gab Sofie einen leichten Kuss auf die Stirn.
«Schlaf gut, Prinzessin.» Er stand auf und wollte gehen, doch die kleine, weiche Hand hielt ihn zurück.
«Papa, erzählst du mir eine Geschichte?» Der Vater seufzte unmerklich und murmelte etwas wie «Das musste ja noch kommen». Dennoch setzte er sich zurück aufs Bett von Sofie und zündete das Licht wieder an.
«Was willst du denn hören, Sofie?" Der Vater blickte in die kleinen, braunen Augen und versuchte zu erraten, was mal wieder in ihrem Kopf vorging.
„Erzähl mir ein Märchen, Papa! Eines, das du erfindest." Er lächelte und nickte schliesslich.
„Nun gut..." Er schloss die Augen und überlegte eine Zeit lang, bevor er den Mund öffnete.
„Vor langer, langer Zeit lebte einst ein kleines Mädchen tief, sehr tief im Wald. Sie fühlte sich wohl in ihrem gut versteckten alten Häuschen. Die einzigen Freunde, die Sofie, das Mädchen hatte, waren..."
„Papa, wieso hat das Mädchen denselben Namen wie ich?" Der Vater sagte nichts und legte nur seinen Finger auf den Mund.
„Die einzigen Freunde, die Sofie hatte, waren die Eichhörnchen, Füchse, Hasen, Käfer und Eulen. Es machte ihr nichts aus, sie verbrachte gerne Zeit mit ihnen. Eines Tages, es war Weihnachten, packte Sofie ihr kleines Körbchen. Sie schlüpfte in ihre dicke Jacke, die Handschuhe und ihre grüne Wollmütze. Zu guter Letzt stieg Sofie in ihre warmen Winterstiefeln. Dann schnappte sie sich das Körbchen und lief nach draussen in die kalte Winterluft.
Der Schnee knirschte unter ihren Schuhen und die Kälte und der Nebel nahmen ihr die Sicht. Schon bald spürte Sofie ihre Hände nicht mehr. Doch umkehren war keine Option. Sie wanderte immer weiter, immer tiefer in den Wald hinein. So weit, wie sie noch nie war. Sofie hatte bald keine Ahnung mehr, wo sie war und langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Eigentlich hatte sie doch nur diese leckeren Beeren holen gehen wollen, die sie sich immer nur zu Weihnachten gönnte.
Sofies Schritte wurden immer schneller. Hier und da hörte man eine Eule oder ein Rascheln im Gebüsch und dem kleinen Mädchen wurde immer unbehaglicher. Der Schrei eines Vogels liess Sofie zusammenzucken. Ihr ganzer Körper spannte sich an und sie liess sich in den Schnee fallen. Um sie herum war überall nur Schnee und Nebel und Kälte. Man könnte meinen, es wäre doch schön, aber für das Mädchen war es das ganz und gar nicht. Sie hatte Angst und bald liefen einige Tränen den roten, nassen Wangen runter. Sie schloss ihre Augen und schlang zitternd ihre Arme um den Körper.
Plötzlich hörte sie ein weit entfernter Klang. Es war ein Lied, ein Lied, dass die Wärme zurückbrachte. Langsam und immer noch zitternd stand Sofie auf. Ihre Hände verstaute sie in den Taschen ihrer Jacke und das Körbchen hing an ihrem Arm. Schritt für Schritt folgte sie dem Klang und gelangte noch tiefer in den Wald. Plötzlich waren ihre Sorgen, wie sie wieder nach Hause finden würde, wie weggefegt. Sie wusste, dass sie es schaffen würde. Das Lied verriet es ihr. Nach einiger Zeit sah sie ein kleines Licht vor sich. Es schimmerte leicht zwischen den Bäumen hindurch.
Sofie lief schneller und kam schliesslich bei einer Lichtung an. Irgendwie war plötzlich die ganze Kälte weg und der Schnee glitzerte fröhlich. Ein kleines Feuer brannte und das Mädchen schaute sich verwundert um. Hinter einem Baum kam ein Haufen von kleinen Menschen hervor. Sie lächelten Sofie an und setzten sich neben sie. Ein Zwerg mit einer gelben Mütze stimmte erneut die Melodie an. Sofie lächelte glücklich und wusste, dass dies die beste Weihnacht ihres Lebens werden würde."
Der Vater beendete seine Geschichte und schaute zu seiner Tochter herunter. Sofie lag friedlich in ihrem Bett und hatte die Augen geschlossen. Der Teddybär lag in ihrem Arm und der Atem verriet, dass sie bereits eingeschlafen war. Der Vater lächelte in sich hinein und küsste Sofie auf die Wange.
Dann löschte er das Licht und machte sich todmüde auf den Weg ins Bett. Was man doch nicht alles tat, damit es den Menschen, die man liebte, gut ging, dachte er sich, bevor auch er friedlich einschlief.