Kapitel 13 - Klavierstunde

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Zusammen verließen die beiden Zauberer den Keller und begaben sich zurück ins Wohnzimmer. Dort ließen sie sich auf einen der Stühle fallen und schwiegen fürs erste. „Du hast also nicht gesehen, wer den Elderstab nun besitzt", erkundigte sich Albus. „Nein, wie ich bereits erwähnt habe. Alles, was ich sah, war ein Mann, jüngeren Alters, der dastand und mich ansah". Albus nickte. „Er muss es sein. Kannst du ihn genauer beschreiben". Gellert schüttelte den Kopf. „Keine Chance, er wirkte so, als hätte ich ihn bereits schon einmal gesehen, ich kann ihn aber einfach nicht zuordnen". Wieder nickte Albus. „Und da bist du dir sicher?". „Absolut". Beide schwiegen. „Da war noch ein weiterer Mann, bevor der andere auftauchte", Albus hörte auf. „Er hat sein Gesicht vermummt, so als wollte er nicht gesehen werden".

Albus stand auf und blickte aus dem Fenster, so wie er es oft tat. „Glaubst du, dass zwischen dem Jungen und dem vermummten Mann ein Zusammenhang besteht?". „Nein. Sie wirkten beide so fremd zueinander. Das habe ich gespürt". „Falls du besagten Mann sehen würdest. Würdest du ihn erkennen?". Gellert nickte und beide Zauberer dachten stumm nach. „Glaubst du, Vater hat die Erinnerung auch gesehen?", brach Gellert schließlich die Stille. Albus drehte sich zu dem Jüngeren um, der konzentriert auf den Boden blickte. „Falls er es getan hat, in weit sollte uns das nun helfen?", erkundigte sich Albus vorsichtig, denn er wusste, dass Gellert eine Idee im Sinn hatte. „Wenn Vater von dieser Erinnerung wusste, dann muss er es irgendwo notiert haben". So langsam verstand Albus, auf was Gellert hinauswollte. „Und ich weiß vielleicht, wo sich diese Unterlagen befinden könnten". Albus Augen weiteten sich. „Das wäre unglaublich". Gellert ließ sich in den Stuhl zurückfallen. „Vielleicht" antwortete er. „Aber dafür müssten wir Godric's Hollow erneut verlassen und dein Bruder wird dem sicher nicht zustimmen. Wir brauchen mehr Zeit". Albus schlug die Realität wieder ins Gesicht. „Zumindest müssen wir so lange warten, bis Bathilda wieder hier ist. Ich bin mir sicher, dass deine Tante sich gut um Ariana kümmern wird".

Den restlichen Tag verbrachte Albus bei sich zu Hause. Er kochte, verbrachte Zeit mit Ariana und vor allem dachte er nach. „Woran denkst du?", erkundigte sich Aberforth nach einiger Zeit. „Nichts wichtiges". Aberforth seufzte. „Ich habe nachgedacht", begann er schließlich. „Wie sehr ich Gellert auch verabscheue, du bist immer noch mein Bruder". Albus blickte auf und bemerkte, wie schwer Aberforth die nächsten Worte fielen. „Wenn es Ari und uns allen wirklich helfen sollte, dann reise mit ihm meinetwegen sonst wohin". Albus Augen wurden größer. „Ich habe mit Ari gesprochen. Sie will förmlich, dass du und Gellert diese Rätsel, rund um die Märchen löst". Albus wusste nicht was sagen und schloss seinen Bruder in eine sanfte Umarmung. „Was nicht heißen soll, dass du hier nicht mehr auftauchen sollst. Ich meine damit nur, dass wenn es Ariana hilft, gesund zu werden, dann werde ich dir eine weitere Reise gewähren". „Das wird es Aberforth".

Gleich am nächsten Morgen machte sich Albus zu Gellert auf und verkündete ihm die frohe Botschaft. Vor seiner Zimmertür blieb er stehen, als er die sanften Klänge eines Klaviers wahrnahm. Albus wollte die Tür nicht öffnen, denn das würde bedeuten, dass die Klänge verstummen würden. So verharrte er einige Zeit vor der Zimmertür und lauschte. Irgendwann verstummte die Musik und die Tür wurde aufgerissen. „Du hättest schon auch reinkommen können", kam es von Gellert, der ihn leicht zu belächeln schien. Albus lief rot an und trat ein. „Ja... natürlich. Ich wollte dich nicht stören". Gellert lachte und ließ sich zurück auf den Hocken fallen. „Also? Was bringt dich zu mir?". „Neuigkeiten". „Tatsache?". Albus schilderte das Gespräch in knappen Worten und er bemerkte wie Gellerts Augen zu funkeln begannen. „Das ist doch wirklich mal eine Neuigkeit", strahlte er und Umarmte Albus.

„Wir können also jederzeit los", sprach Albus. „Allerdings, wir sollten aber bis morgen warten. So weiß Bathilda Bescheid, sofern die Reise länger dauern sollte. Ach ja, und Albus, denk dir eine gute Lüge aus, wohin wir gehen. Bathilda wird nicht entzückt von unserer Reise sein". Albus blickte Gellert fragend an. „Du hast mir noch gar nicht gesagt, wohin wir überhaupt gehen". Gellert holte tief Luft. „Nach Nurmengard. Ein Schloss in den Alpen und mein zu Hause". Beide schwiegen nun. „Ich war schon ewig nicht mehr dort", erzählte Grindelwald. Albus nickte: „Kein Wunder, dass deine Tante da nicht einverstanden sein wird". Gellert zog die Augenbrauen hoch. „Vertrau mir, dass ist sie keinesfalls".

Albus ließ sich auf Gellerts Bett fallen und starrte auf die Decke. „Kannst du vielleicht noch etwas auf dem Klavier spielen, Gellert?". Das sanfte Lächeln auf Gellerts Gesicht bejahte Albus frage. So setzte er sich aufrecht hin und begann langsam, die Melodie weiterzuspielen. Erst als Albus sanft seine Hände um Gellerts Oberkörper legte, bemerkte er, wie sehr er in die Melodie vertieft gewesen war. Sanft ließ er sich zurückfallen. „Willst du es auch mal versuchen". Gellert rutschte zur Seite und bot Albus einen Platz neben sich an. Sie saßen nun eng beieinander und Gellert nahm sanft Albus Hände, um sie auf die Tastatur zu legen. „Warum zittern deine Hände?", fragte er lächelnd. Albus lächelte verlegen. Ja, warum zitterten seine Hände? Gellert führte Albus Hände über die Tastatur und erklärte ihm eine einfache Melodie. Die beiden Zauberer verloren sich fast in diesen Klängen, als plötzlich Bathilda den Kopf durch die Tür steckte.

„Jungs, ich bin wieder da". Überrascht drehte sich Gellert um. „Ich dachte du kommst erst morgen". Bathilda lächelte sanft und verschwand aus der Tür. „Meine Recherche hat sich verkürzt". Gellert sprang auf und folgte seiner Tante in die Küche. „Tante, Albus und ich werden morgen eine kleine Reise unternehmen". Überrascht sah Bathilda auf und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Sich doch, junge Männer treibt es eben in die Welt. Wohin geht denn die Reise". Gellert drehte sich ruhig zu Albus um und blickte ihn auffordernd an. „Nach Venedig", sprang Albus auf Kommando ein. Gellert nickte rasch, um den Worten Nachdruck zu verleihen. Bathilda lächelte freundlich. „So ist das also. Nach Venedig". Gellerts Tante nickte zufrieden und Gellert kehrte, gemeinsam mit Albus, zurück in sein Zimmer. „Venedig", kicherte er dort und ließ sich aufs Bett fallen. „Was Besseres fiel mir nicht ein". Gellert sah verträumt an die Zimmerdecke. „Wir sollten nachher wirklich einmal nach Venedig, findest du nicht auch?". Albus nickte und betrachtete durch das Zimmerfenster die stille Straße.

„Wir sollten packen", sprach Albus schließlich. „Nicht nötig. Wir brauchen nicht viel". Albus verdrehte die Augen. „Und am Ende brauchen wir eine ganze Menge". Gellert setzte sich auf und schüttelte seinen Kopf. „Selbst wenn uns etwas fehlen sollte, dürften wir in der Lage sein auch ohne jeglichen Kram auszukommen". „Du vielleicht", nuschelte Albus und warf Gellert einen auffordernden Seitenblick zu. „Ich vielleicht", kicherte dieser ruhig. „Ist es dort kalt?", erkundigte sich Albus schließlich. „Es ist Sommer", scherzelte Gellert ruhig. „Aber vielleicht pack etwas Wärmeres ein, der Wind dort oben kann ziemlich unangenehm werden". Albus nickte und zauberte sich einige Kleidungsstücke in seine Tasche. „Du gehst nicht mehr nach Hause, oder", fragte Gellert. „Nein, wir sollten morgen keine Zeit verschwänden und wer weiß, ob mein Bruder seine Meinung noch ändern könnte". Gellert nickte und sah zu wie Albus noch einige Bücher in das magische Täschchen packte. „Nimm das zur Sicherheit mit", rief ihm Gellert zu und schmiss eine kleine Phiole mit einer sonderbaren Flüssigkeit in seine Richtung. Albus nickte und verstaute alles in der Tasche. „Dann kann die Reise wohl losgehen". 


Ob es eine gute Idee ist, nach Nurmengard zu reisen? Ich weiß es nicht. Diese Frage wird wohl nur die Zeit beantworten. Man liest sich und bis bald. 

Der Anfang von unserem EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt