Kapitel 8 - Mehr als nur Freunde

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Albus lag dicht neben Gellert und sah zu diesem hinüber. „Kann ich dich was fragen?", setzte Albus vorsichtig an. „Glaubst du an Liebe?". Gellert drehte sich zu Albus und antwortete: „Ja, das tue ich. Liebe ist eine der wertvollsten Magien auf dieser Welt. Menschen, die sie nicht verspüren, werden nie verstehen, was sie am Ende zum Fall bringen wird". Albus schmunzelte. „Bedauerlich für diese Menschen". „Wahrhaftig" antwortete Gellert.

„Neulich, als du bei uns warst, da sagte Ariana später etwas zu mir"

„Und das wäre?"

Albus griff vorsichtig nach der Hand des jüngeren und strich über sie. Statt sie wegzuziehen, drückte sie Gellert fest, was Albus mehr Mut schenkte. Er zog Gellert näher an sich und spürte seinen Atem auf seiner Haut. „Sie meinte", murmelte er, doch wurde unterbrochen, als Gellert langsam die Lippen auf seine legte. Ein Feuerwerk der Emotionen entsprang in Albus, er erwiderte den Kuss, ohne zu zögern. Sie setzen sich auf und blickten sich tief in die Augen, die Pupillen waren geweitet. Gellert fuhr durch die roten Haare seines Gegenübers und lächelte Albus ruhig an. „Sie meinte, wir wären viel mehr als nur Freunde", hauchte Albus Gellert entgegen. Das Lächeln auf Gellert Lippen wurde bei diesen Worten weiter. „Und was glaubst du? Hat sie recht?", fragte er betont neckend. Albus ließ von Gellert ab und fiel lachend neben ihm ins Bett. „Ja". Gellert tat es ihm gleich und flüsterte. „Deine Schwester ist etwas Besonderes Albus, schütze sie vor sämtliches Unheil in dieser Welt". Albus blickte an die Decke und nickte stumm.

Der nächste Morgen brach an. Die ersten Sonnenstrahlen erfüllten den unordentlichen Raum. Die ganze Nacht hatten die jungen Zauberer damit verbracht Bücher zu studieren und eventuelle Hinweise über den Standort der Heiligtümer ausfindig zu machen. „Nichts, absolut gar nichts", brummte Gellert verärgert. „Noch nicht, aber ich bin mir sicher, wir werden die rechten Hinweise finden", munterte Albus die müde Stimmung auf. Gellert seufzte nur und nickte. „Du solltest nach Hause gehen, ich bin mir sicher, dein Bruder brennt schon vor Zorn", scherzelte Gellert sarkastisch. „Er wird mich massakrieren, da bin ich mir sicher", entgegnete Albus träge. „Sollte ich mitkommen?". „Nein, schon gut, erspar dir Aberforths Zorn, den bekommst du früh genug zu spüren". Gellert legte das Buch, das er gerade in der Hand gehalten hatte auf den Schreibtisch und legte Albus die Hand auf die Schulter. „Welch tapferer Krieger", sprach er absichtlich dramatisch. „Lass mich dich begleiten, vielleicht bleibt dir der große Zorn der gefürchteten Ziege erspart". Albus warf Gellert einen warnenden Blick zu, konnte ihn aber nicht lange halten und fiel zusammen mit Gellert in ein spöttisches Gelächter.

Gemeinsam standen sie nun vor besagtem Ziegenbock. Dieser schien alles andere als begeistert und die Anwesenheit Gellerts schien die Dinge nicht zu verbessern. „Wag es nicht auch nur ein Wort zu sagen Albus", fuhr ihn Aberforth schneidend an. „Wenn ich verzeihen dürfte-", setzte Gellert vorsichtig an, doch wurde barsch unterbrochen. „Und du schließt von allen hier am meisten den Mund, sonst schneid ich dir die Zunge raus". „Bring mich nicht auf Ideen", grummelte Geller verärgert. Aberforth packte Albus am Kragen: „Sie hatte einen ihrer Anfälle und du warst nicht hier", knurrte er seinen Bruder an. Albus schloss beschämt die Augen. „Aberforth, bitte". Er ließ von ihm ab und wich einige Schritte zurück. „Und du hast nichts Besseres zu tun, als dich mit deinem neuen Freund zu treffen", das Wort Freund betonte er absichtlich abwertend, was Albus sofort in Rage versetzte. „Kümmere dich um deinen eigenen Dreck". „Oh, nun bezeichnest du Ari also als Dreck". Das Fass drohte überzulaufen, was Gellert schneller als den beiden Brüdern bewusstwurde. „Wo ist Ari denn jetzt", erkundigte es sich und stellte sich dicht neben Albus, den er leicht zur Seite schob, um ihn aus dem Visier des Bruders zu drängen. „In ihrem Zimmer, sie schläft", beruhigte sich Aberforth langsam wieder. Gellert nickte beruhigend. „Aberforth, ich sollte jetzt gehen, aber ich bitte dich, es ist nicht Albus schuld, dass er nicht hier war, als du ihn brauchtest. Gibt sie mir, aber nicht ihm", flüsterte er ihm ins Ohr, so leise, dass Albus dies nicht hören konnte.

Kaum hatte sich die Tür hinter Albus geschlossen seufzte Aberforth schwer. „Sei das nächste Mal bitte hier, Albus. Sie hätte dich gebraucht". Schuldig nickte Albus und begab sich in sein Zimmer, während es ihm Aberforth gleichtat. Er öffnete das Fenster und ließ die kalte Nachtluft in das Zimmer strömen. Der Gedanke, dass es dort draußen irgendwo Mächte gab, die stärker waren, als er es sich je hätte erträumen können, gefiel ihm. Er besaß das Gefühl und den Wunsch, dass er sich all dies mit Gellert Teilen konnte. Er musste in sich schmunzeln, Gellerts Ungeduld schien ihn prächtig zu amüsieren, doch zeitgleich hatte er den Drang, jede noch so freie Minute, an Antworten zu suchen. Ihr Ziel war der Elderstab. Albus wusste, wie sehr Gellert danach strebte. Er selbst wollte den Stein der Auferstehung in seinen Händen halten. Vielleicht wäre er dadurch in der Lage, seine Eltern wiederzusehen. Einer der sehnlichsten Wünsche in Albus innerem. Er wusste, dass Gellert sich dessen bewusst war, und er war sich sicher, er würde ihn unterstützen.

Vorsichtig betrachtete er das Buch von Beedle dem Barden. Mit dem Finger fuhr er über das Zeichen der Heiligtümer. Er sollte jetzt nicht hier liegen und Löcher in die Decke starren, Gellert tat das sicher auch nicht. Er sollte lesen und nach Informationen suchen. Eine Welle der Motivation und des Ehrgeizes überkamen ihn und er begab sich in sein kleines Archiv voller Bücher. Auch wenn Bathilda deutlich mehr besaß, wollte er sich selbst vergewissern, ob ihm nicht eine wichtige Information entgangen war. Schritt für Schritt überflog er sämtliche Zeilen und Wörter, als er plötzlich stockte. Dort stand ein Name. Livius. Sofort eilte Albus zu seinem Schreibtisch und besorgte sich ein Stück Pergament, das er sofort an Gellert schicken ließ. Wenige Augenblicke später stand Gellert vor der Tür, die Präsenz des Zauberers war unverkennbar, noch bevor er Klopfen konnte flog die Tür bereits leise auf. Albus führte seine Hand zu seine Lippen und signalisierte ihm ruhig zu sein. Ein weiteres Aufeinandertreffen mit Aberforth wollte er bekanntlich vermeiden.

Still schlichen sich die beiden Zauberer die Treppe hoch in Albus Zimmer. Kaum fiel die Tür hinter ihnen zu umarmte Gellert Albus herzhaft. „Du hast es geschafft, du bist ein Genie, Albus". Albus überwältigt von der unerwarteten Reaktion Gellerts brachte kein Wort über die Lippen, deutete aber auf das Buch. „Ich habe in der Zwischenzeit bereits einige Nachforschungen über den Namen gemacht. Wir müssen auf eine kleine Reise, schätze ich. Livius war der letzte Zauberer, der so töricht war, sich als Besitzer des Elderstabes zu bezeichnen, was ihm schließlich auch sein Leben kostete. Wenn jemand weiß, wo sich der Zauberstab also jetzt befindet, dann die alten Dorfbewohner. Ihre Legenden könnten uns von großem Nutzen sein". Gellert, über das Buch gebeugt, nickte. „Umso mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es werden, ihn ausfindig zu machen", stellte er fest, doch seine Miene schien besorgt. „Albus, du kannst Ari nicht hier allein lassen, nicht mit deinem Bruder, der nur darauf wartet, mir den Kopf abzuschlagen". Albus schüttelte den Kopf: „Ich muss es versuchen, Gellert. Wenn wir erst einmal im Besitz dieser Macht sind, wird es einfacher sein, Ari zu helfen, mein Bruder wird es zwar nicht verstehen, aber irgendwann wird er uns dankbar sein. Die ganzen Zauberer werden uns dankbar sein, stell dir vor, was wir mit dem Wissen, Krankheiten zu heilen, die als unheilbar gelten, erreichen könnten". Gellert nickte und verstand, worauf Albus hinauswollte. „Pack deine Sachen, bei Abenddämmerung verschwinden wir von hier". 


Reisen sind doch immer etwas schönes, besonders, da Albus nach seinem Abschluss eine Reise antreten wollte. Mit Gellerts Begleitung sollte eine Reise allerdings doch noch viel schöner werden. Man liest sich :) 

Der Anfang von unserem EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt