Kapitel 5: Die Ruhe

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Zu Hause angekommen, legt Jan seine Ausrüstung mit einer bewussten Geste beiseite. Die Uhr zeigt 4 Uhr morgens, und obwohl seine Gedanken noch von den Ereignissen der Nacht wirbeln, spürt er die Schwere der Müdigkeit. Er zieht sich aus und legt die Messer auf den Tisch. Dann sinkt er auf das Bett, um ein paar Stunden Schlaf zu finden.

Acht Stunden später erwacht Jan. Er hat selten so tief und erholsam geschlafen, selbst nach einer solch gewalttätigen Nacht. Die Erinnerung an die fünf Menschen, die er getötet hat, lastet kaum auf ihm. Die Umstände seines Unfalls haben ihn verändert, ihm eine mentale Stärke gegeben, die ihn durch die Dunkelheit trägt.

Jan steht auf, zieht sich ein frisches langärmeliges T-Shirt an und geht ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Er wirft einen Blick auf sein Handy, um nach Nachrichten über die fünf Leichen zu suchen, doch es gibt keine Meldungen. Eine beunruhigende Stille, die ihn nachdenklich stimmt.

Er überlegt, ob er seine Messer mitnehmen soll, bevor er aufbricht. Die ausfahrbaren Klingen lassen sich geschickt unter seiner Kleidung verbergen. Er befestigt sie also an seinem Unterarm und prüft, ob sie noch gut funktionieren. Der Klang der ausfahrenden Klingen ist für ihn ein beruhigendes Geräusch, ein Gefühl der Kontrolle und Macht.

Sein Handy vibriert. „Hey, wann bist du hier?" fragt Jessica.
„Ich mache mich gerade auf den Weg", antwortet er, während er sein Skateboard am Rucksack befestigt. „Beeil dich, ich möchte nicht wieder so lange warten", schreibt Jessica ungeduldig. „Ich bin gleich da, gib mir 10 Minuten", sagt Jan bestimmt.

Jessica wartet in der Innenstadt, umgeben von Geschäften wie H&M, DM, McDonald's und einem GameStop. Sie steht vor dem GameStop und scrollt durch Instagram, während sie auf Jan wartet. Ihre Ungeduld wächst, als sie bemerkt, dass die Zeit vergeht, ohne dass Jan erscheint. Sie steckt ihr Handy in die Gesäßtasche und spielt nervös mit ihren Haaren.

Jessica betrachtet ihr Outfit in der Reflexion eines Schaufensters. Ein weißes Oberteil mit einem leichten Ausschnitt, eine silberne Kette, eine schwarze Hose mit Rissen an den Knien und weiße Sportschuhe. Während sie wartet, fühlt sie die Blicke dreier Jungs auf sich gerichtet, was sie nicht weiter stört.

Schließlich kommt Jan auf seinem Skateboard an. „Genau 10 Minuten, wie ich es versprochen habe", sagt er mit einem Lächeln. „Jaja, komm schon her", erwidert Jessica und küsst ihn sanft. „Also, was machen wir heute?" fragt sie. Jan zögert, denkt darüber nach, ihr von Damien und Mardokay zu erzählen, entscheidet sich jedoch dagegen. „Wir könnten im GameStop vorbeischauen und danach etwas essen gehen, wenn du möchtest."

Jessica rollt mit den Augen. „Okay, aber wir bleiben nicht ewig im GameStop." „Versprochen", antwortet Jan. Er wirkt zwar normal, aber Jessica spürt, dass etwas nicht stimmt. „Geht es dir gut?", fragt sie, „Ja, warum?", erwidert Jan, ohne ihren Blick zu treffen. „Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, etwas stimmt nicht", sagt sie mit Nachdruck.
Jan kommt näher zu ihr und legt seine Hände beruhigend auf ihre Schultern. „Mach dir keine Sorgen, alles ist gut", lügt er, um ihre Besorgnis zu zerstreuen.

„Selbst deine Haltung hat sich verändert", stellt Jessica fest. „Du wirkst so selbstbewusst, so anders. Du warst sonst immer liebevoll und sanft, jetzt wirkst du irgendwie...männlicher." Ihre Unsicherheit ist spürbar. „Ich weiß nicht, was du meinst. So war ich doch schon immer", entgegnet Jan und betritt den GameStop, um dem Gespräch auszuweichen.

Die Fassade des GameStop-Ladens ist verblasst und abgenutzt, einst leuchtende Farben sind jetzt stumpf und verschmutzt. Das Schaufenster ist von Staub bedeckt, und die Beschriftung des Ladens ist kaum noch lesbar. Der Laden selbst riecht nach alter Elektronik und abgenutzten Teppichen, die Beleuchtung ist schwach und einige Lampen flackern.

Buch 1: The FlareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt