Kapitel 1 - Ist das, das Leben danach?

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TW: Panikattacken

Musikempfehlung:
Lovely - Billie Eilish (with Khalid)
'Oh I hope someday I'll make it out of here,
Even if it takes all night or a hundred years,
Need a place to hide, but I can't find one near,
Wanna feel alive, outside I can't fight my fear'


Vada Cavell POV

Ich kriege keine Luft. Ich versuche immer wieder, aber nichts hilft mir. Ich ersticke, egal, was ich tue. Ich dachte, ich habe diese Phase meines Lebens schon überwunden. Dass mich eine zweizeilige Nachricht wort wörtlich auf den Boden schmeißt, hätte ich überhaupt nicht gedacht. Das sollte doch nicht mehr passieren! Nicht nach allem, was ich schon erreicht habe. Aber hier sind wir. Unter der heiß strahlenden Sonne liege ich zittrig, ohne Sauerstoff in meiner Lunge, an der Grenze der Ohnmacht. Wundervoll.

- "Vada?!" - nahm ich waage Mia's Stimme wahr. - "Oh mein Gott, V, was ist los?" - kniete sie zu mir auf den Boden.

Mit meiner verbleibenden Kraft zog ich meine Knie zu meinem Brustkorb.

- "Okay, okay, Vada. Was soll ich tun? Wie...wie soll ich dir helfen?" - stellte Mia immer wieder die selbe Fragen panisch. - "Ich rufe lieber einen Krankenwagen." - holte sie ihr Handy aus ihrem Turnsack.

Ihre Stimme zu hören gab mir einen flüchtigen Schubs von Adrenalin. Ich griff nach ihrem Handgelenk, zog sie leicht in meine Richtung und schüttelte meinen Kopf, weiterhin mit meinem Atemnot kämpfend.

- "Scheiße Vada." - überlegte sie kurz. - "Gut, dann musst du jetzt mit mir zusammenarbeiten! Hörst du mich?" - blickte sie zu mir.

Ich konnte keine Antwort geben, ich versuchte nur mit meinen Augen zu kommunizieren.

- "Auf 3 hebe ich deinen Oberkörper ein wenig an, okay?" - warnte Mia mich.

Sie rutschte hinter mich, umarmte meine Schulter und stieß einen kurzen Seufzer aus.

- "1...2...3, hoch!"

Sie im Schneidersitz, ich mit dem Rücken zu ihr.

- "Dein Gesicht läuft langsam blau an, V, tu mir das nicht an! Du musst dich nur ein bisschen beruhigen, bitte...bitte." - fing sie an zu weinen. - "Wir atmen jetzt zusammen. Tief ein und tief aus." - machte Mia beispielhaft vor und legte ihre Hand auf meine Stirn. - "Ein...aus...ein...aus..."

Ihr Herz raste schnell, ich hätte die Takte von einigen Meter Entfernung auch hören können. In dem Moment entschied ich mich darauf zu konzentrieren. Ein und aus, ein und aus, sagte ich mir im Kopf vor. Endlich nahm ich einen richtigen, fast tiefen Atemzug. Mia's Brust fiel plötzlich ein, als sie mich atmen hörte.

- "Ja, Vada, genauso. Siehst du? Das machst du toll. Nicht aufhören, bitte!"

Ich sah ihr Gesicht nicht, aber ich merkte an ihrer Stimme, dass sie, obwohl vor Panik erschüttert, auch erleichtert war.

Je mehr sich meine Atemwege befreiten, desto ruhiger wurde ich. Die Sonne erschien mir nicht mehr nur als ein riesiger gelber Fleck, der den ganzen Himmel bedeckte. Ich konnte wieder Farben sehen. Das grüne Gras, die weiße Wolken, der graue Asphalt und Mia's blaue Augen.

Ich stützte mich sofort auf, nachdem ich meine laufende Nase merkte. Unauffällig versuchte ich sie abzuwischen, weshalb ich mich aus Mia's Armen riss und mich nach vorne lehnte. Fehlgeschlagener Plan.

Ich musste mich nicht umdrehen, um das weiße, kleine Taschentuch zu sehen. Mia schwankte es schon vor meinen Augen.

- "D-danke." - gab ich endlich etwas von mir.

Mit dir oder ohne dich? (VadaxMia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt