Kapitel 18 | Florian
„Blond, groß, mit guter Figur." Diese Worte hallten in Endlosschleife durch seinen Kopf. War das wirklich sowas wie ein Kompliment gewesen? Florian war von diesem Gedanken so abgelenkt, dass Lucas schon aus dem Büro gegangen war, bevor er wieder zu sich kam.
Schnell spurtete er hinter seinem Kollegen her und tippte ihm auf die Schulter. „Ja?" „Du... ähm..." Er wusste gar nicht richtig, was er eigentlich sagen wollte. „Hast du... hast du vielleicht Lust, gleich was zusammen trinken zu gehen?" Die Überraschung in den Augen seines Gegenübers machte Florian irgendwie verlegen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Natürlich würde Lucas niemals privat etwas mit ihm zu tun haben wollen und schon gar nicht mit ihm was trinken gehen.
„Ja, gern. Was schwebt dir vor?" Da er nicht mit einer Zusage gerechnet hatte, musste er wohl auf seine Stammbar zurückgreifen, da ihm so spontan nichts anderes einfiel. „Kennst du das Roxy?" „Habe schon davon gehört, war aber noch nie da. Um sieben?", sagte Lucas und lächelte ihn tatsächlich an. Florian brachte dieses Lächeln so aus dem Konzept, dass er seinen Kollegen einfach nur anstarren konnte. „Hallo? Noch jemand da?" Lucas wedelte mit seiner Hand vor Flos Gesicht herum. Gott, wie peinlich. „Sorry, ich bin immer noch so geflasht von unserem Erfolg gerade. Ja, sieben Uhr klingt gut." „Ok, dann bis später."
Regelrecht konsterniert saß Florian nach diesem Gespräch in seinem Büro. Er traf sich gleich tatsächlich mit Lucas. Privat. Abends. In einer Bar. Er hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte. Aber eins wusste er. Dass dieses Kribbeln in seinem Bauch definitiv nicht da sein sollte. Der Typ war nicht gut für ihn! Und er war hetero, verdammt!
Zuhause rief er Clara an. „Und er hat tatsächlich zugesagt. Ist das zu fassen?" „Ja klar, warum auch nicht?" „Weil der Typ eigentlich ein Arsch und nicht gerade umgänglich ist?" „Ach Flo, meinst du nicht, dass du vielleicht ein falsches Bild von ihm haben könntest? So wie er wohl auch von dir?" „Hm... ich weiß nicht. Mal schauen, wie der Abend so läuft. Wenn wir zumindest eine einigermaßen entspannte Basis schaffen können, wäre das für die nächsten Monate nicht schlecht. Dann lässt es sich sicher besser arbeiten." „Na siehst du. Warte, da möchte noch jemand mit dir sprechen." Damit reichte Clara das Telefon an Lily weiter.
Kurze Zeit später stand Florian vor seinem Kleiderschrank und fragte sich, was er anziehen sollte. Ebenso, welches Parfum er nutzen wollte. Absurd. Warum sollte sich Lucas für seine Kleidung und seinen Duft interessieren? Und warum dachte er überhaupt wieder über so etwas nach?
Punkt sieben Uhr betrat er das Roxy und sah Lucas bereits an einem Tisch im hinteren Bereich sitzen. Als er auf ihn zu ging, fiel ihm siedend heiß ein, dass er überhaupt nicht wusste, wie er Lucas begrüßen sollte. Gott sei Dank trat just in dem Moment, wo Flo den Tisch erreichte, die Kellnerin ebenfalls an diesen heran und crashte somit den wahrscheinlich peinlichen Moment.
Nachdem beide bestellt hatten, zog Florian seine Jacke aus und setzte sich. „Man, ich bin echt erleichtert, dass es heute so gut gelaufen ist", begann Lucas ihr Gespräch, in das Flo gerne einstieg. Eine ganze Zeit unterhielten sie sich über ihre jeweiligen Jobs und mehr und mehr stellte Florian fest, wie nett Lucas eigentlich war. Dessen Lachen war ansteckend und das Glitzern in dessen blauen Augen war total anziehend. Er hatte nicht erwartet, dass er an diesem Abend so viel Spaß haben könnte... und dass dieser dafür sorgen würde, dass seine Gedanken zwischenzeitlich in Richtungen abschweiften, in denen sie definitiv nichts zu suchen hatten.
Beide lachten gerade wieder schallend und Lucas warf ihm dabei so dermaßen durchdringende Blicke zu, dass es ihm heiß und kalt gleichzeitig den Rücken herunter lief. Doch in diesem Moment brummte Flos Handy in seiner Hosentasche. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass es Clara war. „Hey, was gibt's? Alles ok?" „Papa, du kommst doch morgen, ja? Und liest mir die Geschichte zu Ende vor? Im Bett und wir kuscheln dabei?" „Lily, Süße, das habe ich dir doch schon vorhin gesagt. Natürlich komme ich morgen vorbei. Und ja, das machen wir. Im Bett, mit kuscheln dabei, wie du es am liebsten magst. Bis morgen. Ich liebe dich."
Mit einem entschuldigenden Blick wandte Florian seine Aufmerksamkeit wieder Lucas zu, der auf einmal hektisch in seiner Tasche wühlte. Als er einen Geldschein hervorgeholt hatte, warf er diesen auf dem Tisch. „Sorry, ich bin einfach so kaputt. War anstrengend heute. Wir sehen uns." Und ehe Flo sich versah, war Lucas auf dem Weg nach draußen. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Er wurde aus diesem Kerl einfach nicht schlau.
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Work Love Balance
RomanceFlorian und der Halbspanier Lucas müssen das nächste halbe Jahr an einem Projekt, für die neue Niederlassung ihrer Firma in Madrid, zusammenarbeiten. Dass beide sich überhaupt nicht ausstehen können, macht dieses Unterfangen nicht gerade leicht. Doc...