Kapitel 19 | Lucas
Lucas hatte ja vieles erwartet, aber eine Einladung zu einem Drink, von Florian? Niemals. Umso überraschter und zugegeben erfreuter war er, als sein Kollege ihn tatsächlich in eine Bar einlud, um mit ihm zu einem privaten Treffen zu gehen. Privat, mit Florian Welling. An den Gedanken musste der Designer sich auch erst mal gewöhnen.
Als er zuhause in seinen Kleiderschrank sah, musste Lucas tatsächlich schmunzeln. Vieles war schlichtweg zu elegant für eine einfache Bar, und doch... Eine schwarze Jeans mit einem weißen, dünneren Strickpulli, so dass er nur eine leichte Jacke anziehen müsste, würde wohl ausreichen.
Er rasierte sich, legte sein Lieblingsparfum auf und musste innerlich wirklich über sich lachen. Wieso hatte er das Gefühl, er würde sich für ein Date fertig machen? Fehlte nur noch das Kondom mit dem Gleitgeltübchen in der Tasche.Wie erwartet, war er vor Florian in der Bar und setzte sich an einen Tisch, von dem man die Tür gut im Blick hatte. Die Bar war gut besucht und doch herrschte eine angenehme Stimmung. Interessanterweise saß ein offensichtlich homosexuelles Paar ein paar Tische weiter rechts von ihm und schien nur Augen für sich zu haben. Der Designer spürte, wie ein Funken altbekannter Eifersucht zusammen mit seiner eigenen Unsicherheit in ihm aufstieg. Er schaffte es gerade noch, den Kopf wieder in Richtung Tür zu drehen, als er bemerkte, dass Florian eintrat.
Niemals im Leben hätte Lucas erwartet, das Florian Humor besass. Und verdammt, sie waren auch noch auf so vielen Themen auf einer Wellenlänge. Das Lachen des Achtundzwanzigjährigen war auf so angenehme Weise ansteckend und hallte in Lucas wider, wie ein Lichtstrahl aus einem dunklen Himmel. Und diese Augen... Der Designer wagte nicht, sich zu sehr auf dieses wundervoll magische Grün zu konzentrieren, das ihn vor geraumer Zeit schon in seinen Bann gezogen hatte.
Die Stunden fühlten sich wie Minuten an und irgendwann hatte Lucas das Gefühl, Florian würde auf unbewusste Weise sogar ein wenig mit ihm flirten, worauf er nur zu gerne einstieg. Ein kleiner Funke in ihm ließ den Gedanken auflodern, dass Florian vielleicht doch ein wenig Interesse haben könnte. Ein Gedanke, der tief in seinem Inneren etwas zum Klingen brachte, das er schon ewig nicht mehr gefühlt hatte.
Für einen langen Moment fanden sich ihre Blicke und wenn Lucas sich nicht wirklich vollends täuschte, sah er in diesen wundervollen Augen auch eine liebevolle Bestätigung seines Gedankens. Zumindest bis zu dem Moment, wo Florians Telefon klingelte. „Wir kuscheln dann, wie du es am liebsten hast. Ich liebe dich." Bittere Magensäure schien sich durch seine Eingeweide zu fressen, als er diese Worte hörte. Also doch 'ne Hete.
Warum redete man so mit seiner Partnerin, wenn ein anderer Mann zuhören konnte? Waren die Worte bewusst gewählt, um ihn in die Schranken zu weisen? Ein klareres „Schwuchtel, verpiss dich" gab es doch gar nicht, oder? Hatte Florian wirklich so große Angst, dass er ihn hier und jetzt anspringen würde? Ok, wenn er eines wusste, dann, wann er unerwünscht war. Damit war der Abend wohl beendet. Auch gut. Dann eben Status Quo wie bisher. Professionell und distanziert. Nicht, dass der arme Kollege mit seiner fragilen Männlichkeit noch auf dumme Ideen gebracht wurde.
Den Geldschein auf den Tisch werfend, machte Lucas sich mit einer kurzen, fast fadenscheinigen Begründung auf den Weg nach draußen, nur um ein paar Sekunden später am Oberarm festgehalten und umgedreht zu werden. „Lucas, jetzt warte doch mal. Was ist denn los?" „Nichts, was soll denn los sein? Fahr nach Hause, Florian, deine Süße wartet sicher schon im Bett auf dich!" „Meine... Was? Moment..." Irritiert verschränkte der Kaufmann die Arme vor der Brust und sah den Designer mit zusammengekniffenen Augen an. „Warum genau bist du gerade so sauer?"
Gute Frage... Was genau Lucas darauf antworten sollte, war ihm selbst nicht so wirklich klar. Für Florian war das alles normal. Er war normal. Der einzige Unnormale, der sich auch noch aufführte wie ein Idiot, war Lucas gerade selbst. „Ist doch egal. Wir sehen uns Montag im Büro." Damit wollte er schon an Florian vorbei gehen, als sich erneut eine Hand an seinen Oberarm legte, sanfter diesmal.
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Work Love Balance
RomanceFlorian und der Halbspanier Lucas müssen das nächste halbe Jahr an einem Projekt, für die neue Niederlassung ihrer Firma in Madrid, zusammenarbeiten. Dass beide sich überhaupt nicht ausstehen können, macht dieses Unterfangen nicht gerade leicht. Doc...