„Warum tust du nur so?"
Erst hob er erstaunt seine Augenbrauern und sah mich verwirrt an. Dann wurde James harter Blick wurde für einen Moment weich und seine Gesichtszüge lockerten sich.
Angelehnt an den schweren, hölzernen Türrahmen der Bibliothek sah er mich mit leerem Blick an. Seine Augen wurden von tiefen Schatten bedeckt und es sah aus, als würde er alles wie durch einen Schleier wahrnehmen, den ich sogar durch unsere Verbindung spürte.
Doch dann wurde sein Gesicht wieder kalt und seine Augen sprühten die altbekannten Flammen der Wut.
„Was redest du da?", fragte er verächtlich.
Anders als bei der sanften Stimme Jasons lief mir ein eiskalter Schauder den Rücken hinunter.
„Alles an dir fühlt sich irgendwie falsch an", versuchte ich zu erklären. „So als ob all deine Gefühle nur erzwungen wären, so als ob du unbedingt hassen wolltest. Als ob du gar nichts anderes kennst oder kennen willst als diesen Hass und all diese Wut." Ich stoppte, als ich erkannte, dass James aufrechte Haltung immer weiter in sich zusammenfiel. Ich glaubte sogar einige Tränen in seinen Augen aufblitzen zu sehen und auf einmal bemerkte ich eine Schwere auf meinem Herzen, die mir die Luft raubte.
Bei seinem Anblick, der so zerbrechlich wie ein kleines Kind auf mich wirkte, merkte ich wie mein Sichtfeld verschwamm.
„James du-"
„Sei still! Sei doch endlich still! Du weißt gar nichts über mich! Du tust zwar so als würdest du es verstehen, aber du hast keine Ahnung!", schrie er mich an.
Erschrocken zuckte ich zusammen, während Jason schützend den Arm um mich legte. James machte einen Schritt auf uns zu: „Du hast keine Ahnung wie es sich anfühlt immerzu die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen. Du hast keine Ahnung wie es ist perfekt sein zu müssen, weil dein ach so geliebter Bruder sich aus dem Staub gemacht hat, dich im Stich gelassen hat!", seine Stimme überschlug sich fast und sein Brustkorb bewegte sich immer hektischer.
Umso näher er kam, umso heftiger spürte ich den Sturm der Gefühle, der in James tobte. Mit jedem Schritt von ihm wich ich einen zurück.
Dieser Rausch an Empfindungen benebelte all meine Sinne und ich konnte kaum klar denken. Taumelnd stürzte ich nach hinten.
Jason, der dem Ganzen bisher mit finsterer Miene beigewohnt hatte, warf einen kurzen Blick über seine Schulter um sich zu vergewissern, dass es mir gut ging, bevor er langsam auf James zulief.
Sein Gesicht wurde zu einer kalten Maske aus unterdrückter Wut. Ich hatte keine Ahnung was James in seinem Zustand alles anstellen konnte und zitterte allein bei der Vorstellung.
Mit bedachten Bewegungen schritt er in James Richtung, dessen Gesicht einer vor Wut verzehrten Fratze glich.
In der Hoffnung Schlimmeres vermeiden zu können redete ich auf James ein: „Bitte James, lass uns doch darüber reden."
Sofort schwenkte sein Kopf zu mir, während er mich mit seinen Augen fixierte.
„Du hast keine Ahnung wer ich bin, also halt dich da gefälligst raus!" Vor Zorn schrie er auf und griff nach einer Lampe auf dem Tisch neben ihm. Als diese mit einem Knall auf den Boden zersprang zuckte ich zusammen. Kleine, aufspringende Scherben schnitten in seine Hände.
Tränen flossen mir nun unaufhaltsam über meine Wangen.
Jetzt versuchte auch Jason auf ihn einzureden: „Komm schon, James. Hör doch bitte auf, wir können das doch klären. Es bringt doch alles nichts!"
Mit einem Schwung beförderte James nun auch die Bücher von dem Tisch auf den Boden. Der laute Knall hallte von den Wänden wider und ließ mich beben.
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Verschwunden und Vergessen
FantasyIch tat es schon wieder ich streckte die Hand nach jemandem aus von dem ich genau wusste das er sie niemals ergreifen würde. Seelenverwandte existieren, doch wenn sie nachdem sie sich gefunden haben sich nicht durch ein Ritual verbinden werden sie v...