Gemütlich kuschelte ich mich an Jason mit Blick auf den Fernseher. Während James sich irgendwo im Haus rumtrieb, sahen uns wie so oft in letzter Zeit einen Liebesfilm an. Mittlerweile waren ein paar Wochen seit unserer Verbindung vergangen und wir waren wieder in unseren normalen Alltag zurückgekehrt.
Im Fernseher lief mal wieder so eine Schnulze, bei der ich mich ernsthaft fragte, was falsch mit dieser Gesellschaft war, dass man so etwas produzierte.
Obwohl ich war selbst schuld, wenn ich meine Zeit mit so etwas verbrachte. Da sollte ich mich nicht beschweren.
Auf dem Fernseher küssten sich soeben die Protagonisten und blickten sich verliebt in die Augen.
Ich seufzte.
Wieso gab es eigentlich in jedem Film erst ein total unwichtiges Problem und am Ende kam dann doch jeder zusammen?
Aber beschweren sollte ich mich darüber nicht, denn bei meinem Fall war es nicht sehr viel anders.
In den letzten Tagen war unser Alltag sehr eintönig. Hauptsächlich bestand er darin in die Schule zu gehen, zuhause etwas zu essen und dann zu Jason zu fahren.
Apropos Jason.
Wir hatten nicht mehr über unsere Gefühle gesprochen. Jason und ich genossen einfach nur die Zeit, die wir miteinander verbringen konnten. Ich wusste zwar, dass wir beide Gefühle für einander hatten, aber für den Moment reichte uns das was wir hatten. Mehr brauchten wir nicht.
Das hieß aber nicht, dass sich das nicht irgendwann oder sogar bald ändern würde.
Als schließlich der Abspann dieses komplett vorhersehbaren Films lief, beugte Jason sich zu mir.
„Ich würde gerne mal deine Eltern kennenlernen."
Ich erstarrte. Wieso wollte er meine Eltern kennenlernen? Klar, irgendwo war das verständlich, da wir den Rest unseres Lebens miteinander verbringen würden, aber es gab nur ein Problem:
Ich hatte meinen Eltern noch nichts von Jason erzählt und wusste nicht wie sie auf ihn reagieren würden. Sie waren schon immer so gewesen, dass sie mich möglichst von Jungs fernhalten wollten. Vor allem wenn sie so aussahen wie Jason. Ich meine, wenn man ihn nicht kennt würde man ihn für das größte Arschloch halten, das alle Mädchen nur für das Eine ausnutzt.
Ich selbst hatte nichts anderes getan.
„Warum?", fragte ich flüsternd zurück.
„Naja du kennst meine Mum schon und ich will doch meine zukünftigen Schwiegereltern kennenlernen", antwortete er.
Schwiegereltern.
Das Wort hallte in meinem Kopf wider, bevor mir die richtige Bedeutung davon aufging. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute leicht panisch in die Augen von Jason, die amüsiert aufblitzten.
Das war pure Absicht gewesen!
Verärgert schlug ich ihm auf die Schulter, was er aber nur mit einem Lächeln quittierte.
„Also wann kann ich sie kennenlernen?"
„Wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht ob das so gut wäre. Ich weiß nicht wie sie auf dich reagieren würden, da sie mich immer vor solchen Jungs wie dir fernhalten wollten."
„Wie bin ich denn?", fragte er belustigt.
„Ich weiß auch nicht, so machohaft?"
„Oh ich bin mir sicher, dass deine Eltern mich mögen werden."
„Wie kannst du dir da so sicher sein?", wollte ich von ihm wissen.
„Das wirst du schon noch sehen. Wie wäre es denn, wenn wir morgen nach der Schule zu dir fahren und dort mit deinen Eltern essen?"
„Meinetwegen", brummte ich und war mir immer noch nicht ganz sicher ob ich das wirklich wollte.
„Wie dem auch sei. Willst du heute hier schlafen, da es schon so spät ist?"
„Ja, warum nicht. Ich schreibe nur noch kurz Sebastian, dass ich heute nicht nach Hause komme."
Ohne auf eine Antwort zu warten holte ich mein Handy heraus um die entsprechende Nachricht zu schreiben, als es an der Tür klingelte.
Verwundert sah ich Jason an, der aber selbst nicht viel schlauer aussah. Wer würde denn noch so spät am Abend etwas von uns wollen?
„Geht einer von euch aufmachen?", kam es von oben aus James Zimmer.
„Ich geh schon", rief Jason zurück und stand auf.
Nachdem ich meine Nachricht fertig geschrieben hatte, war er immer noch nicht zurück. Wer es wohl an der Tür war, dass es so lange dauerte?
Die Neugier in mir siegte und ich erhob mich und ging durch die Eingangshalle, als ich Stimmen hörte.
„Was machst du hier?", erkannte ich die leise Stimme von Jason.
Die Antwort ging in undeutlichem Gemurmel unter, sodass ich diese nicht verstand. Jetzt war ich aber richtig neugierig geworden und blickte um die Ecke und was ich sah erschrak mich.
Es war der Mann auf dem Familienfoto!
Der Mann, der wie eine ältere Kopie von den Zwillingen aussah.
Der Mann, den sie als Vater bezeichneten.
Ein dreckiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Hast du mich vermisst mein Sohn?"

DU LIEST GERADE
Verschwunden und Vergessen
FantasyIch tat es schon wieder ich streckte die Hand nach jemandem aus von dem ich genau wusste das er sie niemals ergreifen würde. Seelenverwandte existieren, doch wenn sie nachdem sie sich gefunden haben sich nicht durch ein Ritual verbinden werden sie v...