6. Erste Nacht

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Dem Starren des Wolfrudel-Anführers konnte nicht mal Remus mit seiner Gabe zur Ignoranz entkommen. Es war so offensiv, das er es schon als Provokation einordnete. Doof nur, das Remus eine lange Zündschnur hatte und nicht wegen einem Blick an die Decke gehen würde. Dafür lehnte er sich mehr aufs Bett, welches aber weder eine Matratze, noch eine Federfüllung hatte. Nur eine dünne Isomatte, die sich genau wie das Holz darunter anfühlte. „Ich kann auch auf dem Boden schlafen, wenn euch das lieber wäre.", erklärte er unbeschwert, auf seine Nägel schauend.

Der Mann mit perfekter, gebräunter Haut und dafür ungewöhnlichen, rötlichen Haaren krabbelte in anmutigen Bewegungen zu ihm, bis er sich direkt vor ihm im Schneidersitz niederließ. „Es ist mir eine Ehre, hier mit dir schlafen zu können. Du riechst etwas ungewöhnlich, nach Whiskey und Erde, aber bald bemerkt man das nicht mehr."

Überrascht darüber, das er jetzt so positiv klang, nickte Remus leicht lächelnd. Dieses Verhalten erwartet man nicht von einem Fremden, dazu hatte er auch noch selbst eine große Familie und Remus war nicht gerade hilfsbereit zu ihm gewesen.

Für einen Werwolf war sein Gegenüber wirklich sehr schön, seine Zähne sahen fast so weiß aus, wie die von Sirius und James, doch seine Sprache verriet, das er zwar in höflichen, jedoch in armen Verhältnissen aufgewachsen war.

„Dankeschön, das wirst du nicht bereuen."

Er bekam den Platz neben ihm auf dem Bett angeboten und so legte er sich schließlich nah an ihn, weil es nichts anderes hergab. Den ruhigen Atem konnte Remus auf seiner Nase spüren, es war jedoch nicht unangenehm. „Lupin, nicht wahr..?", hauchte er ihm entgegen. Also hatte er bei der Auseinandersetzung mit Sirius gelauscht, so wie seine Angehörigen. „Mein Name ist Carlos.."

•••

Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann und wie er eingeschlafen war, aber die Nacht war eine weniger große Katastrophe, denn die Anwesenheit von Carlos erinnerte ihn an Grant und all die Nächte, die sie sich in des anderen Bettes geschmuggelt hatten.

Ein Halb-Elf rüttelte sie nacheinander wach, relativ sanft und behutsam, trotzdem kräftig. „Aufstehen, sonst werdet ihr es niemals wieder tun."
Remus kratzte sich am Kopf und blinzelte dem kleinen Mann müde zu. Er sah ihm an, dass er mit seiner Truppe schon länger hier war und genau wusste, wie es zuging.

Widerwillig rappelte Remus sich auf und streckte sich in ganzer Länge. Daran ein Morgenmuffel zu sein, konnte er sich nicht erinnern, vielleicht war es einfach die ganze Aufregung, die ihn müde gemacht hatte oder es war die Tatsache, das draußen erst die Sonne aufging. Es war schätzungsweise 6 Uhr.

Wieso auch immer wartete er ab, bis die Wölfe fertig waren mit gegenseitigem putzen und anziehen (Manche hatten anscheinend nackt geschlafen), dann gingen sie zusammen nach draußen. Es war, wie schon erwartet, gerade Sonnenaufgang und in ihrem Teil des Hofes noch nebelig und verdammt kalt. Remus fröstelte.

Fürs Erste hielt er sich an die anderen Wölfe, die gemeinsam zur Kantine liefen, wo sie schon von James erwartet wurden. Er war in dicken Sachen gekleidet und merkte nichts von der Kälte, sein Blick war nur ein bisschen unausgeschlafen.
„Guten Morgen. Jeder von euch erhält eine Schüssel und einen Löffel und beeilt euch bitte beim Essen."

Das taten sie wie befohlen.
Die braune Grütze schmeckte besser, als sie aussah und enthielt laut der Küchenfrau ohne Haarnetz wichtige Vitamine, die sie für die Arbeit brauchten. Da Remus schon ein paar Tage nichts Ordentliches hatte, schlang er es gierig herunter. 

Nach dem Essen wurden sie von James an eine menschenleere Ecke des Grundstückes geführt, wo viele lose Blechteile verstreut lagen. Carlos stoppte sein Rudel davor und blickte den Soldaten zum ersten Mal herausfordernd an. Er wollte seine Leute in Sicherheit wissen.
„Wisst ihr nicht, das Silber für einen Werwolf den sicheren Tod bedeutet?!"

James blieb ganz ruhig und zuckte mit den Schultern. „Ihr werdet dieses Metall sortieren, um später damit zu bauen. Soweit ich weiß, ist kein Silber darunter."

So wirklich sicher klang das nicht, doch ihnen blieb keine zweite Wahl. Die Wölfe begannen sich gleichmäßig zu ducken und vorsichtig die Teile auf verschiedene Haufen zu schleppen. Remus beobachtete das fürs Erste.

Plötzlich stand James hinter ihm. „Geh an die Arbeit, das wird die Leichteste in der nächsten Zeit sein. Glaub mir, du willst nicht, das du als Unruhestifter gesehen wirst.."
Den Schreck seines Anwesens ließ Remus kalt den Rücken runter laufen, doch er blickte nicht zurück sondern begann, seinen Mitmenschen zu helfen.

Er bückte sich zu einer glänzenden Scheibe runter, um sie aufzuheben und auf einen der Stapel zu legen, doch sobald er danach griff brannte seine Haut wie Feuer und er musste die Hand zurückziehen.
Von wegen kein Silber.

•••

Es war eine ätzende Arbeit und nach ein paar Stunden tat ihm der Rücken schrecklich weh, also setze er sich auf einen rumliegenden Baumstamm und atmete durch. In dem Augenblick schwur Remus sich, wegzulaufen, noch diese Nacht.

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Kann es wirklich sein das es gerade wärmer wird? Darauf habe ich so lange wartet :<
In einer Woche habe ich Jugendweihe und hoffe bis dahin hält das Wetter an..
Ist es normal, das man davor so unglaublich aufgeregt ist? xD

Der Zug ins Paradies - ||Wolfstar||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt