9. Nebel

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Der Schlaf hatte Sirius gut getan und mit frischem Elan stand er gegen Mittag wieder auf, um ins Gemeinschaftsbad zu gehen und sich dort zu waschen. Das Wasser in den Duschen war im Gegensatz zum Nebengebäude wohlig warm und er genoss das belebende Gefühl auf der Haut. Danach putzte er noch Zähne und schlüpfte dann zurück in seine Uniform, ohne die er draußen nicht als Soldat wahrgenommen werden würde. Das wäre gefährlich, also achtete er darauf, sie steht's am Leibe zu tragen.

Mit ausgeschüttelten, feuchten Haaren bewaffnete er sich schließlich und lief nach draußen auf den Hof, wo Peter schon an ihrem Posten auf ihn wartete. Die Arbeit war für Sirius eher eine Qual, als Befriedigung, denn er musste die ganze Zeit dastehen und darauf achten, das jeder das tat, was ihm befohlen war. Stunde für Stunde. Dabei hatte er normalerweise noch James, der ihn wenigstens unterhielt und versuchte aufzumuntern, doch Peter war von Natur aus nicht sehr gesprächig. Das musste Black selbst in die Hand nehmen.

„Hast du mitbekommen, dass James und Regulus sich seit ein paar Tagen besser verstehen?", fragte er vorsichtig, um nicht seine ätzende Neugier heraussprudeln zu lassen, doch Peter zuckte eh nur mit den Schultern und schien das erste Mal darüber nachzudenken.
„Sie sind auch in ihrer Freizeit oft beieinander, in ihren Schlafräumen. Gestern Nacht habe ich James auf dem Gang gesehen, als er aus dem Zimmer deines Bruders kam."

Sirius atmete geschockt auf. Ohne sich zu fragen, was Wormy überhaupt in dieser Zeit auf dem Flur machte, malte er sich die krankhaftesten und schrecklichsten Bilder aus. Er vertiefte sich so in eine Lösung, das er erst durch seinen Kameraden wieder in die Realität geholt wurde. „Bestimmt tut es ihnen einfach gut hier zu sein und ein bisschen Gerechtigkeit zu verteilen. Diesen Sinn teilen sie und kommen deswegen ganz gut miteinander aus, denke ich." Und das war alles was er dazu zu sagen hatte. Sirius traute sich gar nicht, nochmal Fragen zu stellen, also ließ er es im Raum stehen und schwor sich, der Sache bald selbst auf den Grund zu gehen.

Die Kobolde hatten ihre Schicht beendet und schlurften weg, um die Werwölfe hin zu lassen, die den restlichen Abend das Blech Aufsammeln übernehmen würden. Sirius beschloss Peter das Kommando zu überlassen, denn er hatte Besseres zutun. Er suchte Remus, der nicht hier zu sein schien.

Remus lag nämlich in seinem steinharten Bett und starrte nachdenklich an die Decke. Die gestrige Nacht hatte ihm zu schaffen gemacht, körperlich wie geistig. Doch obendrauf kam, das Carlos am Morgen mit ihm darüber sprach, wie's lief, ohne ihn zu verurteilen. Er nahm zu dem Geschehen die neutralste Meinung an und nickte immer, wenn Remus versuchte es zu erzählen. Und es tat ihm unglaublich gut, drüber zu sprechen, anstatt es in sich hineinzufressen.

Er war auch nicht zum Mittagessen gegangen, weil sein Magen keinerlei Hunger aufwies und er lieber Zeit zum Denken haben wollte.
Jetzt aber, als sein Blick durch einen der engen Spalte im Holz der Baracke auf die Nachmittagssonne fiel, bemerkte er erst, wie spät es schon war. Das Rudel ging nicht nochmal zurück, um ihn zu holen.

Gestresst zog er sich wieder das graue Oberteil an, welches er in der Nacht abgelegt hatte, kroch in seine Schuhe und lief, wie als wäre es sein Alltag, nach draußen, mehrere Meter bis zum Arbeitsplatz, an dem er langsam und erschöpft zum Stehen kam. Ausdauer war noch nie seine Stärke gewesen, schon im Heim war dies der Fall und wegen dem einen Tag Bewegung gestern hatte sich das auch nicht geändert.

Die meisten Wölfe schauten gar nicht erst auf, außer Carlos, der seinen Blick kurz suchte und dann schmeichelnd lächelte. „Du schaffst es wirklich auch nach einem wahnsinnig langen Mittagsschlaf gut auszusehen.", rief er ihm zu. Leicht errötet machte Remus die letzten Schritte zu ihm und begründete es sich einfach so, das Werwölfe nicht scheuten, anderen ihrer Art Komplimente zu machen.

„Hab nicht geschlafen, nur die Zeit vergessen." Er drehte sich um, nach Soldaten Ausschau zu halten. In näherer Ferne standen Peter und Sirius, die beide ihre Augen auf ihn gerichtet hatten, allerdings abwesend wirkten. Da Remus keine andere Möglichkeit blieb, fing er an die Metalle zu sortieren.

•••

Die Sonne hinter den Waldspitzen ging langsam unter und ließ eine neblige Atmosphäre auf dem Arbeitshof zurück, bald konnte man die eigene Hand nicht mehr klar sehen.

Sirius schlief fast ein vor Langeweile und Peter war schon längst verschwunden. Mit der Ausrede „er habe noch Blätterkram zutun" war er vor ungefähr 30 Minuten abgehauen und ließ sich auch nicht wieder blicken.

Wenn James bei ihm wäre, wäre alles halb so schlimm, doch er war ja mit Sirius' kleinen Babybruder beschäftigt, wer weiß was sie taten. Er musste den Gedanken abschütteln und seine Augen wieder öffnen. Vor ihm aufgereiht stand das komplette Rudel mit gelblich leuchtenden Augen durch den trüben Nebel zu ihm sehend, was Sirius kurz zusammenzucken ließ. Er hatte niemanden kommen sehen, deswegen wurden seine Füße auch ganz kalt und er hatte fast schon einen Hauch von Angst, als ihm sein Zauberstab und dann das Gewehr wieder einfielen, zu dem er auch hektisch griff.

„Unter solchen Umständen kann man nicht arbeiten", sagte der Anführer mit der schönen braunen Haut und bekam daraufhin leises zustimmen seiner Freunde. Sirius schaute sich um, nickte dann nur und entspannte sich wieder voll und ganz.

„Das stimmt. Reicht für heute, ich bringe euch zurück.", entschied er autoritär und begleitete das Rudel zurück zur Baracke, die er selbst kaum wiederfand.
Dort angekommen zählte er die Wölfe durch und sie gingen alle dankbar hinein. Remus war der Letzte in der Reihe und aus einer Emotion heraus ließ Sirius ihn nicht einfach so gehen.

Leise und sogar eher unbewusst murmelte er den Spruch, welcher seine Gedanken kreuzte und der Wolfsjunge blieb sofort stehen. Seine dünnen Haare im Nacken stellten sich auf und eine starke Gänsehaut machte sich auf Remus' Haut breit. Solch ein Gefühl hatte er noch nie gehabt und da er wusste, das Sirius es kontrollierte, machte es ihm Angst.

„Du kamst heute zu spät", flüsterte er ihm zu. „Das ist verboten. Jeder ist an seine Arbeitszeiten gebunden, auch du. Ich muss dich leider mitnehmen."

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Leider leider 🤷🏼‍♀️
Also Jugendweihe war zwar stressig, aber im Nachhinein sehr schön! Ich hoffe, ihr habt schöne Tage ^^

Der Zug ins Paradies - ||Wolfstar||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt