01 | Jubiläum |

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| ELAINE LEROY |

"Schön, dass sie gekommen sind." Lächele ich den fremden, etwas älter aussehenden Mann an und reiche ihm meine Hand. Den ganzen Abend schon stehe ich in diesen schrecklichen Schuhen und schüttele Gott weiß, wie viele Hände. Meine Füße schmerzen höllisch und das einzige, was ich gerade gebrauchen könnte, ist ein kalter Drink.

Die Hälfte dieser Leute kenne ich nicht einmal und sind nur hier, weil Isabella sie für potenzielle Partner hält.

"Ich danke ihnen das ich eingeladen wurde." Seine Miene ist ernst und seine Stimme kalt. "Und herzlichen Glückwunsch zu dem Jubiläum ihrer Firma." Der Mann scheint professionell hier zu sein, zu seinem Pech habe ich gerade leider kein Interesse an einem Gespräch über Aktien "Vielen Dank. Genießen sie die Feier."

Die Luft ist stickig und es ist warm. So viele Menschen sind hier. Wirklich viele Menschen.

"Bedienen sie sich gerne am Buffet und der Bar. Ich müsste jetzt leider wieder los." Ja das muss ich definitiv. Mit schnellen Schritten gehe ich auf die überfüllte Mini Bar am anderen Ende des Saals zu und lasse mich seufzend auf den letzten freien Barhocker neben Isa fallen.

Ohne sie zu fragen, greife ich nach ihrem Martini, kippe die Hälfte des Getränkes und stelle das halb volle Glas zurück auf der Theke ab. Ihre dunklen, schwarzen Haare fallen ihr in eleganten Locken über die Schultern und ihr schwarzes Kleid liegt eng an ihrem schmalen Körper.

"Na hast du die Leroys schon gesichtet?" Fragt sie und klingt etwas zu amüsiert für meinen Geschmack. "Sie sind schon hier?" Ich dachte, sie lassen sich ein bisschen mehr Zeit. "Ich habe sie vorhin am Eingang gesehen." Erwidert sie lässig und tippt mit ihren langen Nägeln auf dem Metal des Barhockers herum.

Natürlich sind sie hier. Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie gar nicht kommen, wie naiv von mir zu glauben, dass sie die Gelegenheit mich runterzumachen nicht nutzen würden.

"Hast du schon mit ihnen gesprochen?" Sie schüttelt den Kopf. Wieso habe ich sie überhaupt eingeladen? "Rette mich, ich will nicht mit ihnen sprechen." In meiner Stimme ist Sarkasmus zu hören, doch eigentlich meine ich es Tod ernst.

Diese Familie ist ein Albtraum, mein Albtraum. Sie sind meine persönliche Hölle. Von außen wirken sie perfekt, aber wenn gerade keine Kamera sie abfängt, habe ich das Verlangen, jedem Einzelnen von ihnen den Kopf umzudrehen. Ich war so froh, aus diesem Loch weg zu kommen und jetzt bin ich hier erfolgreiche Unternehmerin, die ihre Familie nur an den wichtigsten Feiertagen sieht, weil ein Flug von Los Angeles nach Manhattan zu lange dauert.

"Ist irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen?" Lenke ich ab und mustere meine beste Freundin. Meine Stimme ist leise und mein Gesichtsausdruck undurchdringlich. Sie schüttelt den Kopf. "Ok gut, irgendwelche Tische, an denen ich noch vorbeischauen sollte?"

Jeder auf dieser Gästeliste hat einen eigenen Tisch zugeteilt bekommen, sodass sich heute Abend niemand in die quere kommt und alles nach Plan läuft.

"Alle abgehackt Boss. Nur noch den Tisch mit den Leroys rechts von dem alten Mann, bei dem du eben warst." Murmelt sie und tippt etwas auf ihrem Handy ein. Glatt hätte ich in ihr Gesicht gelacht, wenn sie es nicht ernst gemeint hätte. "Wie, oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht Boss nennen sollst."

"Wieso alle anderen machen das doch auch?" Alle anderen sind auch nur austauschbare Mitarbeiter, sie hat mich seit dem Start unterstützt. "Das steht nicht zur Debatte nen mich einfach bei meinem Namen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest."

Game of Threats | la mia BellezzaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt