Wer zum Teufel hatte sich diesen Terminplan ausgedacht, verzweifelt drehte sie Park Jin in seinem Bett um. Auch heute war die andere Seite bereits leer. Seine Frau stand in der Küche bereitete ihm wie jeden Tag essen zu, nur heute würde er es nicht brauchen.
Gleich drei Außenministerinnen hatten sich angekündigt, und dazu noch die mächtigsten der Welt. Gleich am Morgen stand Kanada auf dem Plan, mit ihr würde er Frühstücken und danach ein bilaterales Treffen abhalten. Die Ministerin hatte ihn bereits im Oktober besucht und er freute sich auf das Wiedersehen. Dann folgte Deutschland, die Ministerin auf die er sich am meisten freute. Er hatte nur Gutes von ihr gehört, sehr direkt, soll sie sein und unnachgiebig, aber immer an einem Kompromiss interessiert.
Den krönenden Abschluss würde ebenfalls eine Europäerin machen. Die Französin war für ihn das unbeschriebene Blatt, auch hatte die Dame heute Geburtstag und er würde sich etwas einfallen lassen müssen. Murrend erhob er sich aus den weißen Lacken und trottete ins Badezimmer.
"Denk an die drei Krawatten, mein Schatz!", rief seine Frau, als sie Schritte auf der Treppe hörte. Es war ihre Idee gewesen es sollte nicht ganz so komisch aussehen, wenn er dreimal hinter einander Pressefotos machte.
Mit Arbeitstasche und einer Box samt koreanischer Gepäckstücke verließ der Minister sein Zuhause, wurde er doch nur wissen, was ihn da heute alles erwartet, hätte er gleich einen Urlaubsantrag gestellt.
Die Erste, die er am heutigen Tag treffen würde erkannte er bereits am Lachen, nie zuvor hatte er eine Politikerin getroffen, die so offen war die genauso gut reden, wie zuhören konnte. Er hatte sich für ein Frühstück im Tempel entschieden. Sie nahm an den gegenüberliegenden Seiten platz und Park zog eine Mundharmonika hervor.
Sie hatte genau den Effekt, den er sich erhofft hatte. Mélanie lachte aus dem Herzen. Gemeinsam genossen sie die vielen kleinen Speisen, die für sie zubereitet worden waren. Anschließend fuhren sie gemeinsam in die Stadt zurück, um dort ihr bilaterales Treffen abzuhalten.
Kompromissbereit, aber auch fordernd war das Gespräch abgelaufen, die Teams waren super vorbereitet gewesen und konnten auf die Fragen der Minister sofort antworten. Immer wieder blieb eine Minute, sein Gegenüber zu beobachten. Sie riss ein Stück von dem Papier vor ihr ab, kritzelte etwas darauf und ließ es unter den Tisch wandern.
Er fragte sich nur kurz, was sie da tat doch dann wurde er sofort wieder abgelenkt und die Gespräche liefen weiter. Schon beim letzten Besuch hatte er gemerkt, dass Joly anders war als andere Minister. Sie kaute auf dem Ende ihres Bleistifts oder kritzelte auf den Papieren. In einer Pause lehnte sich der Koreaner vor, um zu erkennen, was sie dort zeichnete. Leicht rot lehnte er sich zurück, das hatte er vielleicht doch nicht wissen wollen.
Die Zweite im Bunde, die ihn heute besuchte war die Deutsche. Sie kam mit einem ganzen Stab an Leuten, aber auf Rückfrage hatte man nichts weiter vorbereiten sollen. Sie drückte jemanden ihren Mantel und ihre Tasche in die Hand und kam auf ihn zu. Einen festen Händedruck hatte sie, stellte er fest, sonst wirkte sie auch sympathisch. Baerbock erkundigte sich auf dem Weg in den Konferenzsaal, wie es ihm den ging und wie das erste Treffen heute gelaufen war.
"3 auf einen Streich", hatte sie gesagt, war wohl ein deutsches Sprichwort. Knapp beschrieb er das Treffen mit Joly und bemerkte das Grinsen, das sich auf ihr Gesicht schlich. Das musste wirklich gut laufen im G7, wenn sie sich so für einander interessierten. Er leitete sie weiter in den Saal und sie ließ sich auf dem Stuhl fallen.
Das Treffen lief ganz anderes ab, Baerbock war hoch konzentriert hatte einen Fragenkatalog dabei und wirkte eher wie eine Journalistin. Sie war in jedem Fachbereich vorbereitet, so etwas hatte er noch nie erlebt eigentlich brauchte sie ihr Team doch gar nicht. Als sie sich ein kleine Pause gaben, fiel dem Koreaner auf, dass die Deutsche hektischer wurde.