Es gibt Gesprächsbedarf

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Zurückhalten klopfte ich ein paar Stunden später an die halboffen stehende Tür. „Können wir?", rief ich in den leeren Klassenraum rein. Remus steckte seinen Kopf durch die Bürotür oben auf der Galerie. „Hm?" Die Verwirrung war ihm deutlich anzusehen. „Die Lehrerkonferenz.", erinnerte ich ihn nochmal. „Ich wollte mich gerade auf den Weg machen." Misstrauisch legte ich meinen Kopf schief. „Du hast es vergessen."

„Ich hab es vergessen, ja.", gab er kleinlaut zu. Ein kleines trauriges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Heute Nacht war Vollmond, da war er immer zerstreut. „Komm jetzt.", sagte ich, ohne weiter auf ihm rumzuhacken. „Wir müssen los." Ich hoffte nur sehr, er vergas übermorgen nicht, rechtzeitig zum Unterricht aufzustehen. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. „Schon unterwegs." Er schloss seine Bürotür zu und kam die Treppe zu mir herunter. „Gehen wir."

Professor McGonagall begrüßte uns vor der Großen Halle. „Oh, wie reizend. Albus sagte bereits, dass du uns dieses Jahr mit seiner Anwesenheit beehren würde. Aber dass du jetzt wirklich vor mir stehst..." Remus löste seine Hand aus meiner um die Hand der Professorin zu schütteln, die unglaublich glücklich aussah. „Remus, es ist unwahrscheinlich schön, dich wieder hier zu sehen." Mit ihrer gewohnten Freundlichkeit sah sie zu mir rüber. „Madame Golding, wie waren die Ferien?"

„Ganz fantastisch.", lächelte ich. „Ich lasse Sie beide dann mal alleine." Ich wechselte noch einen kurzen Blick mit Remus, bevor ich den beiden den Rücken zukehrte. „Du bist seit damals noch erwachsener geworden." McGonagall hatte sich zurück an Remus gewandt. „Das ließ sich nicht vermeiden." Ich lief auf den Tisch in der Mitte der Halle zu. „Glaub mir, das habe ich selbst am eigenen Leibe erlebt."

„Und du siehst fantastisch aus."

„Oh, du schmeichelst mir.", konnte ich die beiden noch hinter mir reden hören. Sollten die beiden in Ruhe die alten Zeiten aufleben lassen.

Neben Poppy setzte ich mich an den Tisch. „Und?" Verwirrt sah ich zu ihr. „Was und?", hakte ich mit einer Spur Verwirrung nach. „Findest du es seltsam, dass dein Ehemann hier ist?" Amüsiert lachte ich auf. „Besser mein Ehemann, als sein bester Freund." Auch, wenn mein Ehemann leider die unmittelbar größere Gefahr darstellte. „Eleonor." Ich riss mich aus meinen tragischen Gedanken. Severus hatte sich mir gegenüber am Tisch niedergelassen. „Hallo Severus.", grüßte ich höflich.

„Ich hab sie vermisst.", flüsterte Remus mir zu, als er sich auf den Stuhl neben meinen setzte. Was? Wer? Ach so. McGonagall. „Wer tut das nicht?"

„Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend.", erhob Dumbledore einen Augenblick später das Wort. „Ich hoffe sehr, Sie alle hatten angenehme Ferien." Allgemeines Nicken. „Kommen wir doch direkt zum Thema. Der Gute Professor Raue-Pritsche geht in den Ruhestand, wie Sie ja alle wissen. Also habe ich mich dazu entschlossen, Hagrid als neuen Lehrer für Pflege Magischer Geschöpfe einzustellen. Und Professor Lupin ersetzt Lockhart. Der, zugegeben, nicht meine beste Wahl gewesen ist. Ich war, was das anging, wohl ein bisschen zu euphorisch."

„Der Junge war in seiner Schulzeit schon so. Wir hätten es wirklich besser wissen müssen." Verächtlich schnaubend schüttelte ich meinen Kopf. Der Blick, den Remus mir zuwarf sagte einfach alles. Mit Lockhart hatten wir damals alle unsere Probleme gehabt.

„Entschuldigen Sie, Albus. Sie finden es wirklich klug, ihn einzustellen? Einen Werwolf? Und vor allem jetzt, wo Sirius Black aus Askaban ausgebrochen ist?" Remus schüttelte nur verständnislos seinen Kopf, so wie ich. „Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Severus.", verteidigte Dumbledore Remus unbeirrt mit seiner unerschütterlichen Ruhe. „Es wird die Zeit kommen, da wird Harry jemanden zum Reden brauchen. Und, bei allem Respekt, Eleonor,", fügte er mit einem Blick zu mir hinzu, den ich mit einem Nicken abtat, „dafür ist Remus am Besten geeignet."

„Da stehe ich voll auf Ihrer Seite.", stimmte ich dem Schulleiter zu, um ihm zu zeigen, dass ich mich davon keines Falls beleidigt fühlte.

„Aufgrund der momentanen Lage im Fall Sirius Black werden Dementoren das Schulgelände bewachen. Deshalb müssen wir ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen. Ich empfehle Ihnen allen, Ihren Patronus-Zauber aufzufrischen. Nur zur Sicherheit. Professor Lupin wird zudem morgen mit den Schülern im Hogwarts Express mitfahren." Ich wandte meinen Blick von Dumbledore ab und drehte meinen Kopf zu ihm herum. „Ich fürchte, dass die Dementoren die Anweisungen nicht befolgen werden, so wie der Minister es versprochen hat."

„Bist du dir sicher, dass du morgen dazu imstande sein wirst, irgendjemanden vor Dementoren zu beschützen?" Heute Nacht war Vollmond. Morgen früh würde es ihm dreckig gehen. Trank hin oder her. Und ich hoffte, er hatte den Trank nicht vergessen. Er sah zu mir. „Ich schaffe das schon.", versuchte Remus mich zu beruhigen. „Sie suchen nach Sirius. Sie sollten keine Schüler angreifen."

„Er sagte doch aber gerade-"

„Nur zur Sicherheit.", unterbrach Remus mich mit Nachdruck. Ich seufzte schwer. „Ist ja gut.", ließ ich mich breitschlagen. „Gut. Außerdem steht noch eine Abstimmung an.", wechselte Dumbledore geschickt das Thema. „Eine Abstimmung? Worüber?"

„Darauf wollte ich nun zu sprechen kommen, Sybill. Hermine Granger würde gerne mehrere Kurse besuchen. Ich habe über einen Zeitumkehrer nachgedacht. Hätte einer von Ihnen ein Problem damit, ihr einen Zeitumkehrer zu gewähren?"

„Wenn sie weiterhin alle ihre Kurse mit solchen Noten besteht. Wieso nicht?", beantwortete McGonagall die Frage, so, wie ich es wohl auch getan hätte. „Dieses Mädchen hat ein riesiges Potenzial und ein noch größeres Interesse. Auf Dauer würde die Unterforderung sie umbringen." Dumbledore nickte mir zu. Dann sah er sich um. „Ist irgendjemand anderer Meinung?" Keiner sagte ein Wort, also sah Dumbledore die Sache für entschieden. „Sehr schön. Dann, Minerva, überreichen Sie ihr den Zeitumkehrer." Sie nickte. „Sehr schön. Ich glaube..." Dumbledore dachte für einen Moment nach und kam zu der Schlussfolgerung: „Ja, das waren alle wichtigen Themen. Wenn also sonst niemand mehr ein Anliegen hat, wäre es mir ein Anliegen, das Essen auf den Tisch zu bringen." 

GOLDING (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt