Nach dem Unterricht betrat ich Severus Büro. „Du hast es verraten?", fragte ich verständnislos. „Er wollte doch sowieso kündigen.", antwortete er schulterzuckend. „Dann hast du doch längst bekommen, was du wolltest. Musste es dann noch jeder erfahren?"
„Jetzt ist es raus, Eleonor. Du kannst es sowieso nicht mehr ändern." Das war alles, was ich von ihm hören wollte. Verständnislos den Kopf schüttelnd verließ ich sein Büro nach meinem kurzen Aufenthalt und ließ die Kerker hinter mir zurück.
„Ich hab gehört, Severus übernimmt bis Schuljahres Ende den Unterricht." Ich nickte. „Nicht die beste Wahl, wenn du mich fragst. Aber das wünscht er sich seit Jahren, ich denke, er schafft das.", antwortete ich optimistisch. „Dann kann ich ja beruhigt gehen. Es war schön, mit dir gearbeitet zu haben, Madame Golding.", grinste Remus. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Professor Lupin.", schmunzelte ich und wurde von ihm in eine Umarmung gezogen. „Hast du alles?", fragte ich ihn, als ich mich aus der Umarmung gelöst hatte. „Wenn nicht, kannst du es mir ja mitbringen." Stimmt, da war ja was... „Wir sehen uns in einem Monat." Ich küsste ihn noch schnell, bevor ich ihn gehen ließ. Er packte seine Sachen und apparierte. Seufzend drehte ich mich um und lief zum Schloss zurück.
„Sie können doch nicht zulassen, dass Professor Lupin wegen dem Vorfall kündigt. Bitte überreden Sie ihn, zu bleiben.", entrüstete Harry sich noch während er in mein Büro stürmte. „Hast du schon mit ihm gesprochen?", wollte ich mit ruhiger Stimme wissen. „Gestern." Mit einer Geste deutete ich auf den Stuhl vor meinem Tisch. Harry setzte sich, also begann ich zu erklären: „Remus ist, was das Thema angeht, sehr empfindlich.", antwortete ich ruhig. Und das er gerade eben gegangen war, war in der Angelegenheit auch ein Harken. Harry nickte verstehend. „Bevor er deswegen in einen Konflikt gerät zieht er sich lieber selber zurück. So hat er das schon immer gemacht. Das ist sein Schutzmechanismus. Hätte er das Problem nicht, wäre er bestimmt geblieben. Ihm hat das vergangene Jahr wirklich gut getan."
„Und was ist mit Ihnen? Gehen Sie mit ihm?" Mit einem beruhigenden Lächeln schüttelte ich meinen Kopf. „Nein, um Gottes Willen. Ich wüsste überhaupt nicht, was ich mit mir anstellen sollte." Erleichtert atmete er auf. Doch etwas lag ihm noch auf dem Herzen. „Frag.", forderte ich ihn auf. „Wieso haben Sie es mir nie erzählt?"
„Wenn du darauf eine lange und ehrliche Antwort haben willst, dann solltest du nach Schulschluss wiederkommen. Dann verspreche ich dir, ich erzähle dir alles, was du wissen willst. Aber,", ich sah auf die Wanduhr, „du musst jetzt zurück in den Unterricht." Einverstanden nickte Harry. „Okay. Dann komme ich später nochmal vorbei."
„Ist gut.", schmunzelte ich. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich von dem Stuhl erhob und zur Tür hinausging. Im Türrahmen aber drehte er sich nochmal zu mir herum. „Soll ich Sie jetzt eigentlich Mrs. Lupin nennen?" Ich lachte auf. „Du kannst mich Eleonor nennen, wenn du willst.", schmunzelte ich. So wie ich Minerva angesehen haben musste, so sah Harry mich nun an. „Weißt du, Sirius hat mir einen neuen Besen geschickt." Wissend nickte ich und hob einen Brief in die Höhe, damit er ihn sehen konnte. „Ich habs schon gehört."; schmunzelte ich. „Dann... Bis später."
Am Abend besuchte Harry mich, damit ich ihm, wie versprochen, alles erklären konnte. Ich bat ihm etwas Tee und Schokolade an. „Also gut.", fing ich ohne große Umschweife an. „Wieso habe ich es dir nie erzählt?" Ich atmete tief durch, bevor ich seine Frage zu beantworten versuchte. „Lily war meine älteste Freundin. Wir waren schon im selben Kindergarten. Aber wegen James, den ich erst hier in Hogwarts kennengelernt habe, habe ich mich irgendwie nicht mehr berechtigt gefühlt, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Jungs, sie waren wie Brüder. Ich dachte immer, Remus wäre besser qualifiziert, dir davon zu erzählen.", gab ich zu. „Ich weiß, dass klingt nach einer lahmen Ausrede. Aber ich wollte es dir sagen. Remus hat mir nur immer davon abgeraten und ich bin nicht sonderlich Streitlustig." Ich sah ihn reuevoll an. „Ich hätte es dir sagen sollen. Dafür gibt es keine Entschuldigung."
„Von den anderen wollte mir ja auch niemand sagen, dass Sirius mein Patenonkel ist. Du hast mir wenigstens nicht ins Gesicht gesehen und mich angelogen." Das war wohl wahr.
„Weißt du, Harry, für niemanden von uns waren die letzten Jahre einfach.", tastete ich mich bedachtsam an das gewagte Thema heran. „Du hast deine Eltern verloren. Wir haben unsere Besten Freunde verloren. Vier auf einen Schlag. Seitdem sind Remus und ich auch nicht mehr die Selben." Nicht, dass er das bestätigen könnte, aber ich erzählte es ihm trotzdem. „Bevor Peter deine Eltern verraten hat, da haben Sirius und James vermutet, Remus könnte vielleicht ein Spion für die andere Seite sein. Deswegen und weil Remus ständig seinen Job wechseln musste, waren wir nicht da, als deine Eltern gestorben sind. Erst später haben wir davon erfahren.", erzählte ich. Die Beerdigung war grauenvoll gewesen, Remus und ich alleine mit den Potters... „Das haben sie ihm zugetraut?"
„Der Zaubererkrieg hat nunmal seine Opfer gefordert. Das Misstrauen hat Remus natürlich verletzt, aber so war das nunmal. Wir haben alle Fehler gemacht." Verständnisvoll nickte er. „Nimmst du es ihnen übel?" Zugegeben: „Das habe ich.", antwortete ich ehrlich. „Für kurze Zeit, jedenfalls. Aber das ist lange vorbei. Ich kann sie jetzt verstehen."
„Ward ihr auf euren Hochzeiten?", fragte Harry interessiert weiter. „Oh ja, das waren wir. Es war wirklich schön. Da war die Welt noch in Ordnung.", seufzte ich, die Nostalgie war mir deutlich anzumerken, also redete ich gleich weiter: „Sie waren so verliebt. Direkt nach dem Schulabschluss, da waren die beiden erst seit knapp zwei Jahren zusammen, da wollten sie gleich heiraten. Uns Außenstehenden kam es ein wenig voreilig vor, doch die beiden waren sich sicher. Und sie waren so glücklich." Ein kleines Lächeln schlich sich auf Harrys Lippen. „Es ist schön, mal jemanden über meine Eltern reden zu hören, die sie wirklich kannten."
„Das glaube ich dir."
„Aber eine Frage hab ich noch." Gespannt abwartend sah ich ihn an. „In der Hütte,", fing er an, da hatte ich schon eine böse Vorahnung, „da hast du einen Namen erwähnt." Nein, Harry. Tu mir das nicht an. „Adelaide, richtig?" Ja. Stell die Frage nicht, bitte. „Wer ist das?" Ich richtete mich zögerlich auf. „Harry.", seufzte ich. „Es gibt da noch etwas, dass du wissen solltest."
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GOLDING (Remus Lupin FF)
FanfictionEleonor Golding arbeitet als Vertrauenslehrerin in Hogwarts. Die ehemalige Hufflepuff liebt die Arbeit mit den Schülern. Ihr Ehemann, der als neuer Lehrer für Verteidigung Gegen die Dunklen Küste nach Hogwarts kommt, bring die ein oder andere Kompl...