Guten Morgen, Eleonor

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Ich hing eine Liste vor meiner Bürotür aus, wünschte Poppy einen guten Morgen und ging zum Frühstücken in die Große Halle. Über den heutigen Tag verteilt konnten sich die ersten Schüler schon einmal in die Liste eintragen. So bekam ich schonmal einen ersten Überblick über die Lage. Die würde sich immer noch von Tag zu Tag ändern. Die Dinge wendeten sich jeden Tag. Und zu diesen Zeiten, Sirius, die Dementoren. Das belastete die Kinder. Völlig verständlich. Und ich bin da, um ihnen diese Belastung so gut es geht zu nehmen. Das war mein Job. Helfen.

Nach dem Frühstück verließ ich die Große Halle und machte mich auf den Weg zum Verbotenen Wald. Hagrid wartete am Waldrand bereits auf mich. „Ah, Eleonor." Lächelnd lief ich auf Hagrid zu. „Guten Morgen."

„Wünsche ich dir auch.", gab er den Gruß zurück. „Sieh mal. Er wartet schon auf dich." Hagrid führte mich ein Stück in den Wald hinein auf eine Lichtung, auf der majestätisch der Hippogreif thronte. „Hey, mein Schöner.", lächelte ich und machte Achtsam einen Schritt auf Seidenschnabel zu, dessen Aufmerksamkeit sich schnell auf mich richtete. Ich drehte mich, mit genug Sicherheitsabstand zu der Kreatur, zu Hagrid um. „Gibt es irgendwas besonderes, auf das ich achten sollte?" Er schüttelte seinen Kopf.

Also drehte ich mich erneut zu Seidenschnabel zu. Seine großen, braunen Augen beobachteten mich aufmerksam. Langsam, damit er nicht erschreckte, senke ich erst ehrfürchtig meinen Kopf, bevor ich meinen ganzen Körper gen Boden richtete. Ich schielte hoch um zu sehen, ob der Hippogreif sich ebenfalls verbeugte und ich sicher war, mich dem Wesen weiter zu nähern. Und siehe da. Der Hippogreif verbeugte sich tief vor mir.

Schritt für Schritt überbrückte ich den Abstand zwischen mir und dem Hippogreif, der seinen Kopf erhoben hatte und mich noch immer wachsam beobachtete. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus. Seidenschnabel drückte seinen Kopf gegen meine Hand Innenfläche. „Du bist wunderbar.", schmunzelte ich und legte meinen Kopf schief, während ich durch die Federn Seidenschnabels strich. „Hagrid, er ist wunderbar."

„Das ist er.", stimmte Hagrid mir aus dem Hintergrund zu. „Wunderbar.", flüsterte ich, bis zu diesem Tag fasziniert von diesem unglaublichen Geschöpf. Kein Wunder, dass gestern, als ich nochmal den Patronus-Zauber ausgeführt habe, immer noch der Hippogreif durch den Flur geflogen war. Majestätisch wie immer. Ein letztes Mal strich ich durch seine weichen Federn, bevor ich ein paar Schritte rückwärts machte. „Danke, Hagrid, dass du ihn mir gezeigt hast. Aber ich muss ins Schloss zurück."

Ich kehrte gut gelaunt nach diesem unglaublichen Erlebnis zu meinem Büro zurück und machte mich an die Arbeit. Die Liste hatte sich innerhalb der letzten Stunde gefüllt. Nicht nur das. Sie war sogar ausgeweitet worden. Und der Grund dafür war leicht zu erraten. „Worüber willst du reden?"

„Sirius Black."

„Sirius Black."

„Sirius Black." Den gesamten Tag.

Ich konnte verstehen, wieso die Kinder Angst hatten. Bei solch einem Drama wie es die Zeitungen momentan verkauften war es kein Wunder, dass jedes zweite Kind wegen diesem unglaublich gefährlichen und berühmt berüchtigten Mörder nicht schlafen konnte. Nur dass der Mörder nicht vor kurzem aus Askaban ausgebrochen ist, sondern seit Jahren frei rum läuft. Aber erzähl das mal jedem, der in dem Glauben aufgewachsen ist, Sirius Black sei ein Anhänger von Voldemort, der die Potter Familie verraten habe. Nur, weil sein Herz gebrochen war...

Darüber konnte ich nur meinen Kopf schütteln. Sirius wäre eher gestorben, als James zu verraten. Jeder, der ihn gekannt hatte, wusste das. Nicht ohne Grund war Sirius Harrys Patenonkel geworden. Wäre all das nicht passiert, dann wären wir alle jetzt eine große, glückliche Familie.

„Madame Eleonor?" Ich schreckte auf. Ein Hauself war vor mir erschienen. „Ich soll Sie von Professor McGonagall fragen, ob Sie heute auf eine Tasse Tee vorbei kommen wollen."

„Würdest du ihr bitte aufrichtigen, dass ich das Angebot sehr gerne annehme?", bat ich den Elf. Mit einem Nicken und ohne ein weiteres Wort verschwand er. Den Rest des Tages sprach ich mit einem Erstklässler, dem seine Eltern Todesangst eingeflößt hatten wegen Sirius und den Dementoren. Es dauerte den gesamten Nachmittag, aber er schien mit einem besseren Gefühl aus dem Raum zu gehen, als er rein gekommen war. Und dann hatte es sich gelohnt. 

GOLDING (Remus Lupin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt