Unerwartet

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„Guten Morgen Yokolein. Wie geht es dir?", trällerte Naoki fröhlich, als er mir wieder Gesellschaft leistete. Das grelle Licht der Fackel blendete mich zwar, aber meine Augen wehrten sich nicht mehr dagegen. Wie lange war ich jetzt schon hier? Ein paar Tage? Ein paar Wochen? Oder sogar Monate? Ich hatte mein Zeitgefühl völlig verloren. Ich war fest davon überzeugt, dass wir gerade Mittag haben. Das was uns damals passierte, hatte ich größtenteils verdrängt. Aber durch das jetzt, erinnere ich mich langsamen wieder. Zumindest wusste ich jetzt wo ich war. Und zwar in seinem Elternhaus, genauer gesagt in dessen Keller. Aber hier wird mich keiner finden. Ich bin mir sicher Tobirama weiß bereits, dass ich an Naoki geraten bin. Dieses Wissen bringt im aber nichts, wenn er nicht weiß wo er suchen mussie. Ich kenne nicht einmal Naokis Nachnamen. Wenn ich noch Chakra hätte, könnte ich einfach die Ketten, an meinen Handgelenken und Knöcheln zum Schmelzen bringen. Aber selbst wenn ich es schaffte, mich von den Metalldingern zu befreien, wäre ich zu schwach um zu entkommen. Die einzige Hoffnung wäre, wenn er mich gehen lassen würde. „Zeig mir deine Wunde", befahl er mit fester Stimme. So schnell es mir möglich war, drehte ich mich so, das ich mit dem Rücken zu ihm saß und schob meinen Pulli etwas nach oben. Naoki kniete sich hin und wickelte mir den Verband ab, er bemühte sich wie erwartet nicht, vorsichtig zu sein. Mit einem Tuch und etwas Alkohol, desinfizierte er die Stichverletzung und verband mich neu. Das brennen durch die Desinfektion, fühlte sich sogar ganz angenehm an. Ich hatte in der letzten Zeit, viel schlimmere Schmerzen gespürt. „Wie es aussieht werde ich dich noch, etwas schonen müssen", verkündete der Psycho und richtete sich wieder auf. „Du hättest so ein guter Arzt werden können. Warum dieser Weg?", fragte ich, ohne jegliche kraft in der Stimme. „Ich hab da so meine Gründe. Iss was. Du sollst mir ja nicht wegsterben", meinte er kühl und gab mir ein paar Scheiben Brot. Ganz egal was er machte, oder sagte, in allem lag eine gewisse Bedrohlichkeit. Ängstlich nahm ich die Brotscheiben entgegen und saß sie, was ihn zufrieden stellte. Er setzte sich auf einen Stuhl, was das einzige Möbelstück im Raum war, und griff zu einer Sake Flasche. „Wie lange bin ich schon hier?", traute ich mich nach einiger Zeit zu fragen. Er überlegte. „Weiß ich nicht. Aber mittlerweile haben wir Anfang November", antworte Naoki gelassen. „Wirst du mich irgendwann, frei lassen?" Er stellte seine Flasche beiseite und kam zu mir. „Das werden wir sehen. Je nach dem, wie du dich benimmst. Es ist nämlich nicht meine Absticht dich zu töten," entgegnete er und nahm dabei mein Kinn. Mit seinem Daumen, strich er grob über meine Lippen und küsste mich dann einfach. Ich erwiderte den Kuss allerdings nicht, und versuchte ihn von mir wegzudrücken. Sehr schnell ließ er von mir ab und verpasste mir eine. „Du warst doch so brav. Warum zierst du dich jetzt so?" Ich sagte nichts, sondern sah ihn einfach nur entschlossen an. Keine Ahnung woher mein Mut auf einmal kam, aber das war im Moment auch nicht wichtig. „Du verlierst niemals deinen Kampfgeist, nicht wahr? Aber selbst wenn du es schaffst, dich von deinen Ketten zu befreien, wirst du hier nicht rauskommen. Du kannst nicht entkommen, dass ist nicht möglich." „Sag mir Naoki. Warum glaubst du, du wärst im recht?", fragte ich, ohne groß nachzudenken. Durch dringlich starrte er mich, mit seinen braunen Augen an. Dann entfernte er sich etwas von mir und lief aufgebracht hin und her. Was war denn Jetzt? Er murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Ich verstand nur Teile, von dem was er sagte. „.......meine Eltern.................mein Bruder......." „Du hast einen Bruder?", fragte ich verwundert. Sofort blieb er, neben dem Stuhl stehen und starrte mich mit einem Blick an, der alles aussagte. Verdammt ich hab eine Psychose, bei ihm ausgelöst. Er warf den Stuhl beiseite, und nahm die Sake Flasche, die er in einem Zug leer Trank. Dann wandte er sich wieder an mich und ging mit erhobener Flasche auf mich zu. Mein Mut von vorhin war, so schnell weg wie er gekommen war. Panisch verkroch ich mich, im letzten Eck des Raumes, hob schützend meine Arme vor mein Gesicht und schloss die Augen. Ich wartete darauf, dass Naoki mit der Flasche auf mich einschlug. Doch das passierte nicht. Stattdessen landete sie neben mir auf den Boden und zersplitterte. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erblickte einen verstörten Naoki, der sich panisch von mir entfernte, sich hysterisch umsah und um sich schlug. Verwirrt beobachtete ich das Spektakel so lange, bis sich meine Ketten auf einmal lösten. Perplex sah ich, auf meine Hände. „Was geht hier nur vor?" Plötzlich spürte ich eine, kalte Hand auf meiner Schulter, doch ich konnte sie nicht sehen. „Schwesterherz", hörte ich Akios Stimme, direkt vor mir. Langsam erkannte ich, eine blasse halb durchsichtige Gestalt vor mir, die sehr meinem kleinen Bruder ähnelte. „A-Akio...", stotterte ich leise und er lächelte. Im Hintergrund erkannte ich Taichi, der Naoki gerade in den Wahnsinn trieb. „W-was macht ihr denn hier?", fragte ich noch immer verwirrt und mit weit aufgerissenen Augen. „Nah dich retten, was sonnst. Hör mir gut zu, dann erkläre ich dir wie du hier raus kommst", entgegnete er, ich verstand jedoch nicht, was er damit meinte. Ich nickte jedoch. „Du kannst aus diesem Raum, nicht auf normalen Weg entkommen, weil er sich im Nichts befindet", begann mein kleiner Bruder, was mich nur noch mehr verwirrte. „Das verstehe ich nicht", gestand ich, überfordert. „Das musst du jetzt auch nicht verstehen. Tu einfach das, was ich dir jetzt sage. Du musst dir einen beliebigen Ort ganz genau vorstellen, so Detailreich wie es geht. Nur so kommst du hier raus, verstehst du?", erklärte er, ich nickte er erneut. „Wir verschaffen dir, die Zeit die du brauchst", sagte er noch und schwebte dann zu unserem Bruder. Ich sammelte mich kurz, setzte mich gerade hin und schloss die Augen. Ich stellte mir Konoha vor. Hashiramas Steinkopf, den Hokageturm, das Uchiha – Viertel, den See, den Marktplatz, jeden Mensch, jede Katze die ich schon mal gesehen hatte, auch jeden noch so kleinen Kieselstein. So Detailreich es mir möglich war.

Nach kurzer Zeit, spürte ich eine sanfte aber kalte Brise auf meiner Haut. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Ich saß tatsächlich, vor den offenen Toren Konohas. Unglaubwürdig, sah in den Himmel. Schnell landete die erste Schneeflocke, dieses Jahr, auf meiner Nase. Sie fühlte sich echt an. Unsicher stand ich auf und betrachtete das, Wunderschöne Dorf. Ohne Jacke wurde mir schnell kalt, weshalb ich leicht zu zittern begann. „Yoko?", hörte ich jemanden hinter mir sagen. Etwas verängstigt drehte ich mich um. Vor mir war ein Mann, mit langen braunen Haaren, in einer roten Rüstung, der Vorsichtig auf mich zuging. Ich verlor jegliche Selbstbeherrschung und viel ihm um den Hals. Wir kannten uns nicht besonders gut, und normal würde ich das auch nicht tun. Aber ich war im Moment froh darüber, ein vertrautes Gesicht zu sehen. „Wo bist du gewesen?", fragte Hashirama erleichtert aber auch ein bisschen besorgt. „Später. Wo ist Tobirama?", entgegnete ich etwas ungeduldig, was dem Hokage ein kurzes Schmunzeln entlockte. „Er ist in seinem Büro. Er hat bis gestern nach dir gesucht und jetzt weigert er sich, sich auszuruhen. Ich bring dich zu ihm," antworte er lächelnd.

„Bist du verletzt?", fragte Hashirama, als wir durchs Dorf liefen. „Nur ein bisschen, nichts schlimmes", entgegnete ich. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich wieder zu Hause war, oder ob das nur ein Traum war. „Es wäre gut wenn du dich nachher, im Krankenhaus untersuchen lässt", meinte er und bei dem Wort Krankenhaus, verzog ich das Gesicht. Ich hatte nicht wirklich Lust, nochmal dort hinzugehen. Mittlerweile dürfte ich schon ein Stammgast sein. „Wie geht es eigentlich Tobirama?", traute ich mir nach einiger Zeit zu fragen. „Als er erfahren hat, das du weg bist, war er am Boden zerstört. Er hat, mit aller Macht, versucht sich zusammenzureißen, doch er konnte seine Tränen, vor deinen Freunden und mir nicht verstecken. Ich habe ihn noch nie so verzweifelt gehen, wie in diesem Moment. Aber als er gestern wiederkam, war es noch schlimmer. Er ist Psychisch und körperlich, völlig am ende. So sehr liebt er dich", antwortete der Hokage und sah dabei in den Himmel. Das zu hören brach mir das Herz.

Nach kurzer Zeit, standen wir vor der Tür von Tobiramas Büro. Ich zögerte erst ein bisschen, klopfte dann aber vorsichtig. Da ich nichts hörte, öffnete ich einfach die Tür. Als ich den Eisbären sah, bekam ich ein leichten Schock. Er trug weder Rüstung noch Stirnband, seine Haare waren zerzauster als sonnst und sein sonnst so ordentlicher Schreibtisch, sah schlimmer aus wieder von Hashirama. Ungläubig sah er mich an. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte auf ihn zu. „Hey Tobirama", sagte ich leise. Ich erkannte sofort, wie seine leeren Augen anfingen zu leuchten. Er sprang so schnell auf, dass der Stuhl umfiel, musste sich aber gleich am Schreibtisch abstützen. Man erkannte sofort, dass er Körperlich in keiner guten Verfassung war. Er eilte auf mich zu und umarmte mich fest. „Du bist es wirklich...", schluchzte der Shinobi leise. Seine Stimme lang so kaputt, dass es mir wieder fast das Herz brach. „Es tut mir leid", murmelte ich und fing an zu weinen. Nach einer ganzen weile, lösten wir uns voneinander und sahen uns an. Er hatte tiefe dunkle Augenringe und sah total übermüdet aus. Er zögerte nicht, sondern küsste mich sofort, intensiv und lange.

Glück, was ist das? (Tobirama Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt