𝟿

623 28 9
                                    

𝙴𝚖𝚒𝚕𝚒𝚊𝚗𝚘

Nachdem ich die Tür hinter mir zu geknallt habe, lief ich die Treppen mit gehöhtem Puls runter. Meine Stimmen im Kopf erzählen mir, was für ein Versager ich bin. Ich hätte ihr keine Angst machen dürfen. Niemals wird sie sich bei mir sicher fühlen, wenn sie weiterhin vor mir Angst hat. Ich betrete die Bar und greife nach einem Glas, um mir Whiskey einzufüllen.

In meinem Kopf sehe ich ihre angsterfüllten Augen, die weinten. Sie hat mich angesehen, als hätte ich sie geschlagen. Schnell lasse ich die brennende Flüssigkeit meine Kehle runter gleiten. Ihre wunderschönen Augen haben wegen mir geweint. Mein Kopf hebt sich, als ich meinen Bruder an der Tür erkenne. Luis kommt näher an der Bar ran und setzt sich zu mir. Er füllt sich ebenfalls ein Glas mit Whiskey ein. "Hast du es gehört?" Frage ich ihn trocken. Er nickt einmal. Jetzt hat sogar mein Bruder noch mitbekommen, wie meine Frau vor mir Angst hat. Peinlich.

"Du musst ihr zuhören" sagte er. Ich blicke zu ihn. "Dennoch wird sie immer Angst vor mir haben" erkläre ich ihm. Selbst, wenn ich ihr zuhöre, sie wird sich verkriechen wenn ich wütend bin. Ich kann meine Frau nicht so ansehen. Nicht, wenn ich immer wieder daran denken muss, was für eine scheiß Angst sie gerade hatte. "Du musst lernen, sie ausreden zu lassen. Ich denke sie hat ein Grund, dass sie so reagiert hat" gießt Luis sein Whiskey in einem Schluck den Hals hinunter. Ich schnaubte hörbar aus. "Sie hat Amaya eingesperrt, Luis. Was für ein Grund soll das sein?" Beuge ich mich zu ihn vor.

Er zuckt mit der Schulter. "Ein verdammt guter Grund, wenn deine Frau verrückt wird" schmunzelte er leicht. Ich schüttelte den Kopf und frage mich, was Amaya ihr angetan hat. "Ich kann verstehen, dass sie Amaya nicht mag. Das kann niemand" sagte er noch. Ich schaue in die Augen von meinem Bruder. "Aber nur deswegen, sie einzusperren?" Frage ich ihn verwundert.

Luis schloss für eine kurze Sekunde die Augen und atmete tief ein. "Eure liebe wird sterben, wenn du sie nie ausreden lässt" klang er schon etwas genervter. Luis hatte eine perfekte Frau, die keinerlei etwas antut. Constanza ist nett, trotz manchmal ihrer großen Klappe aber sie tut keinem weh. Doch Veronica lässt ihre Wut wirklich raus. Sie kann Menschen wirklich wehtun. Er hat es soviel einfacher. "Diese Liebe ist schon längst gestorben, oder denkst du nicht?" Ich spiele mit dem Finger an meinem Ehering und dachte nach. Ich liebe Veronica, ohne wenn und aber. Sie ist mein Leben und mein Glück, auch wenn sie so anstrengend sein kann. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass unsere Verliebtheit ineinander verschwunden ist. "Wegen dir" murmelte er.

Ich kniff die Augen zu und biss fest auf meine Zähne. Was sagt er da? Wegen mir ist die Liebe nicht kaputt gegangen. Es sind immer beide daran schuld. "Du hast sie zerstört, als du das erste mal gegangen bist" Luis scheint so, als hätte ihn diese Zeit auch geprägt. Ich habe mitbekommen, wie meine Geschwister meinten, dass Veronica ein Wrack war. Selbst jetzt noch tut es mir schrecklich leid, was ich ihr angetan habe. "Isadora hat mir gedroht, Luis" knurrte ich nun. Er hat doch keine Ahnung, wie schlimm es eigentlich für mich war. "Ach ja? Sei ehrlich zu dir selbst. Es war nicht nur Isadora, die dich dazu gebracht hat, deine Frau zu verlassen und dein Kind" diese Wut die mein Bruder mir entgegen strahlt, ist unkontrollierbar.

"Ich verpiss mich" stehe ich auf und laufe Wütend zur Tür. "Das ist wohl das beste was zu kannst, nicht wahr hermano?" Höre ich Luis' gehässige Stimme hinter mir. Ich war kurz davor, wieder zu ihn zulaufen und ihn die Fresse zu polieren aber das war er nicht wert.

Mit meinen Autoschlüssel, gehe ich zu meinem Wagen und setzte mich rein. Ich knalle die Tür und atmete tief ein und aus. Meine Brust bebte gefährlich. Mierda, ich hasse ihn gerade so sehr, weil er Gott verdammt nochmal recht hat. Heftig schlug ich gegen das Lenkrad, um meine Wut auslassen zu können. Dann starte ich den Motor und fahr weit weg.

𝚅𝚎𝚛𝚘𝚗𝚒𝚌𝚊

Ich stehe am großen Fenster und sehe dabei zu, wie Emiliano das Anwesen verließ. Es ist ein Schmerz in meiner Brust, der nie vergehen wird. Er wird immer da bleiben, weil Emiliano diese Wunde immer aufreißt, obwohl sie kurz vorm Verheilen ist. Ich wollte ihm so gern sagen, dass es nicht mit Absicht war. Er würde mich nicht schlagen, dass weiß ich doch aber das wollte er nicht hören. Er will mir nie zu hören. Ich wünschte mir so sehr er würde es tun.

Mit einem stechen in der Brust, lege ich mich wieder in das Bett und deckte mich warm zu. Dann versuchte ich den Schmerz wegzukuscheln. Einzelne Tränen verließen meine Augen, während ich meine Augen schloss und versuchte endlich einzuschlafen. Zwischen mir und Emiliano darf nichts mehr stehen. Es soll nur ein uns geben, nichts anderes. Aber es geht immer wieder kaputt, weil sich andere Menschen einmischen. Ich werde morgen mit ihm reden. Egal, ob er will oder nicht. Amaya wird nicht das bekommen, was sie bekommen möchte. Sie will sich zwischen alles stellen. Nicht nur zwischen mir und Emiliano, sondern zwischen jedem einzelnen. Sie will im Mittelpunkt sein.

Ich machte mir solange weiter Gedanken, bis ich in einen tiefen Schlaf falle und davon träume wie glücklich ich doch sein könnte.

Schweigen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt