Julian Brandt x Kai Havertz (Teil 1)

337 8 4
                                    

Pov Kai:

Lieber Julian,

scheiße klingt das erwachsen... Du wunderst dich bestimmt, warum ich mich nach so langer Zeit wieder bei dir melde. Wobei, ich bezweifle, dass du diesen Brief jemals vor Gesicht bekommen wirst und wenn, ob du ihn dann überhaupt lesen wirst oder er nicht gleich in der nächsten Mülltonne landet. Ich könnte es verstehen. Aber ich will dir einmal alles erklären, von Anfang an. Aus meiner Sicht. 

Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als du nach Leverkusen kamst. Ich habe damals noch in der Jugend gespielt, aber du warst schon immer eine Art Vorbild für mich. Deine Spielweise hat mich einfach unglaublich fasziniert. Ich war so aufgeregt, als ich das erste Mal mit den Profis trainieren durfte. Mit dir! Ich glaube, den Rest muss ich dir nicht erklären. Wir wurden beste Freunde. BESTE FREUNDE! Tage- und nächtelang haben wir zusammen gezockt oder einfach nur gequatscht. Mit dir habe ich eine Person gefunden, der  ich vertrauen konnte, die so bescheuert war, wie ich selbst. Jemandem dem ich alles erzählen konnte. Naja fast alles. Eine Sache habe ich dir nämlich nie erzählt, weshalb mein Handeln in deinen Augen wahrscheinlich wenig Sinn ergeben hat. Um ehrlich zu sein, tut es das in meinen Augen auch nicht mehr. Aber zu diesem Zeitpunkt schien mir dies der einzige Ausweg zu sein. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Tag oder Monat es war, als auf meinem Handy die Schlagzeile erschien, die mich so aus der Bahn geworfen hat. Du hast mir schon vorher von dem Angebot aus Dortmund erzählt und dass du wahnsinnig viel Bock darauf hättest. Natürlich habe ich mich für dich gefreut, sehr sogar, aber aus irgendeinem Grund hat mein Herz an diesem Tag einen kleinen Riss bekommen, der immer größer wurde. Du bist gewechselt und wir hatten das erste Training ohne dich. Was ich in den kommenden Tagen und Wochen gefühlt habe, war komplett neu für mich. Eine Art von Leere und Einsamkeit. Ich habe mich immer aus der Realität zurückgezogen und kaum noch mit den Jungs gesprochen. Dir davon erzählt habe ich aber nie. Du hattest versprochen den Kontakt zu halten, was auch geklappt hat. Wir haben uns oft nach Spielen oder an trainingsfreien Tagen getroffen, doch es war nicht mehr dasselbe. Du warst nicht mehr jeden Tag bei mir. Meine Vorfreude auf unsere Treffen wurde von Mal zu Mal größer und jedes Mal, wenn ich dich gesehen habe, hat mein Herz ein kleines bisschen schneller geschlagen. Ich könnte jetzt hier noch ewig weiter schreiben, aber ich mache es kurz. Mit der Zeit wurde mir immer bewusster, wie viel du mir bedeutest und woher die Vorfreude und das Herzklopfen kamen. Ich hatte mich in dich verliebt. Und ja, ich bin es auch heute noch. Ich wollte nicht, dass musst du mir glauben! Es ist einfach so passiert. Ich wusste in diesem Moment nicht viel, aber was ich wusste war, das, was ich hier fühlte, durfte ich nicht fühlen. Bei jedem Treffen, hast du mir von Luise vorgeschwärmt und mir erzählt, wie toll sie sei. Mir war klar, dass ich hier weg musste. Das Angebot von Chelsea kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich hatte mich nicht mehr bei dir gemeldet, weil ich Angst hatte, dass ich meinen Gefühlen nicht stand halten würde. Und es tut mir so wahnsinnig leid. Ich dachte, ich würde nicht mehr so oft an dich denken, wenn du nicht mehr in meinem Leben wärst, ich dich nicht mehr sehen würde. Egal was ich tat, es half nichts. Du warst wie festgeklebt in meinem Kopf. Ich wollte es mir lange nicht eingestehen, aber ich musste etwas tun. Mit dir reden und dir alles erklären. Ich wusste nur bei weitem nicht, wie ich dies anstellen sollte. Die Championsleague-Auslosung kam eigentlich genau zum richtigen Zeitpunkt. Dortmund gegen Chelsea. Du gegen mich. Doch ich bin ein Feigling, ein riesen großer! Das Hinspiel kam und wir haben kein einziges Wort miteinander gesprochen . Ich habe mich nicht getraut, hatte Angst vor deiner Reaktion Morgen ist das Rückspiel und wahrscheinlich meine letzte Chance mit dir zu sprechen. Ich sitze hier in meiner Wohnung und schreibe diesen Brief. Es tut gut, alles einfach mal aufzuschreiben. Ich weiß, ich würde es nicht schaffen, dir all das ins Gesicht zu sagen . Deswegen mache ich es auf diesem Weg. Wenn der Brief überhaupt bei dir landet. Ich hoffe es! 

Wahrscheinlich habe ich dich jetzt überfordert. Ganz sicher habe ich dich überfordert. Du musst mir nicht antworten oder oder etwas dazu sagen. Eine kleine Reaktion, dass du den Brief bekommen hast, reicht vollkommen. Ein kurzes Nicken morgen oder sowas in der Art. Ich will einfach nur, dass du endlich die Wahrheit weißt. 

Kai  🤍

Tatsächlich steckte ich den Brief noch an diesem Tag in den Briefkasten des Hotels der Dortmunder, dessen Adresse ich über Marco herausgefunden hatte. Mit zitternden Händen ließ ich das Stück Papier los und machte mich so schnell wie möglich auf den Weg nachhause. Ich wusste nicht, ob ich richtig gehandelt hatte, obwohl ich mir da vor wenigen Stunden noch zu hundert Prozent sicher war. Was, wenn ihn der Brief doch etwas zu sehr überfordern wird? Insgeheim hoffte ich nämlich doch nicht nur auf ein Nicken, sondern auf ein ausführliches Gespräch. Tausend Fragen hielten mich in dieser Nacht wach und wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel Julian mir bedeutete. Er fehlte mir einfach so sehr und ich bezweifelte, dass eine andere Person jemals die Lücke schließen konnte, die er damals in meinem Leben hinterlassen hatte. 

Fußball Oneshots (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt