Kapitel 13

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Es laut auszusprechen,

bedeutete die Wahrheit anzuerkennen.

Es laut zu hören,

machte es viel zu real.

>> Harlow <<

Die Uhr tickte viel zu laut durch das ausladende Wohnzimmer. Ich tigerte durch den Raum. Immer wieder rutschte meine Hand auf meinen Bauch, als könnte ich nur mit Gedankenkraft herausfinden, ob ich Schwanger sein könnte.

„Alles okay?", brachte mich eine Stimme zum Stehen.

Ich drehte mich langsam herum und betrachtete die junge Frau. Sarah hatte ihre Mähne in gekonnten Locken gebändigt. Ihre Sommersprossen traten durch die Winterblässe ihrer Haut stärker hervor. Sorgenvoll sah sie mich an.

„Ich bin vielleicht schwanger", wisperte ich so leise, dass ich es kaum selbst verstand. Es laut auszusprechen, bedeutete die Wahrheit anzuerkennen. Es laut zu hören, machte es viel zu real.

Ich konnte keine Mutter sein. Ich war noch nicht bereit dafür. Was konnte ich einem Kind denn schon bieten?

Eine alkoholkranke Großmutter? Einen mordenden Vater? Eine unsichere Mutter? Nichts davon wollte ich einem Kind antun.

„Fuck", murmelte Sarah zurück. Sie hatte meine Worte gehört.

„Ich bin mir nicht sicher."

Sarah nickte leicht und trat ein paar Schritte auf mich zu.

„Musst du nicht sowieso ins Krankenhaus, um die Fäden ziehen zu lassen?", hakte sie nach.

Ich versuchte nachzurechnen, wann ich hinmüsste. Beunruhigt sah ich von meinen Händen auf.

„Wie lange bin ich schon aus dem Krankenhaus raus?"

„Dreieinhalb Wochen", beantwortete sie mir meine Frage.

„Verdammt. Ich hätte längst zur Kontrolle gemusst", stellte ich fest.

Durch den ganzen Stress hatte ich die Zeit völlig aus den Augen verloren. Nur noch ein paar Tage und Weihnachten stände vor der Tür.

„Wir fahren jetzt hin", bestimmte meine beste Freundin.

Dankbar ergriff ich ihre Hand. Wenigstens ein Mensch in diesem Haus hörte mir zu.

„Austin!", rief die Rothaarige durch den Raum.

Neben uns tauchte der junge Mann auf, der mir meine Tasche hierhergebracht hatte. Erwartungsvoll schaute er Sarah an.

„Wir müssen ins Krankenhaus. Du fährst uns dort hin", sprach sie ihn an.

„Was ist passiert?", dröhnte Waylens Stimme von der Treppe.

Ich seufzte. Vor diesem Mann konnte ich aber auch rein gar nichts verbergen. Manchmal hatte ich das Gefühl das gesamte Haus wäre verwanzt.

„Ich muss zur Kontrolle", erklärte ich unser Vorhaben.

„Ich fahre dich", bestimmte er.

Ich schüttelte den Kopf. Wenn Waylen mitkäme, hielte er mich doch nur wieder davon ab einen Gynäkologen aufzusuchen. Er zog es bewusst in die Länge, damit es zu spät wäre eine andere Entscheidung zu treffen, als das Kind für ihn auf die Welt zu bringen. Er wollte dieses Kind unbedingt, während ich all die Aspekte sah, die gegen ein Kind sprachen. Ich wusste nicht einmal, ob ich diesen Mann wollte. An Waylens Seite zu leben, bedeutete sein Wesen und seine Arbeit zu akzeptieren.

Ihr wahnsinniges HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt