Kapitel 2

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Es war der nächste morgen und die Stimmung zwischen Adelio und mir war erdrückend. Ich wusste immer noch nicht, wer an der Tür stand und wieso er es vor mir verheimlichen wollte. Das einzige, was ich aufgegriffen hatte, war diese Frauenstimme. Denn kurz danach hatte er etwas auf spanisch gesagt und dann die Tür zugeknallt.

Seitdem hatten wir auch kein Wort mehr gewechselt.
Adelio ging ins Bett und ich war fast die ganze Nacht wach geblieben, weil mich dieser Vorfall nicht loslassen wollte. Ob er eine andere hatte?

Wenn es so wäre, dann würde mich die Tatsache umbringen. Adelio und ich führten schon seit sechs Jahren eine On-Off Beziehung und zu wissen, dass es bald offiziell Schluss sein sollte, bereitete mir Bauchschmerzen.

Ich liebte ihn und auch wenn wir uns oft kindisch benahmen, fanden wir wieder ganz schnell zueinander.

Gähnend holte ich mir eine Schüssel aus einem der Schränke und füllte es mit Choko Krispies. Bevor ich den Kühlschrank öffnen konnte, um die Milch zu holen, kam mir Adelio zuvor. Wortlos reichte er sie mir, was mich tierisch auf die Nerven ging.

Will er ernsthaft diese Schiene fahren?

»Kannst du mir jetzt mal verraten, wer heute Nacht vor meiner Tür stand?« , sagte ich gereizt, ließ ihn dabei spüren, dass es mich sauer machte.

»Nein.«

»Nein? Warum? War das deine Flamme, die du vor mir geheimhalten willst? Es erklärt wenigstens, wieso du dich nie meldest.« , nörgelte ich weiter.

Ich redete mich so in Rage, achtete dabei nicht einmal auf meine Wortwahl, die ich ihm entgegen knallte. Es war mein gutes Recht wütend zu sein. Adelio würde nicht anders reagieren, wenn ich mich so an seiner Stelle benommen hätte.

»Vielleicht sollten wir einfach endgültig Schluss machen, damit du nicht so hin und hergerissen bist. Dann bist du mir auch keine Erklärung mehr schuldig.« , faselte ich ohne Pause, meinte aber davon nichts ernst.

Adelio sah sichtlich gereizt aus, denn sein Kiefer fing vor Wut an zu mahlen. Seine dunklen Brauen lagen tief über seine Augen, was mir verdeutlichte, dass er innerlich brodelte.

»Ich habe deine Vorwürfe satt, Lovelyn! Du hast recht, wir sollten es einfach endgültig beenden. Das hat doch gar keinen Sinn mehr zwischen uns!« , brüllte er plötzlich.

Erschrocken zuckte ich zusammen und riss die Augen auf, weil ich ihn so noch nie zuvor erlebt hatte. Noch nie wurde er so schnell aus der Fassung gebracht und wurde mir gegenüber so laut.

Mein Herz raste, zog sich in nächster Sekunde schmerzhaft bei seinen Worten zusammen. Er meinte das jetzt doch nicht ernst, oder? Schließlich wusste er doch ganz genau, dass meine Worte keine Bedeutung hatten. Er kannte mich gut genug, um es einschätzen zu können.

»Adelio-«

»Halt den Mund, Love. Ich will nichts mehr hören.« , unterbrach er mich barsch.

Adelio schnappte sich seine Sachen, kramte seine Schlüssel aus der Hosentasche und flüchtete durch die Wohnungstür, die er krachend hinter sich schloss.

Die Tränen brannten in meinen Augen, ehe ich aufschluchzte. Das war ein böser Alptraum. Gleich würde ich wach werden und ihn schlafend neben mir liegen sehen.

Aber nichts dergleichen passierte. Es war die bittere Realität.

Ich wäre aber nicht Lovelyn, wenn ich ihm nicht hinterherlaufen würde, um es irgendwie noch retten zu können. Denn er konnte es ganz und gar nicht ernst meinen.

Schnellen Schrittes stürmte ich durch das Treppenhaus und kam unten am Eingang an. Ich öffnete die Eingangstür und sah Adelio in seinem Auto sitzen. Meine Stimme überschlug sich, als ich nach ihm rief. Aber er ignorierte mich und fuhr mit hoher Geschwindigkeit davon.

Vollkommen am Ende stand ich da und rührte mich nicht vom Fleck. Stumm liefen die heißen Tränen über meine Wangen und hinterließen eine brennende Spur auf meiner Haut.

Adelio hatte mich tatsächlich stehen lassen. Er war einfach gegangen. Dabei wünschte ich mir, er würde mich in den Arm nehmen und mir sagen, wie sehr er mich liebte.

***

Nach einer Stunde fand ich Trost bei meiner besten Freundin Lienna. Sie holte mich ab und fuhr mit den Kids und mir in den Park.

Ares und die Zwillinge Maevel und Reverie spielten auf dem Spielplatz, während wir mit Baby Magnolia auf der Bank saßen. Lienna fütterte sie währenddessen und sah mich besorgt an.

Ich hatte ihr den Vorfall erzählt gehabt. Ebenso wie mit der unbekannten Person, die vor meiner Tür stand und wie Adelio sich danach benommen hatte.

»An deiner Stelle würde ich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht ist er noch nicht bereit dazu, darüber zu sprechen?«

Natürliche sah Lienna das Ganze optimistisch. Dafür liebte ich sie und war ihr dankbar, dass wenigstens eine von uns einen kühlen Kopf bewahrte. Denn ich war kurz davor Adelio mit meinen Anrufen und Nachrichten zu bombardieren. So lange er nicht Klartext mit mir sprach, wollte ich mit ihm nicht abschließen, beziehungsweise nachgeben.

»Es ist alles so merkwürdig seit letzter Nacht.« , gab ich zu und es entsprach auch der Wahrheit. Nur wollte ich wissen, an was es lag. Oder an wen.

»Wenn er dich wirklich liebt, wird er zur Vernunft kommen und sich entschuldigen.« , meinte sie.

Ich sah ihr dabei zu, wie sie Lia behutsam in den Kinderwagen legte und die Kleine seelenruhig weiterschlief. Meine Augen wandern dann zu den dreien, die gerade rumtobten. Lienna's Kinder sahen so unbeschwert und sorgenfrei aus. Was ich nicht alles dafür tun würde, um auch einmal meine negativen Gefühle und Gedanken beiseitelegen zu können. Um einfach mal frei zu sein.

Dabei fiel mir auf, wie unterschiedlich meine beste Freundin und ich waren. Wir waren nun beide Dreißig, wobei Lienna vierfache Mutter war und ich nicht mal meine Beziehung aufrechterhalten konnte. Das war so verdammt traurig, so dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete.

Gott, ich musste endlich erwachsen werden.

Ich wollte ihr darauf antworten und ihr sagen, dass ich mir nicht sicher war, ob Adelio seinen Stolz beiseitelegen und sich entschuldigen würde, da kam plötzlich eine Person dahergelaufen, die dann genau vor uns stehen blieb.

»Du bist sicherlich Lovelyn Summers?«

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Was denkt ihr, wieso Adelio so überreagiert hat?
Bald erfährt ihr auch, wer die mysteriöse Person ist.😏

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One Last Kiss Forever | Band 2 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt