Kapitel 3

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Ich starrte die Frau vor mir an und blinzelte perplex, weil sie meinen Namen kannte. Ihre Stimme klang dabei sehr zart und augenblicklich erinnerte ich mich an die Nacht zurück.

Unauffällig inspizierte ich sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte einen schwarzen langen Pferdeschwanz, sowie giftgrüne Augen. Die Frau trug eine weiße Pelzjacke und Designer Schuhe, dessen Marke ich nicht kannte. Es war klar, dass sie reich war und sich alles leisten konnte.

Und mir wurde auch bewusst, dass sie ungefähr um die fünfzig Jahre alt sein musste.

»Wer sind Sie?« , fragte ich nun, als ich endlich den Mut fand. Sie hatte etwas einschüchterndes an sich, nur konnte ich mir nicht erklären an was es lag.

Sie steckte ihre schwarze Sonnenbrille in ihre beigefarbenen Tasche und richtete wieder ihren Blick auf mich. Die Lachfältchen an ihren Augen nahmen zu, als sich ihre Mundwinkeln anhoben.

»Dann hat er mich wohl nicht erwähnt.« , murmelte sie. »Ynéz Castellano.« , ergänzte sie, doch ich wusste nicht, was ich mit dem Namen anfangen sollte. Ich kannte weder sie, noch ihre Identität.

Das große Fragezeichen in meinem Gesicht erkannte sie wohl, denn sie reichte mir ihre Hand und sprach weiter: »Adelio's Mutter.«

Jetzt erkannte ich auch die leichte Ähnlichkeit zu ihrem Sohn. Er hatte wohl die Augenfarbe von ihr vererbt bekommen.

Nur zögerlich und etwas verlegen reichte ich ihr ebenfalls die Hand. Ich war so durcheinander, so dass ich nicht einmal bemerkte, dass ich meinen Namen wiederholt hatte. Schließlich hatte sie mich mit meinem vollen Namen angesprochen gehabt.

»Wenn Sie Adelio suchen, kann ich Ihnen leider nicht sagen wo er ist.« , plapperte ich darauf los, weil ich mir nicht erklären konnte, was sie sonst von mir wollte.

»Nun, mit Adelio möchte ich nicht sprechen. Jedenfalls nicht im Moment.« , erklärte Ynéz, was mich wieder verwirrt die Stirn runzeln ließ. Wenn sie ihn nicht suchte, was wollte sie dann?

Lienna warf mir einen entschuldigenden Blick zu, ehe sie aufstand und mit dem Kinderwagen davonlief. Damit wollte sie mir verdeutlichen, dass sie Adelio's Mutter und mich alleine lassen wollte, damit wir unter vier Augen sprechen konnten.

Trotz dessen blieb sie in Reichweite und beobachtete uns, was mir wiederum die Sicherheit gab, dass Ynéz mir nichts antun konnte, falls sie etwas vorhatte. Ich kannte sie nicht und konnte ihre Absichten nicht richtig einschätzen.

»Ich will, das du weist, dass Adelio nicht der richtige für dich ist.« , ließ die Schwarzhaarige die Bombe platzen. Mir fielen die Schuppen von den Augen, als ich erkannte, was sie versuchen wollte.

»Ich glaube, Sie können am wenigsten die Beziehung zwischen ihren Sohn und mir beurteilen.« , antwortete ich ohne zu zögern. Sie war in den sechs Jahren, in denen ich Adelio kannte, nicht da gewesen.

Wir hatten einen tollpatschigen Start und einen steinigen Weg hinter uns. Sogar jetzt mussten wir noch einige Hürden überqueren, um standhaft zu bleiben.

Außerdem hatte er nie von seiner Mutter gesprochen oder sie jemals erwähnt. Generell kannte ich seine Familie nicht und ich hatte ihn auch noch nie dazu gedrängt gehabt, sie mir vorzustellen. Adelio musste seine Gründe haben, wieso er kein Wort über sie verloren hatte.

»Ich weiß mehr, als du denkst Schätzchen. Das hier ist nicht deine Welt und wird es auch nie sein. Hast du dir denn jemals Gedanken gemacht, wieso ihr euch so oft streitet?« Ich bekam dabei eine dicke Gänsehaut, weil sie von den Streitereien Bescheid wusste. Aber wie war das möglich?

Ynéz pulte an ihren rot lackierten Fingernägeln und tat so, als wäre es keine große Sache für sie. Dabei verletzte sie meine und auch Adelio's Privatsphäre! Es ging niemanden etwas an, außer ich sprach offen darüber.

»Das sind nicht Ihre Angelegenheiten. Halten Sie sich bitte da raus.« , sagte ich Ärgerlich und wollte von der Bank aufstehen, da packte sie mich aber an meinem Handgelenk und zerrte mich zurück.

Was soll der scheiß?!

»Lassen Sie mich-«

»Trenne dich von meinem Sohn! Eure Beziehung wird sowieso nicht mehr lange halten, denn bald muss er sich entscheiden.« , sprach Ynéz in rätseln. Wieso sollte Adelio sich entscheiden? Meine Güte, diese Frau war wirklich merkwürdig.

»Adelio wird dir nicht mehr länger gehören.« , war das letzte was sie sagte, ehe sie aufstand und mich sprachlos zurückließ.

Mein Mund stand einen Spalt offen. Ich war nicht in der Lage etwas zu sagen oder gar zu blinzeln. Ihre Worte hatten mich schockiert und zugleich wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte.

Aber eines hatte ich verstanden: Adelio's Mutter mochte mich wohl nicht, sonst würde sie mich nicht loshaben wollen.

Lienna kam mit ihren Kindern zurück und setzte sich neben mich hin. Ares, Maevel und Reverie aßen etwas, während Baby Lia nebenher weiter schlummerte.

Meine beste Freundin sah mich erwartungsvoll an. Vermutlich hatte sie gehofft, dass ich ein nettes Gespräch mit meiner Schwiegermutter hatte. Naja wohl eher das Gegenteil...

»Und?«

»Nichts und. Diese Frau ist beängstigend und verrückt.« , erklärte ich. Dabei erzählte ich ihr alles, was Ynéz mir rücksichtslos an den Kopf geworfen hatte.

»Du musst mit Adelio sprechen. Jetzt weist du wenigstens, wieso er so drauf war.« Ja, jetzt konnte ich es eventuell nachvollziehen, warum er es verheimlicht hatte und mir diesen Ärger ersparen wollte. Nur hätte er von Anfang an Klartext sprechen sollen und mich vorwarnen können. Denn ich war mir sicher, dass Ynéz mich trotz alldem gefunden hätte.

Diese Frau hatte ihren Willen, den sie mit höchster Wahrscheinlichkeit durchsetzen konnte. Früher oder später würde ich herausfinden, wer Ynéz Castellano wirklich war und an dieser Stelle, wollte ich es ganz und gar nicht wissen.

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Und was halten wir von Adelio's Mutter? 🙃

Seid gespannt, wie es weitergeht❤️

One Last Kiss Forever | Band 2 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt