Kapitel 6

1K 74 40
                                    

Vollkommen benommen versuchte ich meine Augen zu öffnen, doch das Pochen in meinem Schädel machte das ganze unerträglich und schwer.

Nur mit Mühe schaffte ich es meinen ausgelaugten Körper aufzuraffen, um dann zu realisieren, wo ich mich gerade befand. Es war dunkel hier und es roch ziemlich feucht – modrig traf es schon eher zu und etwas anderem, was ich nicht zuordnen konnte.

Ich spürte kaltes Metall an meinen Handgelenken und als ich meine Arme bewegte, bemerkte ich einen Widerstand. Es raschelte und ich verstand, dass ich angekettet wurde.

Mein Herz fing an zu rasen und auch mein Puls erhöhte sich. Ich bekam Panik und versuchte vergebens an den Ketten zu ziehen, in der Hoffnung, sie würden sich von Zauberhand lösen.

»Hallo? Ist da jemand?« , rief ich, aber selbstverständlich antwortete mir niemand. Ich war hier alleine, irgendwo im nirgendwo. »Lasst mich gehen! Macht diese scheiß Dinger von mir los.« , versuchte ich lauter zu rufen, doch es reagierte wieder keiner.

Mit aller Kraft zog ich an dem Metall, sackte aber wieder schnell zusammen und gab den Kampf auf. Es war zwecklos meine Energie zu verschwenden. Dabei war mir nach weinen zu Mute, nur verließ keine einzelne Träne mein Augenwinkel.

»Mein Freund wird mich finden und dann seid ihr dran, ihr Arschlöcher!« , schrie ich mir die Seele von Leib. Dann entkam mir doch ein leises Schluchzen, welches ich nicht einmal aufhalten wollte.

Und als wäre dies ein Code Word gewesen, ging plötzlich eine Tür auf und eine Silhouette stand vor mir. Durch das grelle Licht von außen, konnte ich ernst einmal nicht erkennen, um wen es sich handelte. Ich saß die ganze Zeit im dunklen und meine Augen mussten sich an das helle dran gewöhnen.

Die Gestalt nährte sich mir, ein klackendes Geräusch der Schuhen hallten im Raum wider und nun erkannte ich, dass ich mich in einem Keller befand. Jedenfalls sah es wie einer aus.

»Sieh an. Die kleine Lovelyn Summers.« , ertönte eine Stimme, die ich erstmals nicht zuordnen konnte. Ich kannte sie irgendwoher, aber mein Verstand war immer noch leicht benebelt, was mir das Denken etwas erschwerte.

Ich kroch ein kleines Stückchen nach hinten und machte mich extra klein, um dieser Person nicht ins Gesicht starren zu müssen. Die Angst ergriff die Oberhand und augenblicklich fing ich an zu zittern. Einzelne Tränen rannten über meine Wangen, die ich aber nicht mehr richtig wahrnahm.

»Schau mich an, Summers.« , sagte die rauchige Stimme emotionslos. Ich widersetzte mich und blickte immer noch starr nach unten. Nur gefiel es dieser Person nicht, weshalb sie unsanft mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und mein Kopf nach oben riss.

»Gehst du meinen Befehlen nach, musst du auch keine Schmerzen empfinden. Jedenfalls nicht jetzt.« , zischte sie.

Mein Herz sank zu Boden und eine dicke Gänsehaut bildete sich auf meiner Haut. Mir wurde plötzlich klar, als ich erkannte, wer diese Person war.

»Ynéz Castellano.« , hauchte ich fast atemlos. Adelio's Mutter schmunzelte teuflisch, als sie mein geschocktes Gesicht sah. Ihre sadistische Art gefiel mir ganz und gar nicht.

Ich verstand nicht, wieso sie es tat. Was hatte ich ihr getan, dass sie mich dafür entführen und einsperren musste? Wusste Adelio davon? Mied er mich deswegen, weil seine Mutter es von ihm verlangte?

»Warum?« , fragte ich nur, in der Hoffnung, sie würde das große Fragezeichen in meinem Kopf auflösen.

Die Frau vor mir lachte leise, während ihre giftgrünen Augen mich anstarrten, als wollte sie mir mit ihrem bloßen Blick die Luft aussaugen.

»Du kennst die Antwort, meine Liebe.« , sagte sie, ohne den Fokus von mir zu nehmen. Sie schaltete das grelle Licht an, wobei ich die Augen zukneifen musste, bevor ich mich richtig daran gewöhnen konnte.

Ich öffnete die Augen und sah mich im Raum um. Und als ich etwas in der Ecke erkennen konnte, wollte ich mich fast übergeben musste. Der Schock saß so tief, so dass ich kein Laut über die Lippen bekam. Ich war wie festgefroren und starrte nur die Überreste der Knochen an, die vermutlich mal einem Menschen gehört hatte.

»Wenn ich dir sage, dass du dich von meinem Sohn fern halten sollst, dann tu es gefälligst. Und wer nicht hört, der muss wohl oder übel fühlen.« , gab sie höhnisch von sich.

Ich konnte nicht glauben, dass sie es wirklich ernst meinte. Wollte sie ihrem Sohn kein Glück gönnen? Mein Verständnis dieser Frau gegenüber lag gleich bei null. Ich wollte sie auch gar nicht verstehen.

»Sie sind wirklich abartig, wissen Sie das?« , spuckte ich ihr entgegen. Ynéz sollte ruhig wissen, dass ich sie verabscheute.

Es beeindruckte sie aber nicht. Stattdessen betrachtete sie ihre frisch lackierten Fingernägeln und schenkte meinen Worten wenig Beachtung.

Ich beobachtete sie, während sie stumm hinter sich griff und dann plötzlich eine Waffe hervorholte. Ihr sadistisches Lächeln war so breit, so dass es aussah, als hätte sie einen Krampf im Gesicht. Ynéz zuckte nicht einmal mit der Wimper, während sie die Pistole entlud und dann auf mich richtete.

»Ich mache es dir einfacher. Entweder verlässt du freiwillig das Land und änderst deine Identität. Du verzichtest auf den Kontakt mit Adelio und lässt ihn in Frieden oder du wählst die Kugel, die ich dir in dein Hirn pusten werde.«

Ynéz stellte mich vor die Wahl, wobei ich gar keine Chance hatte das richtige zu wählen. In beiden Hinsichten musste ich ihn verlassen – ob tot oder lebendig.

Wollte ich ein Leben ohne Adelio oder doch lieber sterben? Fuck, in was für einer beschissenen Lage befand ich mich gerade?
Natürlich konnte ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Ich liebte ihn immer noch viel zu sehr, obwohl er mich wortlos fallen gelassen hatte.

Plötzlich piepste ein Handy, weshalb Ynéz kurz abgelenkt war. Ich hatte ihr immer noch keine Antwort gegeben, doch sie lag mir bereits auf der Zunge. Bevor ich mit dem Wissen, irgendwo am anderen Ende ohne ihn weiterleben musste, würde ich lieber die Kugel wählen.

»Wir machen es anders. Du denkst darüber nach und in einer Stunde werde ich dir noch einmal die selbe Frage stellen. Nur dieses Mal dulde ich kein Zögern.« Mit diesen Worten stolzierte sie aus dem Kellerraum und ließ mich mit einem leeren Gefühl alleine.

Ich umschlang meine Knien mit meinen Armen, so fest ich konnte. Ein schluchzen entfuhr mit, während ich mich selbst hielte.

Dabei zerbrach ich mir den Kopf, was nun als nächstes geschehen würde.

_________________________
Hinterlasst gerne einen ⭐️ und eure Meinung zur Geschichte. Würde mich sehr freuen❤️

One Last Kiss Forever | Band 2 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt