Kapitel 1-

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Ich spüre wie sich seine Zähne in meinen Hals bohren, wie alle Leute um mich herum schreien, wie der eine, der für alles die Schuld trägt, am Rande steht und mich mit seinen roten Augen beobachtet. Er gibt ein Grinsen ab, kein normales Grinsen, sondern ein Grinsen, bei dem seine blutigen Zähne sichtbar sind..
Sein Gesicht, unerkennbar.
Alles Schwarz.
Seine Kleidung, seine Schuhe, den Umhang den er trägt, einfach alles.
Die spitzen Zähne, seine roten Augen, das Blut, all das ist das einzige, dass ich an ihm sehen kann.

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,,Nia!"- Schweiß gebadet erwachte ich.
War all dies ein Traum gewesen?
Die Zähne, die roten Augen, der Schmerz..?
Würdest du mir glauben, wenn ich sagen würde, dass ich seit über zwei Jahren immer den selben Traum habe?
,,Nia, wo bleibst du!"- es war Abby die mich rief und in mein Zimmer stolzierte.
Sie trugt ihre Haare offen und hatte ein schönes, gelbes Blumen Kleid an.
,,Ich rufe dich jetzt schon seit zwanzig Minuten!"- beschwerte sie sich und lehnte sich an den Türrahmen.
,,Wir müssen los. Heute ist unser erster Tag und ich will nicht zu spät kommen."
,,Noch fünf Minuten.." - gab ich ermatternd zurück und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.
,,Nicht einmal zwei Minuten!"- gab sie zurück und zog mir die Decke vom Leib.
,,Na gut.."- sagte ich, während ich mich müde aufrichtete.
,,Wie viel uhr?"
,,Neun Uhr dreißig."
,,Scheiße!"- aus Müdigkeit wurde Panik und ich packte alles an Büchern im Schnelltempo in meine Schultasche.
Abby begann zu lachen und verdrehte ihre Augen.
,,Es ist immer wieder das selbe."
,,Dann hilf mir gefälligst!"- stöhnte ich außer Atem.
,,Das schaffst du schon. Ich warte draußen."
Ich gab ihr meine Todesstarre, doch das hinderte sie nicht daran, den Raum zu verlassen.
Seufzend lief ich zu meinem Kleiderschrank.
Darf ich vorstellen?
Mein Name ist Nia Valentina Springfield.
Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt und besuche das College Midstone West.
Ich hatte es noch nie leicht im Leben.
Gemobbt und verspottet zu werden, war schon immer ein Teil meines Lebens gewesen.
Im Alter von fünf verlor ich meine Eltern bei einem Autounfall.
Zu dem Zeitpunkt war meine Mutter im dritten Monat Schwanger gewesen.
Im Alter von sechs und vielen lästigen Monaten später, fand man endlich eine Pflegefamilie für mich.
Sie nahmen mich mit Liebe und Fürsorge auf, selbst nach mir, folgten zwei weitere Mädchen, die sie adoptierten.
Zum ersten Mal, nach langer Zeit, fühlte ich mich wieder wohl, beschützt und geliebt.
Doch auf eine Sache war ich nie stolz gewesen.
Meine Rebellische Zeit, falsche Leute, falsche Freunde, falsche Taten.
Letztendlich wollte ich von neu beginnen, versuchen meine Vergangenheit zu vergessen.
Und dann traf ich auf Abby Thompson, meine Zimmergenossin und beste Freundin.
Schnell nahm ich mir eine weiße Hose und ein schwarzes Oberteil zur Hand.
Als ich mich fertig angezogen hatte, frisierte ich meine Haare zu einem Dutt.
Ich war nicht sonderlich begabt, was Frisieren und Stylen anging.
Ich würde jetzt nicht sagen, ich sei unmodisch gekleidet, jedoch war meine Kleiderwahl, im Gegensatz zu den anderen, nicht die Beste.
Ich schlenderte in die Küche und packte mir noch einen grünen Apfel ein.
Gerade wollte ich meine Schuhe anziehen, so öffnete sich die Haustür.
,,Wie lange noch?"- stresste mich Abby, woraufhin ich verzweifelt nach meiner schwarzen Jacke suchte und sie am Boden liegend fand.
,,Hat ja lange genug gedauert."

Zadimus

,,Colius, wo ist er?"
,,Ich weiß nicht, Herr."
,,Was meint Ihr mit ihr wisst nicht?!"-
,,Beruhigen Sie sich. Er kann nicht weit gekommen sein."
,,Einen Scheiß werde ich!"- brüllte er und schlug seine Hand gegen die Wand.
,,Vater."- betrat ich den Raum und richtete meinen Blick auf die Junge, fast ausgeblutete Dame, die sich im hinteren Teil des Raumes befand.
Er richtete sich auf, rückte sein blutiges Hemd zurecht und knirschte mit seinen Zähnen.
Er hatte wahrscheinlich schon etwas zu trinken gehabt.
,,Was?"
,,Ich könnte versuchen ihn aufzuspüren."- sagte ich und lächelte.
Mein Lächeln jedoch verschwand, als ich merkte, wie Vater nur noch wütender wurde.
,,Oh bitte. Das wäre so, als würde ich einem hungrigen Wolf bitten, auf eine Schafsherde aufzupassen."
,,Eigentlich klänge die Idee garnicht übel. Er kann sehr überlegen und reif sein, wenn er es möchte."
,,Mit Ihnen habe ich nicht gesprochen!"-
brüllte Vater Colius zur Ruhe.
,,Ich verspreche dir Vater, ich werde nichts unbefugtes tun. Ich werde lediglich den Entkommenden suchen, ihn vernichten und zurückkehren."
,,Du hast doch kaum Kontrolle über dich selber. Erinnere dich mal siebzehn Jahre zurück."
,,Das Geschehen war eine einmalige Sache, die so nicht wieder vorkommen wird."
Nach einigem skeptischen Grübeln, stimmte er letztendlich zu.
,,Ich schicke dich unter einer Bedingung, Zadimus."
,,Die wäre?"
,,Juro wird dich begleiten und auf dich aufpassen."
,,In Ordnung."
,,Und noch was."- rief Vater bevor ich den Raum verlassen konnte.
,,Ihr bricht noch heute auf."

Nia

,,Ich verstehe es einfach nicht."-
sagte Abby während sie mich anstupste.
,,Wie kann jemand wie Tristan immer noch Single sein?"
,,Nicht schon wieder.."- erwiderte ich in Vernunft.
Jeden Tag aufs Neue schwärmte Abby über Tristan her.
Ich sagte ihr oftmals, sie solle ihn ansprechen, sich vielleicht sogar mit ihm verabreden, doch wie immer, geschah nichts.
,,Sieh dir seine Augen an.."
,,Ja Abby. Das sind normale, braune Augen, die fast jeder hat."
,,Ach komm.. Sei nicht so!"
Ich verdrehte nur widerwillig meine Augen und schloss meinen Spind.
,,Ich muss los. Sehen wir uns später wieder?"
Abby nickte nur, doch wandte ihren Blick nicht von Tristan ab, der sich selbstbewusst an seinen Spind lehnte.
Mit meinem Mathe Buch in der Hand, lief ich in Richtung Klassenzimmer, wo auch schon manche auf ihren Plätzen saßen.
Müde legte ich mein Buch auf einem Tisch ab und saß mich nieder.
Ich hoffte dieses Jahr würde ich alleine sitzen.
Jedes Jahr aufs Neue saß sich Cedric, der einen Gang weiter wohnte, neben mich.
Egal welches Fach wir hatten, wenn er in meinem Kurs war, wurde ich ihn einfach nicht los.
Und diesmal schien es ebenfalls so.
,,Hey Nachbarin."
Ich drehte mich kurz um, lächelte und sah wieder fort.
,,Kein Hallo?"- sagte er und legte seinen Arm über meine Schulter.
Ich hasste es, wenn er das tat.
,,Hallo."- stach es mir zwischen meinen zusammen gepressten Zähnen heraus.
Zu meiner Rettung traf genau in diesem Moment die Lehrerin ein, woraufhin er seinen Arm zurück zog.

Zadimus

,,Keine Attacken!"- befahl mir Juro auf der Pferderitschka.
,,Wieso denn Attacken?"- fragte ich und grinste provozierend.
,,Du weißt ganz genau was ich meine Zadimus. Du kannst dich nicht kontrollieren. Es ist überhaupt ein Wunder, das Vater dich hat gehen lassen."
,,Vielleicht bin ich ja doch nicht so übel, wie du immer denkst."
,,Woher willst du denn wissen, was ich denke?"
Ich grinste nur und legte meinen Kopf in den Nacken.
,,Ich weiß so vieles."
Ich war nicht so wie mein Bruder Juro.
Um genau zu sein, war ich das komplette Gegenteil.
Er konnte seinen Zorn einhalten, ich jedoch, war da nicht so begabt.
Aber auch bei der Unterdrückung der Blutlust war ich nicht der beste.
Es reichte nur der Geruch des frischen Blutes und schon wurde ich animalisch, was auch der Grund war, weshalb mich Vater erst nicht schicken wollte.
Ich würde so lange um das Blut ringen, bis ich es bekommen würde.
Denn ich bin, wie ich es immer sage, ein Mann mit Bedürfnissen und ein Mann, der weiß was er will.
Juro ist da eher der Stillere und anpassungsfähiger Typ, der nie etwas zum Beschweren hat.
Er ist der eine, der wie eine Marionette gehorcht.
Er ist auch derjenige, der niemals mit seinen Opfern spielen würde, bevor er aus ihnen trinkt.
Doch mir bereitet es Spaß, mit dem Verstand der Menschen zu spielen, ihnen Angst einzujagen, bevor ich ihnen schmerzvoll das Blut aus den Venen sauge.
Es bereitet mir nur noch mehr Lust und Verlangen.

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