Abby
Es ist dunkel, kalt, verzerrt, doch es interessiert mich noch nicht einmal.
Alleine Jair zu sehen, regte mich schon immens auf, auch noch zu erfahren, dass er erneut Nia schaden wollen würde, ließ das etwas in mir platzen.
,,Tu' das nicht, Abby."- hörte ich es leise in meinen Ohren klingeln.
,,Lass mich in Ruhe, Tristan! Geh aus meinem Kopf raus!"
Zu wissen, das Tristan Zugriff zu meinem Kopf hatte, machte das alles nicht besser.
Er konnte jederzeit mit mir kommunizieren, so als seie er mit mir, selbst, wenn ich es nicht wollte.
,,Bitte, Abby."
,,Ich sagte, lass mich in Ruhe!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Ich wollte Jair packen, dafür sorgen, mir die Wahrheit zu erzählen, denn ich denke, es war kein Zufall, dass er auf diesem College war.
Ich lief durch sämtliche Räume, ohne Erfolg.
Selbst die Cafeteria, die Pausenhöfe und die Lager, die in dieser Schule eingebaut waren, blieben nicht verschont.
Doch nirgendwo war er zu finden.
,,Er ist nicht da, Abby. Lass es gut sein."
,,Wie oft muss ich es noch sagen? Geh. Aus. Meinem. Kopf!"
Ich hörte ein leises Piepen, ehe ich spürte, wie die Verbindung zwischen uns getrennt wurde.
Ich seufzte einmal, ehe ich aus einen der Räume lief, aus denen ich gerade gekommen war.
Da sah ich ihn, sein braunes Haar, seine kastanienbraunen Augen, sein komplett schwarzes Outfit.
Ich kannte ihn von Fotos, die mir Nia zeigte, als sie Panikattacken erlitt und jemanden zum reden brauchte.
Doch eine Sache war neu.
Er hatte ein Tattoo an seinem linken Arm.
Das Tattoo war riesig und lief von seiner Schulter bis zu seinem Unterarm herab.
Als ich einen näheren Blick auf alles wagte, sah ich es.
Ein Schwert Symbol mit einer Gravur.
Ich musste mehr herausfinden, jetzt!
Ohne nachzudenken, folgte ich Jair,
der den rechten Gang hinunterlief.
Besaß er sein Zimmer dort?
Seine Schritte wurden immer schneller, sodass ich selber ebenfalls meine Schritte verschnellern musste.
Letztendlich hielt er vor einer Tür inne und trat in dieser ein.
Ich stellte mich an den Türspalt, mit perfektem Blick auf das Geschehen.
Und ich traute meinen Augen kaum.
Da stand er, mit einem riesigen Pfahl in der Hand, den er gerade aus seiner Tasche gezogen hatte.
Er legte die Tasche auf den Tisch, der sich im Raum befand und holte zich von Pfähle und Fläschchen heraus.
Konnte es wirklich sein?
War er wirklich ein..
Ich wollte wegrennen, doch es war zu spät.
Jair drehte sich zur Tür um und sah mich dort stehen.
Er hatte mich erwischt und irgendetwas sagte mir, dass es alles außer gut sei.Nia
,,Sicher, dass du nichts möchtest?"- seine Augen musterten mich von oben bis unten.
,,Ich bin Satt."
Cedric lächelte nur und rutschte näher an mir heran.
Ich war tatsächlich in seinem Zimmer, das Zimmer, mit den blauen Gardinen, dem roten Teppich und den orangenen Bildern, die verteilt an der Wand hingen.
,,Was ist los?"
Sein Blick veränderte sich, als ich sah, was für Zeichnungen auf seinem Schreibtisch lagen.
,,Oh, das.."
Er erhob sich, lief hinüber und nahm einer dieser Zeichnungen in die Hand.
,,Das bist du."- sagte er lächelnd, während er mir das Bild reichte.
,,Ich habe mich schon an unserem ersten Tag am College für dich interessiert, dich gemocht, doch es schien immer so, als würde ich dir rein gar nichts bedeuten, als seie ich dir egal."
Ich sah nur zu Boden.
,,Du hast nie so empfunden wie ich, oder?"
Mein Blick änderte sich nicht.
Immernoch gesenkt auf den Boden, merkte ich seine Hand, die langsam meinen Kopf zu ihm hob.
,,Hast du je etwas für mich empfunden?"
Die Leere die sich mir erfüllte war unbeschreiblich und erneut überfiel mich das Gefühl, ihm zu antworten.
Doch ich wollte ihn nicht verletzen.
,,Nein. Ich habe dich als nervend angesehen."
Cedrics Blick zeigte puren Schock und Demütigung und ehe ich mich wieder befreit fühlte, schämte ich mich.
Wieso hatte ich das bloß gesagt?
,,Gut zu wissen."
Seine Augen wurden rot und Angst stieg in mir auf.
Er war ebenfalls einer von ihnen.Abby
,,Was hast du gesehen?"- trat mir Jair aggressiv näher.
,,Nichts, das schwöre ich dir!"
Sein Blick jedoch, änderte sich nicht.
Ich lügte und das wusste er.
,,Hälst du mich etwa für dumm?"
,,Natürlich nicht."
Nun stand er vor mir, mit einem bedrohendem Blick.
,,Wieso hast du mich verfolgt?"
Ich bewegte mich keinen Zentimeter, ich wollte nicht.
,,Es ist wegen Nia, oder?"
,,Vielleicht, vielleicht aber auch nicht?"
Er war ein Arschloch und ich würde alles für Nia tun, doch daran lag es nicht, das ich ihm gefolgt war.
Ich wollte wissen, was es mit dem Messer auf sich hatte.
Er knirschte mit seinen Zähnen und trat näher an mir heran.
So nah, dass er einen Zentimeter von mir entfernt war.
,,Wenn du Nia auch nur ein Wort davon erzählst, bist du Tod."
Eine Gänsehaut durchfuhr mich, bevor er mich gegen die Tür drückte.
,,Hast du mich verstanden?"
Ich sah herab.
Ich konnte dem Psycho nicht in die Augen blicken.
Dachte er wirklich, ich würde so etwas vor Nia verheimlichen?
Ein Typ der gewalttätig war, Pfähle und kleine Fläschchen mit sich trug und das Messer ihres Vaters, der nie ohne das rausgehen wollte, mit sich schleppte?
Niemals.
,,Wenn du denkst, dass ich sowas Nia vorenthalten würde, bist du entweder dumm oder tust nur so."
Ich dachte, er würde mich nun schlagen, treten oder sonstiges, doch mit dem was als nächstes geschah, hätte ich nicht gerechnet.
Er fiel zu Boden, einfach so.
Ohne jegliche Vorwarnung, ohne jegliche Geräusche, ohne jegliches Beschweren.
Einfach so.Juro
,,Wo ist Abby?"- stürmte ich in Tristans Zimmer, der jedoch ebenfalls schien, nicht da zu sein.
Ich war schon im Zimmer von Nia und Abby gewesen, doch es war ebenfalls keiner zu sehen.
Entweder sie hatten etwas vor oder es war etwas geschehen.
Etwas, das alles außer gut ist.
Doch ich musste Abby finden, schnell.
Ich möchte ihr von meinem Plan erzählen, sie fragen, ob es eine Möglichkeit gäbe, Nia auf irgendeine Weise mit Zadimus zu verbinden, um herauszufinden, wo sich Tenebrarum befindet, denn ich war mir mehr als sicher, dass sich Tenebrarum bei Zadimus befand.
Ich lief aus dem Zimmer raus.
Wenn ich Abby nicht finden konnte, musste ich eben nach Nia suchen.
Wo könnte sie sein?
Dann traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Cedric, verschwundener Tristan, verschwundene Abby, verschwundene Nia.
Ich wollte mich auf den Weg machen, alle Räume abzuchecken, so spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
,,Juro? Was machst du hier?"- hörte ich eine tiefe Stimme und als ich mich umdrehte, verstärkte sich meine Verwirrung.
Da stand Tristan, mit Abby an seiner Seite und einem Jungen Mann auf seinem Rücken.
,,Abby? Wer ist das?"
Sie sah nur zu Boden, dann zu dem Jungen Mann, dessen Kopf von Tristans Rücken hinunter hing und beinahe auf den Boden abprallte.
,,Ich denke, wir haben einen Vampirjäger gefangen."
,,Wieso?"- war das einzige, dass aus meinem Mund kam.
,,Ich bin ihm gefolgt und da war er, in einem Raum, mit Pfählen und kleinen Fläschchen in der Hand."
Ich wusste, es würde nichts Gutes bedeuten, wenn Abby recht hatte, dass er ein Vampirjäger sei, doch ich konnte nicht anders, außer mich erleichtert zu fühlen.
Wenn Tristan und Abby nur wegen diesem Jungen Mann weg waren, hieße es doch, dass es keine Gefahr gab, oder?
,,Also ist Nia außer Gefahr?"- fragte ich, in der Hoffnung, dass sie mir dies bestätigen würden.
Abbys Blick verdüsterte sich abrupt, ehe sie sich mit Sorge und Angst füllten.
,,Sie wollte einen Spaziergang machen, ist aber garnicht zurückgekehrt."
Meine Erleichterung wandelte sich in Angst um und ehe ich reagieren konnte, wurde mir klar, dass meine Befürchtung, zur Wahrheit wurde.
Sie musste bei Cedric sein, etwas anderes, konnte nicht sein.
,,Ich habe dir doch gesagt, du sollst auf sie aufpassen! Du weißt doch, dass Cedric hinter ihr her ist, wieso also, lässt du sie dann alleine spazieren?!"
Abbys nervöses und besorgtes Schlucken konnte man meilenweit hören.
,,Es tut mir so leid, ich wollte doch nur Jair hinterher!"
Mir wurde alles zu viel.
Desto länger wir diskutierten, desto höher war Nias Sterbewahrscheinlichkeit.
,,Ich gehe, ihr bleibt."
,,Niemals."- stieß Abby zurück.
,,Es ist meine Schuld, dass Nia in dieser Situation ist."
,,Er hat recht, Abby."- flüsterte Tristan Abby leise zu.
,,Du musst hier bleiben, falls er aufwacht."
Sie sah zu Boden.
,,Uns wird nichts passieren, versprochen."
Mit diesen Worten nahm ich Tristan am Arm und zog ihn mit mir mit.
Wir wussten, dass Cedric einen Gang weiter wohnte, nun mussten wir nur noch herausfinden, welches sein Zimmer war.Nia
Alles war blutig.
Mein Hals, meine Hand, meine Arme, selbst das Bett, in dem wir saßen.
Erneut hatte ich eine Wunde an meinem Hals, doch diesmal schien es mir anders.
,,Bald wirst du meins sein, Nia."
Ich sah zu ihm hoch.
,,Bald werde ich dafür sorgen, dass nur noch ich für dich in Frage komme."
Was meinte er damit und warum fühlte ich mich plötzlich so kalt?
,,Lass mich gehen."- gab ich schwach aus mir heraus.
,,Aber warum denn?"- grinste er, ehe er fortfuhr und ich merkte, wie mich eine große Gänsehaut überfuhr.
,,Du bist noch nicht wie ich, kalt, blutrünstig, ein Vampir."
,,Und das wird sie auch nie sein."- ertönte eine leise Stimme im Raum.
,,Juro!"- rief ich, sobald ich ihn im Türrahmen sah.
Cedrics Blick wanderte von Juro zu mir und letztendlich wieder zu Juro, ehe er zu grinsen begann.
,,Du wirst es nicht mehr schaffen, mich aufhalten zu können."
Innerhalb einer Sekunde spürte ich kalte Hände auf meinem Nacken und Cedrics Zähne, die sich tief und scharf in meinen Hals bohrten.
,,Eins hast du nicht bedacht, Cedric."- hörte ich Juro verhämmt.
,,Man muss zu zweit sein, um einen Menschen in einen Vampir zu verwandeln."
Ich spürte, wie Cedric seine Zähne aus mir zog.
Ich dachte es würde enden, mein Schmerz würde nun vollendet sein, ich seie in Sicherheit, doch das alles schien nicht zu stimmen.
,,Schade. Naja, sterben wirst du sowieso. Ob du als Vampir enden wirst oder nicht."
Das war das Letzte, das ich hörte, denn kurz darauf spürte ich erneut seine kalten, spitzen und scharfen Zähne in mir.
Alles wurde verzerrt, zu nichte gemacht.
Meine Sicht, mein Gehörsinn, mein Tastsinn, selbst mein Körper selber fühlte sich taub an.
Und das war das Letzte, dass ich gefühlt hatte, bevor alles Schwarz wurde.
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Bloody Kiss
VampirosGrobheit, Gewalt, Trauer. All dies ist das, das Nia schon im frühen Alter zu spüren bekam. Im Alter von fünf verlor sie ihre Eltern und wurde in eine Pflegefamilie geschickt. Diese behandelte sie zwar liebevoll, doch ihr damaliger Freund Jair, von...