Coming-Outs sind einerseits sehr cool, andererseits böse und ziehen viel Energie. Aber sie sind wichtig, und sehr oft fühlt man sich danach besser, aber leider nicht immer. (Wow, diese Einleitung, echt ma)
Wenn ihr euch outen wollt, dann...
...Passt auf eure eigene Sicherheit auf. Natürlich will man nicht mehr missgendert werden und so, aber nicht alle Menschen sind auf eurer Seite. Bitte geht sicher, dass ihr, wenn ihr zu einem öffentlichen Outing noch nicht bereit seid, erst euch bei wirklich engen Freunden outet.
...Passt auf eure eigene Sicherheit auf. Ehe ihr euch bei Eltern outet, horcht mal so vor, was von Transmenschen gedacht wird, so von wegen "Was haltet ihr eigentlich davon, dass Sam Smith nonbinär ist?" oder so was, das Beispiel war schlecht, aber ich denke, ihr versteht, auf was ich hinauswill. Wenn eure Eltern krass transphob sind oder generell irgendwie die Chance besteht, dass ihr sonst rausfliegt, outet euch erst, wenn ihr von zuhause ausgezogen seid und auf eigenen Beinen steht. Obdachlosigkeit ist natürlich jetzt ein sehr hartes Beispiel, aber auch, wenn eure Eltern einfach sich weigern würden, euch beim richtigen Namen zu nennen, lohnt sich das Theater, sich zu outen, nicht. Das kostet nur Tränen und Energie.
...Passt auf eure eigene Sicherheit auf. Wenn ihr euch in der Schule outet, sucht euch vorher eine*n Vertrauenslehrer*in und/oder wendet euch an euren Klassenlehrer, dass ihr auf jeden Fall einen Lehrer habt, der hinter euch steht und transphoben Leuten die Hölle heiß machen wird.
...Passt auf eure eigene Sicherheit auf. Wenn ihr gerade mental auf nem Tief seid, ist ein Outing keine besonders geile Idee.
...Passt aud eure Sicherheit auf. Erzählt vorher einem guten Freund, einem Therapeuten oder einem Vertrauenslehrer von eurem Plan, euch zu outen, besprecht die Prozedur und geht zusammen alle worst-case-Szenarien durch.
Wie outet man sich am besten?
Ich hab meine Outings alle persönlich gemacht, ein Brief ist allerdings auch eine gute Idee, weil man dort seine Gefühle strukturieren kann und nicht mittendrin anfängt, zu heulen und kein Wort mehr hervorbringt.
Wenn es zu einem Gespräch kommen soll, sorgt für ein sicheres Umfeld. Im Regen an der Bushaltestelle is vielleicht nicht so ein tolles Umfeld. Mit nem Tee am Kamin vielleicht eher schon.
Zeit und Geduld ist wichtig. Viele Menschen haben mit dem Thema nicht viel zu tun und wollen zwar alles richtig machen, aber waren noch nie mit so einer Situation konfrontiert. Das trifft besonders auf Eltern zu. Wenn es dauert, bis die euren Namen oder eure Pronomen gerafft haben, seid nicht böse oder nehmt das persönlich, aber korrigiert die jeweilige Person immer.
Wissen ist wichtig. Viele Cismenschen können sich das alles nicht wirklich vorstellen und haben von irgendwoher mal irgendwas gehört, was die noch mehr verwirrt und machen unwissentlich fragen die mal blöde Sachen oder sagen Dinge, die ein bisschen transphob sind, ohne was davon böse zu meinen oder werden euch ohne böse Absicht vorwerfen, ihr hättet keine Ahnung von dem Thema und würdet euch das alles nur einbilden, nur weil ihr jetzt keine ganzen Analysen über das Thema schreiben könnt. Dabei hilft es auch, Quellen nennen zu können, um zu zeigen, dass ihr euch gut informiert habt und keinen Unsinn redet.
Dazu kann es auch nützen, in lokalen queeren Zentren Beratungstermine alleine oder mit den Eltern zu machen oder sich informative Flyer zu besorgen und die dann den Eltern zu geben, dass die sich selber ein Bild machen können.
Ich hab einen Haufen Flyer von überallher mir angesammelt, die meisten hab ich aus dem queeren Beratungszentrum meines Vertrauens und von CSDs.
Wenn ihr keinen Zugang zu CSDs habt und nicht wisst, wo das nächste Beratungszentrum ist, geht mal auf die Seite von dem Verein Lambda.
Das ist ein Verein für queere Jugendliche und auf der Seite gibts ganz viel nützliches Zeug; kostenlose Onlinemeetings, einen queeren Kurzfilm, kostenlose queere Magazine, kostenlose queere Flyer, die man sich auch kostenlos bestellen kann und noch ganz viel mehr, da könnte man mal mit den Eltern zusammen einen Blick drauf werfen, da gibts coole Flyer.
Auf der Seite des LSVD gibt es auch interessante Artikel zur momentanen Rechtslage in Deutschland für Trans*menschen, was aber für Eltern, die gerade verstehen wollen, was Transidentität überhaupt ist, ein bisschen viel sein kann.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch auch ein paar Do's und Don'ts für den Umgang mit Transmenschen zurechtlegen, falls die Menschen, bei denen ihr euch geoutet habt, jetzt gerne wissen würden, wie sie euch unterstützen können. (hab ich ein weiteres Kapitel zu gemacht)
Jedenfalls, ich bin bei allen geoutet, bei denen ich geoutet sein könnte. Außer bei meiner alten Reitlehrerin, weil ich das Gefühl hatte, dass die transphob ist, aber ich hab eh mit dem Reiten aufgehört, weil ich einfach untalentiert war und die Pferde nicht quälen wollte. Egal, jedenfalls hab ich mich zuerst bei meinen Internetfreunden geoutet, was jetzt kein großes Ding war, die haben mich unterstützt und bei meiner Selbstfindungsphase geholfen.
Danach hab ich mich bei ein paar Freunden im echten Leben geoutet und das war eine Freundin zu viel, die hat das meiner Klasse erzählt.
Nach den Sommerferien kam ich in die Schule und mir wurde mein neuer Name hinterhergerufen. Ich hatte glücklicherweise Freunde, weshalb diese halbstarken Oschis, die mir das hinterhergerufen haben, sich nicht getraut haben, noch übergriffiger zu werden, aber ich hab bereits Erfahrung mit Mobbing und wollte das nicht ausarten lassen, weswegen ich zu meinem Klassenlehrer gegangen bin.
Ich hab meinem Klassenlehrer erzählt, was passiert ist und wer übergriffig geworden ist und dann hab ich gesagt, dass ein Outing ganz günstig wär, um alles, was öffentlich zu machen ist, wenigstens selbst öffentlich zu machen. Mein Klassenlehrer hat mich voll und ganz unterstützt und mir einen großen Teil meines Outings mithilfe einer kurzen Doku über einen Transmann und einer kurzen Ansage an meine Klasse abgenommen, das Einzige, was ich noch machen musste, war sagen "Hi, ich bin trans."
Parallel hab ich mich bei meinen Eltern geoutet, was stressig war, denn natürlich ist es für meine Eltern eine größere Umstellung als für meine Lehrer oder so. Zudem wollte meine Mutter eine Tochter und hat viele schlechten Einflüsse aus ihrer Kindheit, dass sie sich zuerst richtig angestellt hat und wir zwischendurch richtig Krach hatten.
Für meinen Vater war es anfangs natürlich ungewohnt, er ist außerdem etwas älter und hat deshalb wenig Ahnung von dem Thema, aber er konnte letztendlich teilweise besser damit umgehen als meine Mutter.
Allerdings ist das nun alles geklärt, und meine Eltern benutzen meine gewünschten Pronomen.
Ich hatte anfangs auch sehr viele Erwartungen an den Umgang meiner Eltern mit mir, die nicht gleich erfüllt werden konnten, weil meine Eltern mit dem Thema nix zu tun hatten, weswegen ich auch sehr schnell frustriert und teilweise unfair war.
Ein Jahr später hab ich mich bei meinen Großeltern geoutet, was für mich auch ein großer Schritt war, weil ich davor ziemlich viel Angst hatte. Jokes on me, meine Großeltern sind damit besser umgegangen als meine Eltern. Sie missgendern mich zwar noch oft, aber nicht aus altersstarrsinniger Bockigkeit, sondern, weil sie halt alt sind und sich nicht mehr so viel merken können. Sie geben sich aber große Mühe, was ich sehr wertschätze.
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Trans* Diary
Non-FictionIhr seid euch nicht sicher, ob ihr queer/trans* seid? Ihr seid euch zwar sicher, dass ihr queer/trans* seid, aber wisst nicht, wie man sich outen kann? Ihr seid trans* und wisst nicht, wie man am besten den Alltag überleben soll, mit all den nervige...