Wir reden, wenn wir über Trans*menschen reden, meistens über die schlechten Seiten. Ich meine, das ist auch gerechtfertigt, Dysphorie macht keinen Spaß und die Wahrscheinlichkeit zum Suizid bei Trans*jugendlichen ist fünf Mal höher als bei Cis-Menschen. Das liegt unter anderem daran, dass ein Großteil der Trans*jugendlichen Mobbing, Cybermobbing und Ausgrenzung erfahren, außerdem sind Depressionen, Essstörungen und Angststörungen bei Trans*menschen auch nichts neues, leider. Anders, als viele Konservative behaupten, sucht man sich nicht einfach aus, trans* zu sein und wir müssen leider auch in der Öffentlichkeit über die schlechten Seiten reden, um das Bild zu verdrängen, Trans*menschen würden das alles nur so aus Spaß machen.
(Quelle: https://www.mdr.de/wissen/transgender-jugendliche-erhoehtes-suizid-risiko-100.html)Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir in unserer kleinen Bubble über coole Dinge sprechen, die man als Trans*menschen erlebt und sich für andere freut. Momente voller Euphorie, Fortschritte in der Transition, gelungene Coming-Outs, Vorteile, die man in den ganzen Nachteilen hat...
Wenn ihr wollt, dann erzählt gern mal in den Kommentaren eure Erfahrungen und so :D
Okay, I'll start:
1.
Ich war gestern vorm Sportunterricht zum Supermarkt gelaufen und hatte mir was zu trinken besorgt. Vor mir war ein Mann, der einen vollen Einkaufswagen hatte und so aussah, als würd das bei ihm noch was länger dauern mit dem Bezahlen. Er sah, dass ich nur eine Flasche hatte, und bot mir an, mich vorzulassen."Denn lassen wir den jungen Mann mal vor" hat er gesagt, und das hat mich sehr happy gemacht, weil ich in letzter Zeit sehr dysphorisch war und nicht das Gefühl hatte, ein gutes Passing zu haben.
2.
Ein Freund von mir hat sich letztens beim Musiktheorieunterricht geoutet. Das war einfach eine sehr süße Situation - es war das erste Mal, dass wir gleichzeitig Musiktheorieunterricht hatten, und ich hatte mich gewundert, weil er noch mit altem Namen angesprochen wurde. Nach der Stunde hatte ich ihn drauf angesprochen und er meinte, er wollte sich outen, aber wüsste auch nicht so ganz und keine Ahnung, er würde sich nicht trauen und so.
Ich fragte ihn, ob wir das jetzt zusammen machen wollen, oder ob das zu spontan wär.
Er war so "Ja ne, lass das jetzt schnell machen, keine Ahnung" und ich hab ihn gefragt, ob ich mitkommen sollte, auch was sagen sollte. Ja, ich sollte mitkommen, und er war sich noch nicht sicher, was ich sagen sollte und was er sagen wollte. Er sagte mir, ich solle einspringen, wenn er nicht mehr weiter wüsste. Ich stand daneben, während er bei unserem Musiktheorielehrer vorsichtig herumstammelte und es letztendlich doch allein schaffte, sich zu outen.
Unser Musiktheorielehrer war total entspannt damit. Er sagte diesem Freund, dass er sich Mühe mit dem neuen Namen gibt, und sollte ihm mal der alte Name rausrutschen, dürften wir ihn treten.3.
Ich hab fünf Legosteine in den Farben der Transflagge geschenkt bekommen :D
4.
An unserer Schule wurden letztens Menschen der Generation Internet informiert, dass sie sich als Mentoren für Handynutzung beim Seniorenrat melden konnten, damit ein paar Senioren ein bisschen digitale Nachhilfe bekommen. Ich fand, das klang ganz nett und hab mich da gemeldet. Außer mir haben sich zwei Mädchen und ein Junge gemeldet. Mein Name ist genderneutral. Wir haben uns zum Vorgespräch getroffen mit dem Typen, der das alles angeleitet hat. Eine der Mädchen saß schon da und hatte sich schon vorgestellt, als ich mit dem anderen Mädchen den Raum betrat. Der andere Junge war noch nicht da. Der Typ, der das alles angeleitet hat, hat em Mädchen, das mit mir den Raum betrat, den einzigen Mädchennamen zugeordnet, der noch übrig war und hat mich angeguckt und hat mir dann den Jugennamen von dem anderen Typen zugeordnet. Das hat mich sehr happy gemacht, dass mein Passing da so gut war, dass es nicht deutlich war, dass ich der eine mit dem neutralen Namen war.
5.
Ein Freund von mir hat vor ein, zwei Monaten seine Ostersüßigkeiten an uns verteilt. Mir hat er zwei Schokoeier gegeben und sagte so: "Jetzt hast du auch welche"fand ich witzig xD
6.
Ich hab mich letztens getaped und war ausnahmsweise mal sehr zufrieden mit dem Ergebnis und bin damit einen CSD gelaufen, meine Rippen haben sich sehr gefreut, mal nicht belastet zu werden durch einen Binder. Danach wollten ein paar Freunde von mir und ich im See schwimmen gehen, und das erste Mal seit vielen Jahren bin ich ohne Oberteil schwimmen gegangen, sondern halt mit Tape und Badehose. Es war etwas ungewohnt, aber sehr cool.
DU LIEST GERADE
Trans* Diary
Non-FictionIhr seid euch nicht sicher, ob ihr queer/trans* seid? Ihr seid euch zwar sicher, dass ihr queer/trans* seid, aber wisst nicht, wie man sich outen kann? Ihr seid trans* und wisst nicht, wie man am besten den Alltag überleben soll, mit all den nervige...