21 | Schatzsuche

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„Und du bist dir sicher, mit deiner Vermutung?", fragt Roger, als wir bereits zu der Nordweide unterwegs sind.

„Sieh es mal so, wir hätten eh in diese Richtung gemusst, um die Schafe einzusammeln. Da kann es ja nicht schaden, auch einmal meine Theorie zu überprüfen", lächele ich ihn an. „Außerdem stehe ich auf Schatzsuchen", grinse ich.

„Nicht zu übersehen", grinst Roger unter seinem Hut zurück. „Und ich bin neugierig genug, mich überzeugen zu lassen."
„Und du vertraust mir", ergänze ich.
„Hargh...", macht Roger und ich lache. „Doch, tust du! Du magst mich und du vertraust mir, weil ich dich auch mag. Und wenn wir deinen Schatz gefunden haben, brauchen wir die Pferde nicht zu verkaufen und du kannst von vorne anfangen mit dem Hof."

„Ich habe doch keine Ahnung vom Farmleben", zitiert er mich.
„Das stimmt doch gar nicht. Du warst nur lange weg. Schau dich an, du bist heute noch nicht runtergefallen", necke ich.

„Vorsicht Cowboy, ich kann auch anders!", brummt er tief. Doch statt mich zu ängstigen, macht es mich nur an, Roger hoch zu Ross und mit diesem etwas grimmigen Gesichtsausdruck zu sehen, den ich gestern auch ganz anders erleben durfte. Leidenschaftlich und unterwürfig. Liebevoll und sanft. Meine Gedanken schweifen ab und mein verklärter Gesichtsausdruck fällt auch dem Junior auf.

„Lass mich raten, schmutzige Gedanken..." Roger verkneift sich ein breites Grinsen, als er mich tadelnd ansieht.
„Aber so was von", gebe ich offen zu und Roger lacht auf. Dann hält er Luna an. Ich stoppe Sunny ebenfalls. „Was ist los?", frage ich überrascht, über die unerwartete Pause.
„Du bist los", grinst er und kommt mit seinem Pferd direkt neben mich, bevor er sich zu mir beugt und ich verstehe. Glücklich beuge ich mich ihm entgegen und spüre sogleich seine weichen Lippen auf meinen. Er riecht unglaublich gut, nach warmer Haut und Leder und...

„Hey", rufe ich, als mein Pferd beschließt, das das Gras ein paar Meter weiter besser aussieht.
„Jaja, gut erzogen, was?", lacht Roger, als er aufschließt.
„Vielleicht ist sie eifersüchtig, dass sie mich nicht mehr für sich allein hat", lache ich ebenfalls.
„Damit muss sie dann wohl lernen umzugehen", lächelt Roger beiläufig und ich spüre, wie mein Herz in meiner Brust größer wird. Die Andeutung, dies könnte eine längerfristige Beziehung werden, macht mich glücklicher, als ich mir das hätte vorstellen können.

Ich senke meinen Kopf, damit er nicht gleich sieht, wie zufrieden ich grade mit allem bin. Ich möchte nicht zu euphorisch sein, falls das wieder nur ein Spruch ist, doch ich glaube es auch wiederum nicht. Ich denke und hoffe, dass dieser Satz von dem wahren Roger kam. Dem Roger, der mich die letzte Nacht in seinen Armen gehalten und mich heute Morgen auf meinen ungeputzten Mund geküsst hat.

„Alles in Ordnung, Cowboy?", fragt er plötzlich. Schnell nicke ich. „Ja, lass uns weiterreiten. Sonst finden wir den Schatz nicht vor Einbruch der Dunkelheit", scherze ich. Also treiben wir unsere Pferde an und erreichen bald darauf, DIE HÜTTE IM WALD.

„Du hast dich geirrt, hier ist nichts!" Deutlich höre ich die Enttäuschung in Rogers Stimme, nachdem wir eine Stunde lang jede Ecke des alten Schuppens nach einem Geheimversteck oder Schatz abgesucht haben

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„Du hast dich geirrt, hier ist nichts!" Deutlich höre ich die Enttäuschung in Rogers Stimme, nachdem wir eine Stunde lang jede Ecke des alten Schuppens nach einem Geheimversteck oder Schatz abgesucht haben. Sogar den Boden haben wir geprüft, ob es eine versteckte Falltür oder ähnliches gibt. Kein Erfolg.

„Es ist Jahre her. Wo hätte deine Mutter etwas für den jungen Roger versteckt? Wo hätte der junge Junior gesucht?", unternehme ich einen letzten Versuch.
„Keine Ahnung, es ist so lange her!" Roger klingt frustriert. Vielleicht braucht er eine kurze Ablenkung.
„Lass uns eine Pause machen", schlage ich vor und gehe ihm entgegen.
„Das bringt doch alles nichts. Es war Zufall, dass die Buchstaben diesen Satz ergeben haben", meint er und lässt sich resigniert auf den Heuballen nieder.

„Zufall?", echoe ich. „Das ist sicherlich kein Zufall. Ich bin mir sicher, das etwas hier ist. Wir müssen nur kurz Abstand nehmen und den Blickwinkel auf das Ganze ändern. Was hat deine Mutter sich für dich gewünscht?", frage ich.

„Das ich den Schatz finde?", rät Roger. „Dass du deinen Schatz findest!", korrigiere ich.
„Wo ist der Unterschied?", stöhnt Roger. Ich grinse. „Schau doch mal hin", sage ich. Dann zeige ich auf mich. „Du?", lacht er auf und fängt sich dafür einen Knuff auf den Arm ein.

„Ja, ich. Also, nicht unbedingt ich, aber ein Liebster. Sie schrieb, du sollst deinem Liebsten den Ring anstecken. Also, wo ist er?" Rogers Augen werden groß wie Suppenteller.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?"
„Es ist doch nur rein hypothetisch. Ich will gar nicht, dass du mich fragst. Vermutlich würde ich ‚Nein' sagen", stichele ich.
„Vermutlich, hmm?"

„Na, mach schon", fordere ich ihn auf. „Frag mich!" Roger atmet tief ein und kramt den Ring aus seiner Hosentasche. Dann geht er erneut vor mir auf die Knie. „Gott, Roger!", kreische ich. „Ja, tausend Mal ja", rufe ich aus und Roger rollt die Augen. „Das war eine dumme ...", sagt er als er aufblickt um sich aufzurichten und stutzt.

„Ian...", flüstert er. Mein Herz schlägt plötzlich schneller. Hat er einen Geistesblitz, oder will er mich ärgern? Doch seine Augen starren stur geradeaus an den oberen Rand der Scheune. „Ich glaube, ich habe es gerade gefunden!"

Erwartungsvoll drehe ich mich um.

Wie Mann einen Cowboy zähmtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt