𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑 11

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Er ging schnellen Schritten den Flur auf mich zu und ich konnte mich nicht dazu bringen zu rennen. Es war wie in einem Traum, wo meine Beine gelähmt waren.

,,Bitte.'', flüsterte ich, als Carlos fast vor mir stand.

,,Was ist hier los?'', hörte ich eine männliche Stimme.

𝐄  𝐋  𝐄  𝐀
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Ich fuhr herum und blickte in die Augen eines Jungen mit braunen Locken und dunkelgrünen Augen. Alessandro. Sein Blick wanderte zu dem Messer in meiner Hand. Ich bekam eine Gänsehaut. Seine Mimik änderte sich und er streckte bestimmt die Hand aus.

Ich zögerte. Mit dem Messer würde ich mein einziges Schutzschild in die Hände eines Kriminellen geben. Wer weiß was er anstellen würde. Alessandro wurde ungeduldiger und sein Körper spannte sich an.

Wortlos gab ich ihm das Messer. ,,Zisch ab, Carlos!'' raunte er den anderen zu.

Carlos und die anderen gingen an uns vorbei, jedoch nicht ohne mir einen intensiven Blick zuzuwerfen, den ich nicht deuten konnte. War es Mitleid wegen dem was gleich mit mir passiert? Oder waren sie sauer auf mich?

Der Gang wurde wieder leer und Alessandro und ich waren das erste Mal alleine. Die Situation war irgendwie unangenehm, aber mein Atem war ruhig - wahrscheinlich lag das an den Beruhigungstropfen. ,,Was wolltest du damit?'', fragte mich Alessandro. Seine Ausstrahlung zwang mich förmlich die Wahrheit zu sagen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand bei ihm nicht schwach werden würde.

,,Verteidigung.'' Ich sah zu ihm hoch. Vielleicht war ich ihm ausgeliefert, trotzdem waren wir immernoch in der Schule. Das schien ihm wohl auch gerade klar zu werden. ,,Wollen wir vielleicht an einem ungestörten Ort reden?''

Nein!

Ich nickte erlegen. Alessandro ging voran und ich folgte ihm wie eine Gefangene. Wir verließen das Schulgelände und kamen in eine heruntergekommene Gegend. Obwohl es mitten am Tag war, war der Himmel dunkel. In meinem Kopf durchlebte ich ständig den Überfall erneut, weshalb meine Hände allmählich steif vor Angst wurden. Frierend verschränkte ich meine Arme. War ihm gar nicht kalt?
Wir hatten den ganzen Weg über kein Wort ausgewechselt. Worüber er mit mir reden wollte, wusste ich auch nicht.

Wir steuerten im abgelegenen Stadtteil geradewegs auf einen alten Schuppen zu. Ich stoppte und blieb stehen. So fing ein Horrorfilm an, indem das Opfer qualvoll umgebracht wird. War ich lebensmüde mich auf das hier einzulassen? Wenn ich schnell rennen würde, könnte ich es vielleicht bis in die Innenstadt schaffen. ,,Was ist?'', fragte Alessandro und drehte sich um.

,,Willst du da rein?'', fragte ich schüchtern und deutete auf den Schuppen vor uns.

Alessandro nickte. Er schien meine Situation nicht zu verstehen. ,,Lass uns lieber hier reden. Wir sind weit genug weg...'' Angespannt schaute ich in seine Hand mit dem Messer und brachte unauffällig etwas Abstand zwischen uns.

,,Wie du willst.'' Er machte kurz Pause und sah mich das erste Mal richtig an. Alessandro war mindestens einen Kopf größer als ich und das lag nicht an seinen Schuhen.

,,Carlos meinte du hättest mich erkannt?''

,,Was meinst du?'', stellte ich mich dumm.

,,Ich meine den Überfall.''

Ich antwortete nicht und schaute auf den Boden. ,,Das ist eigentlich nicht unsere Art. Wir hatten nur grad Probleme und es war unser letzter Ausweg.'' Alessandro studierte mein Gesicht förmlich, um irgendeine Emotion abzulesen. Sicherlich ist er schon genervt von meinem Schweigen. Cassidy hätte an meiner Stelle bestimmt schon zehn mal irgendwas erwidern können.

,,Du sollst einfach nur wissen, dass du keine Angst vor uns haben brauchst...''

Nachdem Carlos mich mit einer Pistole auf dem Mädchenklo überrascht hatte, war es bei mir mental vorbei gewesen. Daran wollte ich Alessandro jetzt aber nicht erinnern, also nickte ich nur.

Ich blickte das erste Mal auf und traf seinen Blick. Unsicher wich ich aus. ,,War's das?'' Seine Anwesenheit machte mich unruhig.

,,Warum warst du eigentlich beim Motorradrennen letztes Wochenende?''

,,Mich haben Freunde überredet.'' Es war das erste Mal in diesem Gespräch, dass ich etwas beitrug. Meine Stimme klang in meinen Ohren fremd.

,,Und die haben dich dann alleine in Gaels Hütte gelassen?'', fragte Alessandro sanft.

Den ekligen Mann mit der Hakennase hatte ich schon fast wieder aus meinem Gedächtnis gestrichen. Die ganze Nacht war sowieso schwammig in meinen Erinnerungen – was bestimmt an Deans kleinen Getränken lag.

Ich zuckte mit den Schultern und schämte mich dafür, dass ich so knapp antwortete. Doch Alessandro Blick schien nicht gelangweilt oder ungeduldig.

,,Warum warst du da?'', wollte ich wissen. Dumme Frage, er hat schließlich dran teilgenommen.

,,Ich bin selber mitgefahren.'' ,,Ist das nicht gefährlich in dieser Geschwindigkeit?''

Die kurvige Strecke und die Schnelligkeit der Motorräder waren soweit ich mich erinnern konnte nicht ganz ohne.

,,Das kommt drauf an wie erfahren du bist.''

Das glaubte ich Alessandro nicht, denn so wie das Rennen aussah war es für beide gefährlich. Irgendwas in mir wollte fragen, ob er das für das Geld machte. Ich würde zu gerne wissen was für Probleme er hatte, aber das schien mir dann doch zu persönlich. Ich kannte ihn praktisch gar nicht.

,,Kann ich dich nochmal was fragen?'' Ich nickte.

,,Wie ging es dir nach dem Unfall?'', seine Augen fixierten mich. Verkrampft biss ich mir so doll auf meine Zunge bis ich den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. ,,Nicht ganz so gut...'', antwortete ich eingeschüchtert. Seine Frage hatte mich überrumpelt. ,,Du lügst.''

,,Was meinst du?''

,,Ich hab dich in der Schule beobachten lassen und du warst immer angespannt - so wie jetzt.'',,

,,Das stimmt nicht.'', versuchte ich möglichst überzeugend zu sagen. Plötzlich fühlte ich etwas nasses auf meinem Kopf. Es fing an zu regnen. Alessandro schien es wohl auch gerade bemerkt zu haben. ,,Möchtest du mit reinkommen und bei uns warten bis der Regen vorbei ist?''

,,Nein, das geht schon.'' ,,Bist du dir sicher?'' Ich nickte und begann mich von ihm zu entfernen. Erschreckend stellte ich fest, dass mir die Wege hier alle fremd waren. Der Regen wurde stärker und dichter. Ich drehte mich um und zu meinem Glück stand Alessandro immernoch da. Sollte ich ihn fragen wo ich hier rauskomme aus dieser Wohnsiedlung?

Auf einmal merkte ich eine Wärme neben mir. ,,Ich bringe dich noch zurück nach Hause... nicht das dich nochmal jemand überfällt.''





Das war das 11. Kapitel meines Buches, ich hoffe es gefällt euch!

Wenn ja dann lasst gerne einen ,,'' da

~ 1031 Wörter ~

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