Teil 12

9 1 0
                                    

Elena P.O.V

Als wir im Krankenhaus ankamen, war es kurz nach 10. Mein Vater und ich liefen die langen Flure entlang. Alle Zimmertüren waren geschlossen. Bis auf eine. Und genau auf diese Türe liefen wir zu. Eine Schwester lief rein. Dann wurde ein Bett rausgeschoben. Und in diesem Bett lag Jason. Seine Augen waren geschlossen und er bewegte sich nicht. In seinen Mund war ein Schlauch geschoben und er war an alle möglichen Geräte angeschlossen. Die weißen Bettlaken waren rot. Blut. „Wo bringen Sie meinen Sohn hin?", fragte mein Vater die Schwestern nervös. „Auf die Intensivstation. Ihm geht es nicht gut. Er schafft es nicht mehr alleine zu atmen." Ich betrachtete ihn. Er sah unschuldig aus. Wie ein kleiner Engel. War er meistens auch. Langsam und den Tränen nahe drehte ich mich weg und schaute in den Raum, aus dem er rausgeschoben worden war. Da war noch ein Bett. Jan. Ich schluckte meine Tränen runter. Ich musste stark bleiben. Ich lief auf ihn zu und lächelte ihn an. „Hey Großer." Ich verwuschelte ihm die die Haare und küsste ihn auf die Wange. Schwach lächelte er zurück und sagte „Hallo Kleine. Alles klar bei dir? Was geht so?" Das war typisch Jan. Egal wie schlecht es ihm ging, immer cool bleiben. Erst alle anderen fragen wie es ihnen geht. Zumindest bei den Leuten die ihm wichtig waren. Ich konnte verstehen, dass er so extrem beliebt war. Er war einfach toll. Ich setzte mich zu ihm aufs Bett und lehnte meinen Kopf an seine Schulter, schwer darauf bedacht keins der Kabel zu berühren. „Alles super. Und wie geht's dir? Wie lang bist du noch an dieses Bett gefesselt?" Keiner von uns verlor ein Wort über Jason. „Weiß nicht, hoffentlich nicht mehr all zu lange. Eigentlich geht's mir schon wieder richtig gut. Ich bin topfit." Witz. Er hatte einen Schlauch mit Sauerstoff in der Nase und man hörte sein Herz unregelmäßig schlagen. Man sah ja, wie topfit es ihm ging. „Naja ok, ich bin ein bisschen müde..." Mit diesen Worten fielen seine Augen zu. Ich blieb noch ein paar Minuten bei ihm sitzen und ging dann langsam auf die Suche nach meinem Vater. „Was meinen sie mit, er wird wahrscheinlich nicht durchkommen? Es ging ihm doch die ganze Zeit ganz gut?" „Ja, sein Zustand hat sich aber heute morgen extrem verschlechtert und es sieht zur Zeit nicht so aus, als würde er sich wieder stabilisieren. Er ist im Moment auf der Intensivstation und wird strengstens überwacht, aber sein Asthma verschlimmert das ganze nochmal. Ich weiß nicht, wieviel Zeit er noch hat um sich zu regenerieren und zu stabilisieren, bevor es nochmal zu so einem Kollaps kommt. Und dass nächste Mal könnte nicht nur die Lunge unterversorgt sein, denn wenn die anderen Organe nicht mehr Sauerstoff bekommen und besser durchblutet werden, könnten sie ebenfalls aufhören zu arbeiten." Jason. Sie redeten über Jason. Ich ging näher an die Tür von der ich die Stimmen hörte. „Ja aber irgendwas müssen sie doch tun können?" fragte mein Vater verzweifelt. Die Ärztin, mit der er redete, schüttelte traurig den Kopf und sagte leise: „Zu diesem Zeitpunkt leider nicht. Wir werden Sie über seinen Zustand am laufenden halten. Es tut mir wirklich leid." Ich war oft genug in Krankenhäusern gewesen um zu wissen, dass eine Menge Leute hier starben. Meine Großeltern zum Beispiel. Ich hatte auch eine Menge mitbekommen, als ich am Knie operiert worden war. Ich hatte genug von Ärzten gehört um zu wissen, dass wenn sie in diesem Ton redeten, wirklich nicht mehr viel Hoffnung vorhanden war. Und mein Vater wusste es auch. Tränen liefen über seine Wangen. Allein ihn in diesem Zustand zu sehen, brachte mich an meine Grenzen. Aber ich würde stark bleiben. Wenn kein anderer stark bleiben würde, würde ich es tun. Ich lief auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und sagte: „ Papa. Er schafft das. Er ist ein Kämpfer. Komm, wir gehen zu ihm und Mama und dann gehen wir heim, du ruhst dich aus und ich mach was zu essen. Wir schaffen das." Er küsste mich auf die Stirn und nickte. Meine Mama schlief als wir hingingen und mein Bruder war immernoch ohnmächtig, also beschlossen wir später wieder zu kommen. Als wir im Auto saßen, warf ich einen Blick auf mein Handy, auf dem wieder eine Menge Nachrichten waren.

Mary- Hey Maus, wie geht's dir? Und wie geht's deiner Familie? Wollen wir heute Abend vielleicht mal telefonieren? Kimi hat gesagt du warst nicht in der Schule, ich mache mir Sorgen.... :( <3

StayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt