Elena P.O.V
Langsam ging ich durch die großen Krankenhaustüren. Mama und Jason waren beide auf der Intensivstation, Jan auf einer normalen. Ich würde zuerst nach ihm schauen. Nachdem ich die Stufen hochgelaufen war, überkam mich der altbekannte Schwindel. Aber gut, ich hatte in den letzten zwei Tagen auch nicht allzu viel gegessen. Ich lief auf Jans Zimmer zu, klopfte an und ging rein. Um sein Bett saßen einige Jungs rum, alles Jungs die ich auch kannte. „Hi", flüsterte ich leise, lief auf ihn zu und legte mich zu ihm ins Bett. Er küsste mich sanft auf den Kopf und ich lehnte mich an ihn an. „Hey ihr zwei, wir gehen dann mal", sagte Tommi. „Kommst du morgen, Elli?" „Ja, ich werd da sein." „Dann bis morgen, dir gute Besserung Jan. Die anderen kommen auch noch vorbei." Mein Bruder nickte nur schwach. Ihm ging es schlechter. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Er war wieder eingeschlafen. Ich blieb noch eine Weile so sitzen, dann stand ich auf und lief zur Intensivstation. Mein Vater stand mit meiner kleinen Schwester vorne dran. Er weinte. Ich lief auf die Tür zu, umarmte meinen Dad. „Wir warten im Auto." Ich nickte und lief rein. Mein kleiner Bruder lag mittlerweile neben meiner Mutter. Sie war wach. „Mommy" Sie lächelte mich schwach an und sagte „Hallo meine Kleine. Na? Alles gut bei dir?" Ich umarmte sie sanft. Ich durfte nicht weinen. Ich war stark. „Alles gut. Aber vielleicht solltet ihr trotzdem schauen dass ihr bald hier rauskommt, alleine den Haushalt zu schmeißen ist schwer.", lachte ich. Sie lächelte. „Wir probierens." Auch Jason war mittlerweile wach. „Na Kleiner? Auch mal wach?" Auch er lächelte. Ich war froh dass die beiden wenigstens probierten zu lächeln. Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis sie beide wieder einschliefen und ich zu Papa und Samira ins Auto ging. Ich war müde. Ich fühlte mich schwach, ich wollte alleine sein, ich wollte zusammenbrechen, ich wollte weinen. Ich brauchte eine Stunde für mich, ich wollte etwas kaputt machen. Ich bin auch nur ein Mensch. Auch ich konnte irgendwann nicht mehr. Sobald ich zu Hause war zog ich mir Sportsachen an, schnappte mir mein Handy und meine Kopfhörer und lief raus. Wir wohnten am Stadtrand, und rund um unser Haus war viel Wiese und Wald, und auch ein Bach. Ich wusste nicht wo ich hin lief, ich achtete nicht auf den Weg, ich lief einfach nur. Ich lief immer schneller, immer weiter, immer weiter weg von den Problemen die zu Hause auf mich warteten. Der Weg verschwamm. Mir liefen Tränen die Wangen runter. Irgendwann stolperte ich und fiel auf den Boden. Ich blieb liegen und weinte. Ich schrie und schlug auf den Boden und weinte. Ich weinte bis ich keine Luft mehr bekam und ich das Gefühl hatte dass mein Kopf explodieren würde. Ich fühlte mich leer. Ich wusste nicht wie es weitergehen sollte. Ich liebte Tim. Ich dachte nur noch an Justin. Meine Mutter und meine Brüder lagen im Sterben. Was macht man in so einer Situation? Ich hatte nicht gemerkt dass es dunkel geworden war. Und kalt. Ich hatte Sportleggins und ein T-Shirt an und fror ziemlich. Nach einem Blick auf mein Handy erschien es mir auch logisch. Es war halb 11. Ich hatte jede Menge Nachrichten und unbeantwortete Anrufe. Die meisten davon von Tim, Justin und Mary. Wo ich war. Was ich machte. Wies mir ging. Wies meiner Familie ging. Wies weiter geht. Ob alles ok ist. Dass sie sich Sorgen machten. Ich schaltete Flugmodus ein und lief nach Hause. In unserem Haus brannte kein Licht mehr. Ich schloss die Haustür auf und lief so leise es ging in mein Zimmer. Es war mittlerweile halb 12. Nach einem Blick in den Spiegel wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Meine Schminke war in meinem Gesicht verteilt. Meine Lippen waren dick und aufgeplatzt. Unter meinem rechten Auge war eine blau unterlaufene Schürfwunde. Auch meine Hände waren aufgeschürft. Ich lief in mein Bad, ließ das Wasser warmlaufen und schminkte mich vorsichtig ab. Als ich meine Leggins und mein Oberteil abstreifte und einen Blick auf meine Beine warf stöhnte ich genervt auf. Meine Knie waren offen und bluteten und meine Knöchel waren beide blau angelaufen. Vorsichtig stellte ich mich unter die Dusche und ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen. Ich merkte wie ich mich langsam entspannte und beschloss den nächsten Tag abzuwarten. Vielleicht sah ich im dunklen Licht viel schlimmer aus. Schnell zog ich mir ein T-Shirt an und legte mich ins Bett.
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Stay
Teen FictionEr schaute mich mit einem Blick an, der alles sagte. Wut, Hass, Trauer. Langsam drehte er sich um und ging. Jetzt hatte ich alles verloren, alles. Die Geschichte einer jungen Frau, die stark bleiben muss, obwohl sie innerlich zerbricht. Die alles ge...