8.

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Jungkook

Mein Blick glitt herunter zu seinem Bauch, um zu sehen, dass ich ihm sein Leiden erspart hatte, sodass ich mich nicht allzu schlecht fühlte. Trotzdem kamen Tränen in mir auf und ich wusste auch, warum. Ich wusste zwar, dass meine kleine Schwester Cha-eun auch im Krankenhaus war, aber tief im Inneren hatte ich gehofft, es hätte sie nicht getroffen. Nun stand ich einfach nur im Gang, rührte mich nicht und hörte nur die dumpfen Kampfgeräusche, die ich von der Mitte des Ganges wahrnehmen konnte. Die Tränen, die gerade in mir aufgestiegen waren, flossen in Rekordschnelle wie ein Wasserfall meine Wangen runter und hatten schon bald meine weiße Kleidung erreicht. Da mein Mund wegen des Schockes leicht geöffnet war, spürte ich meine salzigen Tränen, die zum Teil ihren Weg in meinen Mund fanden. Ich erstickte fast an Sorge und Traurigkeit, doch dies hinderte mich nicht daran, meinen Weg in Richtung Zimmer zu führen. Kurz vor der Zimmertür blieb ich stehen und spürte die erneuten Tränen, als ich das ganze Blut sah, das verteilt auf dem Boden war. Von draußen hörte man bereits die Sirenen anderer Krankenwagen und wahrscheinlich waren auch andere Rettungsautos dabei, doch das spielte für mich gerade alles keine Rolle. Das einzige, worum ich mich sorgte, war meine Schwester, die ich zu blicken bekam, als ich die Zimmertür einen weiteren Spalt weit öffnete.

Da lag sie: auf dem Boden, mit weißen Krankenhausklamotten, die von allen Seiten mit Blut beschmiert waren. Ich bekam ebenfalls zum Auge, dass sich in dem Rücken meiner Schwester ein Messer befand, und in der Person, die auf sie einstach, auch. Sie hatten sich also beide erstochen, doch ich konnte ich anders, als zu meiner leblosen Schwester zu eilen und sie in den Arm zu nehmen. Dem Blut zufolge war die Person, die sie erstach kein Vampir, sondern ein Mensch. Und nicht irgendein Mensch, sondern eine Person, die hier arbeitete. An meinem Gesichtsausdruck konnte man jetzt bestimmt pure Erschrockenheit und Enttäuschung erkennen. Doch es spiegelte sich noch etwas anderes wieder, nämlich das Verlangen, herauszufinden, wer hinter all diesem Chaos steckte und diese Befehle erteilte. Nach ein paar weiteren Minuten der Schockstarre, in der ich meistens in meinen Gedanken versunken war, und nur am Rande mitbekam, dass die beiden Personen immernoch am kämpfen waren, wurde ich schließlich durch einen lauten Schrei aus meinen Gedanken gerissen, der mir diesmal sehr nah vorkam. Und zwar zu nah. Viel zu nah, um ehrlich zu sein. Die Personen da draußen verschwendeten so, wie es aussieht keine Zeit und kämpften trotz Verletzungen weiter. Eine Stimme in mir hatte den den Drang, nachzugucken, wer da gerade um sein Leben kämpft. Da ich nunmal eine neugierige Person bin, stand ich nach diesem Gedanken leise auf, und bewegte mich Richtung Tür. Kurz vor ihr blieb ich stehen und lauschte erstmal.

"Ey.", ertönte eine Stimme von draußen, die ich, wie bereits gedacht nicht zuordnen konnte.
"Was ist denn?", fragte darauf eine andere Person schnippisch, die mir irgendwo her bekannt vorkam, nur weiß ich nicht, woher. Ich ging noch weiter vor bis zum Türschlitz, doch fiel direkt darauf erschrocken nach hinten.
"Na wen haben wir denn da, mh?", sagte einer der beiden Personen, die nun vor mir standen und auf mich herabsahen. "Lauschst du gerne bei Gesprächen?", fuhr er dann fort und kniete sich so weit nieder, sodass er nun vor mir saß und mit seinen Fingern grob mein Kinn umfasste. Ich wusste, dass wehren nichts brachte, also ließ ich ihn einfach machen, ohne Ahnung, was als nächstes passieren würde. Nach ein paar Sekunden der Stille meldete sich die andere Person ebenfalls zu Wort: "Lass ihn doch, wolltest du nicht deine Kräfte testen?", versuchte der andere Mann, den Mann vor mir überreden zu gehen, doch es klappte weniger gut. "Ich habe gesagt, dass ich alle töte, die mir entweder beim kämpfen zusehen, oder mir lauschen.", gab der Mann vor mir in einem etwas lauteren Ton von sich, doch der andere Mann, mit schwarzen Haaren blieb kalt.

Ich war mir ziemlich sicher, dass ich den Mann mit den schwarzen Haaren schonmal gesehen hatte, doch wo, weiß ich nicht mehr ganz so. Meine kompletten Gedanken von dem Abend in der Bar sind wie ausgeloschen, als wären sie nie da gewesen.

"Wir gehen. Und zwar jetzt, Jin.", sprach der Mann mit den schwarzen, etwas längeren Haaren, was den Mann mit den ebenfalls schwarzen Haaren, doch in kürzer, unzufrieden ausatmen ließ. "Nie lässt du mir meinen Spaß..", murmelte er beim aufstehen, wobei er eher so klang, als wäre er ein kleines Kind, das gerade nicht deren Willen bekommt. Der Mann, der anscheinend 'Jin' hieß, machte nochmal ein wenig seine Hose sauber, als er stand und dann verschwand er auch schon aus dem Zimmer.

"Pass auf dich auf, Kleiner.", sprach der Mann, in komplett schwarz mir zu und drehte sich dann ebenfalls um, um zu gehen. Mir kamen die beiden Männer schon vorher komisch vor, doch wer kämpft bitte in einem Krankenhaus, in dem gerade bestimmt mehr als 100 Menschen gestorben sind, um Stärke. Die beiden müssen wirklich verrückt sein, wenn sie sowas tun. Doch eine Frage habe ich noch, und zwar dachte ich, Silber sei schädlich für Vampire, warum trug der Vampir, namens Jin, also eine Waffe, die aus Silber bestand, mit sich? Diese Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich blieb einfach wie versteinert sitzen und starrte auf das Armband mit dem Stein in der Mitte. Ich kann mir vorstellen, dass ich dort noch ein paar Minuten saß, bis ich Schreie hörte, die durch das Krankenhaus hallten. Jemand fragte, ob es irgendwo hier noch Überlebende gab, und obwohl ich mich nicht von meiner, jetzt Toten, Schwester trennen wollte, musste ich, damit die Leute das ganze Chaos, das hinterlassen wurde, aufräumen konnten.

Nach ein paar Schritten schien mich jemand zu hören und kam direkt zu mir gerannt.
"Oh Gott, was ist hier denn bitte passiert? Sind Sie verletzt, der Herr?", bombardierte mich die junge Frau, die Sanitäterin zu sein schien, mit Fragen und ich nickte ihr zu auf die letzte Frage, damit sich wenigstens erstmal eine Sache geklärt hat. Dann ging ich auf ihre zweite Frage ein und konnte allein an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie gerade wahrscheinlich zehn verschiedene Gefühle durchlebte.
Diese Erkenntnis brachte mich innerlich ein wenig zum schmunzeln, doch ich zeigte es nicht, da das nun wirklich nicht zur Situation passte. Als ich ihr alles erzählte und Mittlerweile fast am Ende ankam, bekam ich als Antwort und Verständnis von ihr immer nur ein langgezogenes Nicken. An ihrem Akzent konnte man auch erkennen, dass sie nicht aus Korea stammt, sondern aus einem anderen Land. Höchstwahrscheinlich auch ein asiatisches, aber eben nicht Korea. Das war ein komischer Fakt, den ich gerade feststellte, ich weiß, aber es ist mir gerade einfach so aufgefallen.

Während ich noch ein wenig in meinen Gedanken versunken war, geschah vor mir schon einiges. Andere Sanitäre, also ihre Arbeitskollegen, dokumentieren meine Antworten, die ich ihr noch vor einigen Minuten gegeben hatte. Andere legten sich bereits mit dem Aufräumen ins Zeug und ich? Ich stand einfach nur mitten drin und beobachtete die Leute. Die ganze Arbeit, die sie hier erledigen müssen, könnte wohl noch ein wenig dauern. Dennoch werden sie den Willen, die Schuldigen zu finden, nicht aufgeben, genauso, wie ich.


1211 𝘸𝘰𝘳𝘥𝘴 ღ

Drunk Dance || 𝐓𝐚𝐞𝐤𝐨𝐨𝐤/𝐊𝐨𝐨𝐤𝐯 !! 𝐏𝐚𝐮𝐬𝐢𝐞𝐫𝐭 !!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt