Perspektivenwechsel
Nachdem Shaw und Riley sich reichlich am Snack-Automaten des Krankenhauses bedient hatten, war Riley mit angezogenen Knien auf einem Stuhl im Wartezimmer eingeschlafen. Irgendwann hatte Shaw sie mit seiner Jacke ein wenig zugedeckt, da es durch die Klimaanlage sehr kühl war. Alex hatte ihm viel von seiner Tochter erzählt. Eigentlich war es für Shaw nur eine weitere Gefängnis-Bekanntschaft gewesen, doch Alex hatte ihm bei einer Messerstecherei das Leben gerettet. Und jetzt, als er Riley gegenüber saß, fühlte er sich für sie verantwortlich. Zumal er Alex nicht hatte helfen können, so wie dieser es für ihn getan hatte. Was würde aus ihr werden, wenn ihr Vater nicht überleben sollte?
Er warf einen Blick auf sein Handy. Noch hatte er nichts von den anderen gehört, aber es beunruhigte ihn nicht weiter. Er war froh, wenn er eine Weile von Hobbs Stimme verschont blieb. Da fiel sein Blick auf das Datum und er stockte. Es war der sechste Juni. Irgend etwas sagte ihm dieses Datum, und da fiel es ihm wieder ein. Es war Riley's Geburtstag. Wenn er ihr Alter, aus den Gesprächen mit Alex, noch richtig im Kopf hatte, müsste sie heute achtzehn werden. Für andere war es der beste Tag in ihrem Leben, während Riley hier saß und nicht wusste, ob sie in wenigen Stunden noch einen Vater haben würde oder nicht. Sie müsste gerade ihren High School Abschluss machen. Wahrscheinlich zusammen mit dem Jungen, Liam. Shaw war auf den ersten Blick aufgefallen, dass er in die Kleine verschossen war. Er hätte ihm gleich sagen können, dass daraus nichts werden würde, denn wer so aufwuchs wie Riley war nicht gemacht für ein Leben an Unis oder in der Arbeitswelt der normal Sterblichen Bürger.
Es näherten sich Stimmen und Schritte. Shaw sah auf. Dom und der Rest des Teams erschienen im Wartezimmer. Sie alle sahen mitgenommen und erschöpft aus. Immerhin war es eine lange Nacht gewesen und die ersten Sonnenstrahlen drangen schon wieder durch die Fenster herein. Shaw erhob sich, als Hobbs gerade als letzter den Raum betrat. Normalerweise wären sie sich vermutlich verbal an die Gurgel gegangen, doch unter diesen Umständen nickten sie sich einfach zu. Heute nicht.
„Wie sieht es aus?", fragte Dom. „Ich weiß es nicht. Er ist schon seit drei Stunden im OP.". „Und wie geht es ihr?". Letty's Blick war auf Riley gerichtet. „Wenn man die Umstände bedenkt...", sagte Shaw und sah ebenfalls über die Schulter zu Riley. „Wo ist eigentlich der Junge?", fragte er jetzt. „Er wollte nicht mitkommen.", antwortete Ramsey und zuckte mit den Schultern. „Das Phantom ist also tot.", meldete sich Hobbs zu Wort. Shaw nickte. „Allerdings fehlt von Steinfield jede Spur.", merkte Roman an. Resigniert suchten sich alle so leise wie möglich einen Platz. Dom setzte sich auf einen Stuhl neben Riley. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Sie hat heute Geburtstag.". Dom sah zu Shaw auf, der ebenfalls wieder Platz genommen hatte. „Achtzehn.", sagte Dom. „Ich weiß nicht, was passiert, wenn die Polizei hier auftaucht. Und das wird sie, sobald herauskommt, wer ihr Vater ist.". Er seufzte resigniert, musste dann aber lächeln. „Sie ist gegen mich ein Rennen gefahren. Da hatte ich sie auf vielleicht fünfzehn geschätzt.", erzählte Dom. „Dabei ist sie schon erwachsener, als manch anderer von uns.". Er blickte dabei zu Roman und Tej, die sich am Automaten wegen irgend etwas zu streiten schienen. „Wenn sie jetzt volljährig ist, kann sie wenigstens niemand mehr in irgendein Kinderheim stecken.", sagte Shaw. „Was aber auch bedeutet, dass sie vor dem Nichts steht, sollte Alex das nicht überleben.", fügte er hinzu. Doch Dom schüttelte den Kopf. „Sie gehört zur Familie.". Und trotzdem kam Shaw nicht umher, dass ihm immer mehr Sorgen im Kopf herumschwirrten. „Die Polizei wird sie drankriegen wollen wegen des Cops. Da sind die empfindlich.". „So weit wird es nicht kommen.". Hobbs hatte sich zu ihnen gesetzt und wedelte demonstrativ mit dem Handy in seiner Hand herum. „Das war Mr Nobody.", erklärte er. „Er wird sich um die Polizei kümmern und sie in Steinfields Richtung lenken. Einen Deal aushandeln. Auch für Dalton. Jetzt ist die Sachlage eine andere als damals. Vielleicht kommt er auf Bewährung frei.". Er hielt kurz inne, aber niemand brauchte etwas zu sagen, denn ihnen war bewusst, dass kein Freispruch der Welt etwas bringen würde, wenn Alex an seinen Verletzungen starb.
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Fast and furious
FanfictionRiley ist 17 Jahre alt, lebt seit elf Jahren in einem Weisenhaus, ihr Vater sitzt im Gefängnis. Ihre einzige Leidenschaft ist das Rennen fahren. Bei einem solchen Rennen begegnet sie Dom und seinem Team. Als ein alter Bekannter ihres Vaters sein Gel...