Also übte ich so oft ich konnte. Das Industriegebiet in dem die Garage lag eignete sich perfekt dafür und da ich sowieso meist am späten Nachmittag fuhr, standen die meisten Gelände schon leer. Liam kam oft vorbei um mir zuzusehen und gemeinsam experimentierten wir an meinem Fahrstil herum. Mit Mitleid dachte ich an meinen Fahrprüfer, der bei diesem Anblick sicherlich einen Infarkt erlitten hätte. Gelegentlich redeten wir auch einfach nur in der Garage, tranken Limo und ließen Musik laufen. Er erzählte mir, dass es Carlo wohl nicht mehr so gut ginge und er sich Sorgen mache, seinen Großvater zu verlieren. Ich wusste, dass die beiden ein sehr enges Verhältnis hatten und auch ich hoffte, dass es Carlo bald wieder besser gehen würde.
Nach ein paar Wochen realisierte ich, dass ich meine Technik nur verbessern konnte, wenn ich endlich anfing, auch wirklich Rennen zu fahren. Tags darauf machte ich mich also auf den Weg zu dem Gelände, dass ich damals entdeckt hatte. Viel zu erzählen gibt es dabei nicht, ich hatte verloren, wenn auch nur um ein paar Sekunden. Das Schlimmste war eigentlich, dass mich dort niemand für voll nahm. Durch meine Körpergröße muss ich wohl auf viele einen lächerlichen Eindruck hinterlassen haben, was vermutlich wohl der Grund war, warum mein Gegner als Gewinner kein Geld von mir verlangte. Er dachte wahrscheinlich, ich hätte keines. „Trotzdem geiles Auto." meinte er noch.
Also ging ich dem Zubehörshop, von dem ich meine Ersatzteile her hatte. An den anderen Autos waren mir am Lenkrad knöpfe aufgefallen, deren Betätigung einen ziemlichen Geschwindigkeits-boost verursachten. Ich fragte den Verkäufer danach und er zeigte mir ein Zeug, dass in Gasflaschen abgefüllt war. „Das ist das einzige, was auf deine Beschreibung passt. Einfach vor dem losfahren aufdrehen und dann den Knopf betätigen.". Ein skeptischer Seitenblick. „Bist du dir sicher bei den Dingern? Die gehen ab wie noch was.". „Zwei davon." meinte ich unbeirrt und legte ihm das Geld auf den Tisch. Wenn ich nicht bald anfange Rennen zu gewinnen, bin ich bald pleite, dachte ich. Das austragen von Zeitungen würde bald nicht mehr ausreichen, da ich nur knapp plus minus einhundert Dollar im Monat verdiente. Und Carlo wollte ich nicht um Hilfe bitten.
Dad erzählte ich nichts von meinem neuen Hobby, er hätte sich nur darüber aufgeregt. Ihm erzählte ich nur, dass es mir gut ginge und auch meine Noten in der Schule in einem guten Bereich wären. Was auch eigentlich der Wahrheit entspricht. Würde ich nicht regelmäßig Einsen abliefern, hätte mich die Schulleitung sicher schon wegen meiner Fehlzeiten rausgeschmissen. Glücklicherweise gelang es mir, die Briefe die an die Leitung des Waisenhauses geschickt wurden, abzugreifen und rechtfertigte ein ignorieren der Mahnungen gegenüber meiner Lehrer damit, dass Kinder wie ich in diesem Sozialsystem nunmal untergehen würden, dass das unvermeidbar wäre, ich aber klar käme.
Ungefähr genauso gut lief es bei den Rennen. Immer öfter gelang es mir, zu den Gegnern aufzuschließen, bis ich eines Tages tatsächlich meine Nase um ein paar Zentimeter weiter vorne hatte. Ich gewann ganze fünfhundert Dollar, aber noch wichtiger war mir, dass man mich nun endlich etwas mehr respektierte. Der Mann mit dem anderen Dodge Challenger hatte recht: Der Respekt löste ein weit aus besseres Gefühl aus, als das Geld. Vielleicht wäre ich ja irgendwann so weit, um auch gegen ihn mal ein Rennen zu fahren.
Noch am selben Tag fuhr ich bei Liam vorbei. Ich fand ihn auf dem Sportplatz auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses seiner Eltern. Ich stieg aus und rief seinen Namen. Die missbilligenden Blicke der anderen aus unserer Schule entgingen mir dabei nicht. Schon immer war ich für sie ein einfaches Ziel gewesen, was neckische Bemerkungen und Beleidigungen anging. Dass Liam mit einigen befreundet war störte mich nicht, da er sie mehr als öfter in ihre Schranken wies.
„Was gibt's?" fragte er. Ich zog den Bündel Scheine aus meiner Jackentasche und er bekam große Augen. „Hast du etwa.... Du hast ein Rennen gewonnen?". Ich nickte triumphierend. Stürmisch umarmte er mich und ich ertappte mich dabei, wie ich mir wünschte, dass er mich nie wieder loslassen würde. Natürlich tat er das dann aber, und ich drückte ihm die Hälfte des Geldes in die Hand. Er weigerte sich aber, es anzunehmen. „Liam, ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Du verdienst es genauso viel. Vielleicht möchtest du ja etwas mit Carlo unternehmen.". Seine Miene wurde ernster aber er brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. „Stimmt, das würde ihn sicher freuen. Danke!". Ich winkte ab. Da wurde er von einem seiner Freunde gerufen und setzte eine entschuldigende Miene auf. „Schon gut, geh nur. Wir sehen uns morgen.". „Ich freue mich:". Damit drehte er sich rum und lief auf den Platz zurück. Ich setzte mich wieder ins Auto und wollte schon losfahren, als mir auf der kleinen Tribüne eine Gruppe von Jungs ebenfalls aus meiner Schule auffiel. Besser gesagt, waren sie eine Gang von der es kein Geheimnis war, dass sie hier und da auch mal in illegale Machenschaften verwickelt waren. Und wenn ich ihre Blicke richtig deutete, hatten sie mitbekommen, wie ich Liam das Geld gegeben hatte.
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Fast and furious
Fiksi PenggemarRiley ist 17 Jahre alt, lebt seit elf Jahren in einem Weisenhaus, ihr Vater sitzt im Gefängnis. Ihre einzige Leidenschaft ist das Rennen fahren. Bei einem solchen Rennen begegnet sie Dom und seinem Team. Als ein alter Bekannter ihres Vaters sein Gel...